Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, den 25.05.2022
Die Schilddrüsenvergrößerung, auch Struma oder Kropf genannt, ist ein Zuviel an Schilddrüsengewebe und zählt zu den häufigsten Schilddrüsenkrankheiten. Jedoch sagt das Volumen der Schilddrüse noch nichts über die Funktion des Organs aus. Die Schilddrüsenvergrößerung ist die weltweit häufigste Erkrankung der Schilddrüse.
Welche Symptome bei der Schilddrüsenvergrößerung typisch sind und welche Ursachen verantwortlich sein können, erfahren Sie in diesem Artikel. Des Weiteren erfahren Sie mehr über effektive Behandlungen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Schilddrüsenvergrößerung wird häufig durch einen Jodmangel verursacht.
- Mögliche Symptome können eine Schwellung am Hals sein, wie auch Schluckbeschwerden, Atemnot oder ein Druckgefühl im Hals.
- Die Therapiemöglichkeiten sind vielseitig und reichen von einer einfachen Ernährungsumstellung bis hin zur Entfernung der Schilddrüse.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wozu brauchen wir die Schilddrüse?
- 2 Schilddrüsenvergrößerung: Wann entsteht eine Struma?
- 3 Unterschiedliche Formen einer Struma
- 4 Symptome der Schilddrüsenvergrößerung und Schweregrade
- 5 Diagnose: Der Ursache auf den Grund gehen
- 6 Therapiemaßnahmen
- 7 Fazit
- 8 Quellen
Wozu brauchen wir die Schilddrüse?
Das schmetterlingsförmige Organ, bestehend aus zwei Schilddrüsenlappen, liegt direkt vor der Luftröhre, ist eine wichtige Hormondrüse und nimmt Einfluss auf unseren Stoffwechsel. In diesem Regelkreis verarbeitet die Schilddrüse Jod zu den Hormonen Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), die vor allem den Energiestoffwechsel in Schwung bringen.
Andererseits produzieren die C‑Zellen der Schilddrüse das Hormon Clacitonin, das in den Knochenstoffwechsel eingreift. Die Steuerung der Hormondrüse übernimmt die Hypophyse. Wenn die Hypophyse das Hormon TSH ausschüttet, führt dies zu einer Aktivierung der Schilddrüse.
Schilddrüsenvergrößerung: Wann entsteht eine Struma?
Eine Schilddrüsenvergrößerung kann unterschiedliche Ursachen haben. Die Hauptursache für die Entstehung einer Struma ist meist Jodmangel. Durch den Mangel werden weniger Mikrogramm der Schilddrüsenhormone produziert. Die Hypophyse bemerkt die Veränderung und schüttet vermehrt TSH aus, um die Hormonproduktion anzuregen. Es entsteht eine Überfunktion (Hyperthyreose).
Die vermehrte Aktivierung führt dann zu einer Schilddrüsenvergrößerung beziehungsweise Struma. Überdies können ein Mangel an Selen oder Eisen Gründe für das Leiden darstellen.
Genauso können krankhafte Veränderungen des Gewebes zu einer Struma führen. Dabei spielen vor allem entzündliche Prozesse und Autoimmunerkrankungen eine Rolle. Klassischerweise ist zum Beispiel bei der Autoimmunerkrankung Morbus Basedow die Schilddrüse vergrößert. Allerdings können auch andere Autoimmunerkrankungen wie die Hashimoto-Thyreoiditis die Entstehung eines Kropfes begünstigen.
Doch nicht nur eine Mangelversorgung, sondern auch ein Übermaß an Jod können bewirken, dass die Schilddrüse wächst.
Weiterhin können Tumore (sogenannte Schilddrüsenkarzinome) zu einem erhöhten Schilddrüsenvolumen führen. Dabei können entweder gutartige Knoten und Zysten, aber auch bösartige Neubildungen dahinter stecken. Darum ist es wichtig, neu aufgetretene Vergrößerungen zeitnah von einem Arzt abklären zu lassen.
Mögliche Ursachen für ein Struma:
- Mangel an Jod
- Übermaß an Jod
- Mangel an Eisen oder Selen
- Schilddrüsenentzündung und Autoimmunerkrankungen
- Schilddrüsenunterfunktion und Schilddrüsenüberfunktion
- Tumore und Knoten
Unterschiedliche Formen einer Struma
Struma diffusa: Als Struma diffusa bezeichnet man ein Schilddrüsenwachstum ohne eine zusätzliche Knotenbildung.
Struma Nodosa (Schilddrüsenknoten): Während die Struma diffusa ein gleichmäßiges Schilddrüsenwachstum aufweist, ist bei der Struma Nodosa ein einzelner Knoten (Struma uninodosa) oder mehrknotige Areale (Struma multinodosa) vorhanden.
