Wer ist teresa simon

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Erstellt: 20.02.2021, 09:00 Uhr

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Wer ist teresa simon

In Hallo spricht Brigitte Riebe, die unter dem Pseudonym Teresa Simon „Glückskinder“ geschrieben hat, über ihren Roman. © Schelke

Die Schwabinger Autorin und Historikerin Teresa Simon verrät im Hallo-Interview, wie das Schreiben in Corona-Zeiten ist und was ihr besonders Mut macht.

Giesing/Bogenhausen - Die Münchner Möhlstraße in der Nachkriegszeit war europaweit der größte Schwarzmarkt, auf dem amerikanische Zigaretten als wertvollste Währung galten. Die Historikerin Teresa Simon ist immer neugierig auf außergewöhnliche Schicksale. Intensiv recherchiert ist ihr großartiger Roman „Glückskinder“.

Frau Riebe, wie ist das Schreiben in Corona-Zeiten?

Ich bin ja eigentlich schon seit 30 Jahren im Home-Office. Dadurch ist es nicht so schwierig. Problematischer sind da schon die Recherchen. Bis man da an das Material kommt, kann dauern. Aber Gott sei Dank habe ich ja für jedes Projekt eine Studentin, die mir hilft. Ansonsten ging man früher mal in ein Café, hat Menschen, Gesichter studiert, das fällt jetzt flach. Ich bin froh, dass sich über die Jahre so viel angesammelt hat. 

Sie schreiben ja unter drei verschiedenen Pseudonymen.

Lara Stern habe ich schon längst abgelegt. Auch Felicitas Gruber liegt zur Zeit auf Eis, weil meine Freundin, mit der ich da zusammengearbeitet habe, wenig Zeit hat. Aber ich kann mich ja schließlich auch nicht drei- oder vierteilen. Und als Teresa Simon schreibe ich Bücher über historische Themen – die haben mich schon seit meinem 13. Geburtstag fasziniert.

„Glückskinder“ spielt im Nachkriegs-München. Wie sind Sie auf die Hauptfiguren, Toni und Griet gekommen?

Meine Mutter und meine Oma waren Vertriebene. Dadurch war das immer ein Thema an unserem Tisch. Als Kind war das für mich ganz weit weg und daher sehr abstrakt. Bis mir als Schülerin im Bücherbus Rolf Hochhuths „Der Stellvertreter“ in die Hände fiel. Da sagten alle noch: Das ist doch nix für dich. Ich habe es aber in einem Rutsch durchgelesen und als ich fertig war, wusste ich, dass ich Historikerin werden wollte. Die Toni hat viel mit meiner Tante zu tun, die auch in einem Verlag gearbeitet und mir die Bücherleidenschaft vermittelte.

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Sie schreiben von einem KZ-Außenlager in Giesing. Wo war das genau?

Das KZ lag in der Nähe des Agfa-Geländes, wo während des 2. Weltkriegs Zündköpfe hergestellt wurden. