Wer ist bei rosswell geboren

Internationales Biographisches Archiv 27/1964 vom 22. Juni 1964
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 11/1996

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    Herkunft

    Roswell Leavitt Gilpatric wurde 1906 in Brooklyn, New York City geboren.

    Ausbildung

    G. besuchte das Hotchkiss-Internat in Lakeville (Connecticut), bis er mit Auszeichnung die Hochschulreife erwarb. Er studierte dann mit Auszeichnung die Rechte in Yale, wo er auch Herausgeber des Rechtswissenschaftlichen Journals von Yale war.

    Wirken

    1932 wurde G. als Anwalt beim Gerichtshof des Staates New York zugelassen, trat in das New Yorker Anwaltsbüro Cravath de Gersdorff, Swaine und Wood ein und spezialisierte sich auf Körperschafts- und Finanzrecht. Als Rechtsanwalt erhielt er 1935 beim Obersten Gerichtshof der USA (United States Supreme Court) und 1936 beim Bundesgericht (Federal Court) die Zulassung. 1940 assoziierte er sich mit Cravath, Swaine und Moore.

    Als Spezialist für Körperschaftsrecht kam G. während des 2. Weltkriegs in häufigen beruflichen Kontakt mit Rüstungsfirmen. Wegen seiner Kenntnisse über Rechtsfragen auf dem Rüstungssektor berief man ihn während des Koreakriegs als Berater ins Verteidigungsministerium. 1951 ernannte Harry Truman ihn zum Ministerialdirektor für Rüstungsfragen bei der Luftwaffe unter ...

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    Roswell ist ein tristes Kaff. Wer den Ort mitten in New Mexico erreichen will, muss dreieinhalb Stunden einsame Fahrt durch die Halbwüste auf sich nehmen. Dort angekommen, findet er an der Main Street ein gesichtsloses Rathaus, Schnellimbisse, staubige Fassaden, leere Läden und einen Gerichtstempel, davor die in Marmor gemeißelten Zehn Gebote. Der Wind treibt Tumbleweed übers schmelzende Pflaster.

    Doch einmal im Jahr blüht Roswell auf. Jeden Juli pilgern Zehntausende ins glutheiße Herz des US-Südwestens. Sie kostümieren sich als Aliens, zuckeln in selbstgebauten Papp-Ufos über die Straße, schlurfen durchs Ufo-Museum, dozieren über fliegende Untertassen - und manchmal auch darüber, wie sie von solchen entführt wurden. "1960 war das, ich war dreieinhalb", gestand Derrel Sims, selbsternannter "Alien-Jäger", dem Reporter von SPIEGEL ONLINE einmal bei einem Besuch in Roswell. "Als nächstes lag ich auf einem OP-Tisch. Ich hörte, wie die Aliens über meine anstehende Gehirnoperation diskutierten."

    Sims, Ufo-Souvenirhändler und "Experte für Alien-Implantate", ist kein Sonderfall. Die USA wimmeln von "Ufologen", und Roswell, das Kaff im Backofen New Mexico, ist ihr heiliger Gral. Niemand kann die Enthusiasten davon abbringen: Hier, auf einer Farm, stürzte Anfang Juli 1947 ein Ufo ab. Die Gemeinde selbst facht den Mythos kräftig an, auch in der Hoffnung auf Touristen-Dollar und Hollywood-Ruhm: In diesem Sommer lockt zum Beispiel ein dreitägiges "Ufo-Festival" samt "internationaler Ufo-Konferenz" und nächtlicher "Ufo-Lichterparade" über die Main Street.

    Das hätte sich der Ranchvorarbeiter Mac Brazel kaum träumen lassen, als er damals nach einer lauten Gewitternacht sein Land abritt, um nach den Schafen zu schauen. Er fand mysteriöse Trümmer, die Erde war aufgewühlt. Brazel sammelte ein paar Stücke auf und brachte sie zum Sheriff. Der alarmierte das Militär, das wiederum die Weide absperrte und die Wrackteile in einen nahen Hangar schaffte.