Schilddrüsenadenom: Ein Schilddrüsenadenom ist eine Wucherung von Schilddrüsenzellen. Autonome Adenome nehmen Jod auf und produzieren vermehrt Schilddrüsenhormone. In einem Szintigramm sind sie als sogenannte „warme“ oder „heiße“ Knoten zu erkennen und meist nicht bösartig. Adenome, die nicht jodspeichernd sind, sind in der Szintigraphie als „kalte“ Knoten zu erkennen. Bei dieser bestimmten Art von Drüsengewebe besteht ein gewisser Krebsverdacht, dem durch weitere Untersuchungen nachgegangen werden sollte. Hierfür muss in einer Schilddrüsenoperation das Adenom entfernt und mikroskopisch untersucht werden.
Schilddrüsenzyste: Eine Zyste ist eine mit Flüssigkeit gefüllte Gewebekapsel. Im Ultraschall sind sie leicht als solche zu erkennen. Im Szintigramm machen sie sich als kalte Knoten bemerkbar. Es besteht jedoch keine Gefahr auf Schilddrüsenkrebs.
Kolloidknoten: Schilddrüsenzellen bilden durch ihre Positionierung Hohlräume (Follikel) in den die Schilddrüsenhormone gebildet werden. Diese Hohlräume können mit der Zeit einreißen und vernarben, was zu einem Kolloidknoten führt. Diese Art der Kropfbildung ist harmlos, kann jedoch Beschwerden verursachen und muss dann behandelt werden.
Symptome der Schilddrüsenvergrößerung und Schweregrade
Die Schilddrüsenvergrößerung kann in unterschiedliche Grade eingeteilt werden.
0: Es liegt keine Struma vor.
1a: Es ist eine Vergrößerung (Kropf) in der Nähe des Kehlkopfes tastbar, aber nicht sichtbar.
1b: Es ist eine Vergrößerung tastbar und bei einer Rückwärtsneigung (Reklination) des Kopfes sichtbar.
2: Die Vergrößerung ist bereits sichtbar, ohne dass der Kopf in den Nacken gelegt wird.
3: Es liegt eine starke Vergrößerung vor, die bereits aus weiter Entfernung sichtbar ist.
Übrigens: Eine gesunde Schilddrüse ist bei Frauen bis zu 18 ml und bei Männern bis zu 25 ml groß.
Eine alleinige Schilddrüsenvergößerung ohne Funktionsstörung bereitet den meisten Patienten vor allem in optischer Hinsicht Probleme. Die Schwellung am Hals kann psychisch sehr belastend sein, wenn sie deutlich zu erkennen ist.
Große Strumen verursachen zudem ein unangenehmes Druckgefühl im Hals, was zu Heiserkeit führen kann. Der Betroffene muss sich ständig räuspern. Sehr große Strumen können außerdem die Luft- oder Speiseröhre verschieben. Zwar erstickt man nicht an einer vergrößerten Schilddrüse, aber eine Verlagerung der Luftröhre kann dann zum Problem werden, wenn im Notfall oder wegen einer Operation beatmet werden muss.
Außerdem wird häufig bei Sport oder Stress Luftnot empfunden. Des Weiteren kann Druck auf die Speiseröhre zu Schluckbeschwerden führen.
Diagnose: Der Ursache auf den Grund gehen
Haben Sie eine Schilddrüsenvergrößerung, so wird der Arzt Ihnen zunächst einige Fragen stellen und anschließend eine Tastuntersuchung eines möglichen Kropfes durchführen. Darauf folgt meist eine Blutabnahme, um über die Hormone eine mögliche Schilddrüsenunterfunktion oder Schilddrüsenüberfunktion festzustellen oder anhand von bestimmten Antikörpern eine Autoimmunerkrankung zu erkennen.
Um die Struktur der Schilddrüse beurteilen zu können, führt der Arzt im Anschluss noch einen Ultraschall durch.
Je nach Befund können ergänzende Untersuchungen wie eine Szintigraphie erfolgen. Dabei wird ein leicht radioaktives Jod oder Technetium über die Vene gegeben, das sich in der Schilddrüse sammelt. Wie viel von dem Jod in der Schilddrüse ankommt, wird über eine sogenannte Gammakamera gemessen. Dabei ist die geringe radioaktive Strahlung unbedenklich.
Zum Ausschluss eines bösartigen Tumors wird gerade bei klar abgrenzbaren Knoten oft eine Feinnadelbiopsie durchgeführt. Hier werden mit einer dünnen Nadel Proben aus der veränderten Stelle entnommen und untersucht. Gegebenenfalls kann noch eine sogenannte MIBI-Szintigraphie durchgeführt werden, bei der man die Stoffwechselaktivität der Schilddrüse unter die Lupe nimmt.
Therapiemaßnahmen
Je nachdem, welche Ursache der Schilddrüsenvergrößerung zugrunde liegt, gibt es verschiedene Therapieoptionen.
Liegt eine jodmangelbedingte Schilddrüsenvergrößerung vor, muss auf die Ernährung und eine ausreichende Jodzufuhr geachtet werden. Lebensmittel mit einem hohen Jodgehalt sind Seefische, Algen und jodiertes Speisesalz. Des Weiteren kann man Jodid in Tablettenform zu sich nehmen.
Bestehen Grunderkrankungen, muss überlegt werden, wie und ob eine Therapie dieser Erkrankung möglich ist. Häufig hat man mehrere Optionen. Das heißt, dass individuell mit dem Arzt besprochen werden muss, wie schwerwiegend eine Schilddrüsenvergrößerung ist, ob eine Funktionsstörung der Schilddrüse im Vordergrund steht oder ob sogar der Verdacht auf Schilddrüsenkrebs besteht.
Eine Therapieoption ist, die Schilddrüse in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren und eine vorhandene Über- oder Unterfunktion medikamentös zu behandeln.
Zudem besteht bei einer vermehrten Speicherung von Jod in der Schilddrüse die Möglichkeit einer Radiojodtherapie. Hierbei handelt es sich um eine stationäre Behandlung. Es wird ähnlich wie bei der Szintigraphie radioaktives Jod über die Vene gegeben, das von der Schilddrüse aufgenommen wird. Der Unterschied liegt in der Dosis. Für die Radiojodtherapie wird eine höhere Dosis verabreicht, um gezielt überschüssiges Schilddrüsengewebe zu zerstören.
Eine neuere Therapieform ist die Thermoablation. Hierbei zerstört Hitze die krankhaften Areale der Schilddrüse. Es gibt inzwischen unterschiedliche Verfahren, bei denen man entweder mit Radiofrequenz- oder Mikrowellen minimalinvasiv über eine dünne Sonde und unter lokaler Betäubung das Gewebe erhitzt oder nicht-invasiv mit Ultraschallwellen.
Zudem ist eine teilweise oder komplette Entfernung der Schilddrüse möglich. Die Operation ist Mittel der Wahl bei Verdacht auf einen bösartigen Tumor, kann aber auch bei Wunsch des Betroffenen und mit Absprache des Arztes erfolgen, wenn andere Therapien versagen.
Die Operation findet unter Vollnarkose statt und der Betroffene muss lebenslang Hormone in Tablettenform einnehmen, wenn nicht mehr genügend Schilddrüsengewebe vorhanden ist.
Behandlungsmöglichkeiten der Schilddrüsenvergrößerung im Überblick:
- Gezielte Anpassung der Ernährung
- Regelmäßige Kontrolle des Arztes und Einnahme bestimmter Medikamente
- Radiojodtherapie
- Thermoablation
- Operative Entfernung der Schilddrüse
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Fazit
Die Schilddrüsenvergrößerung ist eine Erkrankung, die in den meisten Fällen durch einen ernährungsbedingten Jodmangel verursacht wird. Treten Beschwerden wie Engegefühl, Schluckbeschwerden, Heiserkeit oder Atemnot auf, kann dies ein Indiz für eine Schilddrüsenvergrößerung sein und sollte von einem Arzt untersucht werden. Eine Untersuchung ihres Blutes kann darüber Aufschluss geben. Wird der Schilddrüsenknoten in einem frühen Stadium erkannt und rechtzeitig behandelt, ist die Prognose für diese Art von Schilddrüsenerkrankung sehr gut.
Achten Sie auf eine ausreichende Jodversorgung – dies gilt besonders für Zielgruppen mit einem erhöhten Jodbedarf (zum Beispiel Stillende oder Schwangere), um der Struma effektiv vorzubeugen.
Quellen
- flexikon.doccheck.com/de/Struma
- flexikon.doccheck.com/de/Schilddr%C3%BCse
- deutsches-schilddruesenzentrum.de
- aerzteblatt.de
- internisten-im-netz.de/
ÄrztinArzt/Ärztin nach geltender Approbationsordnung
Dr. Natascha Kern studierte Humanmedizin an der Johann Wolfgang von Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Sie arbeitet am Institut für Rechtsmedizin in Frankfurt. Zwischen 2017 und Ende 2019 schreibt sie als Gastautorin auch für Health Rise.