    Am 8. Juli 1947 gab die bei Roswell stationierte Armeeeinheit eine spektakuläre Pressemeldung heraus: Es handele sich um die Reste einer "fliegenden Untertasse" - eine Sensation, die von allen Zeitungen verbreitet wurde. Die "Roswell Daily Record" zitierte zwei weitere Augenzeugen ("Mr. und Mrs. Dan Wilmot"), die das Ufo von ihrer Veranda aus erblickt hätten: "Es war weniger als eine Minute in Sicht."

    Kurz darauf zog die Armee alles auf einer Pressekonferenz wieder zurück: Es sei kein Ufo, sondern nur ein havarierter Wetterballon.

    Seitdem blühen die Spekulationen. Immer mehr Zeugen meldeten sich. Details machten die Runde: Das Wrack sei aus schwerelosem Metall gewesen, aus unzerstörbarer Alufolie, Hieroglyphen hätten sich darauf befunden. Auch Aliens seien gefunden worden, einige tot, einige lebendig. Eine Krankenschwester, die sie skizziert habe, sei kurze Zeit später spurlos in England verschwunden.

    Verharmlosung der Militärs?

    Dann wurde es wieder still. Bis 1978, als der Physiker Stanton Friedman den Armeemajor Jesse Marcel interviewte, der an der Bergung beteiligt gewesen war. Marcel sprach von einem vertuschten Ufo-Fund. Das trat die Lawine aufs Neue los. Es gab Bücher, Studien, Filme. Vieles entpuppte sich als Hokuspokus und mancher "Ufologe" als Hochstapler. Die Zweifel an der offiziellen Version aber blieben.

    Selbst zwei Regierungsberichte von 1995 und 1997 konnten die Ufo-Jünger nicht überzeugen. Demnach war das Wrack das Resultat eines missglückten Spionageprogramms namens "Project Mogul": Höhenballons hätten Atombombentests und Langstreckenraketen der Sowjets aufspüren sollen, die "Wesen" seien Testpuppen gewesen.

    Aber vor allem die Einheimischen glauben den amtlichen Beteuerungen bis heute nicht. Warum auch? 1945 wurde rund 200 Kilometer westlich von Roswell die erste Plutoniumbombe der Welt gezündet, Vorläufer der Nagasaki-Bombe. Auch damals verharmloste das US-Militär den Atompilz als "Munitionsexplosion".

    "Eine folienartige, metallische, graue Substanz"

    Eine der abenteuerlichsten Erklärungen für den "Roswell-Vorfall" lieferte voriges Jahr die Journalistin Annie Jacobsen. In ihrem Buch "Area 51" über das gleichnamige Top-Secret-Militärgelände in Nevada, dem ebenfalls seit jeher Ufo-Gerüchte anhängen, stellte sie eine neue Theorie auf: Die Wesen seien vom Nazi-Arzt Josef Mengele brutal deformierte Kinder gewesen - von den Sowjets in das Flugobjekt gezwungen, um die USA in Panik zu stürzen.

    Nur wenige Protagonisten von einst sind noch in der Szene aktiv. Ihr König ist Jesse Marcel Jr., Sohn des kritischen Majors. Der Irak-Veteran war acht, als sein Vater ihn in jener Julinacht geweckt und ihm die Trümmer gezeigt habe: "Eine folienartige, metallische, graue Substanz und Fragmente dessen, was wie ein Stab aussah, mit violettfarbenen Hieroglyphen."

    Auch Stanton Friedman tingelt weiter weltweit über die Ufo-Messen, hält verärgerte Vorträge und ist ein regelmäßiger Gast in Roswell, wo er aus seinem Standardwerk "Crash at Corona" liest, benannt nach dem Nachbarort von Roswell. "Warum lügen sie uns an?", fragt er dabei gerne. "Weil Regierungen lügen dürfen."

    In Roswell ist ihnen das nur recht: Die Ufo-Manie ist seine größte, wenn nicht einzige Einnahmequelle. "Aliens Welcome", grüßen die Neonlichter. Die Main Street ist von Ständen gesäumt, an denen es Außerirdische in jeder Form zu erstehen gibt - Schlüsselanhänger, Aufkleber, Magneten, aufblasbare Puppen. "Roswell", wirbt die Stadtverwaltung auf ihrer Ufo-Website: "Ein toller Ort zum Abstürzen."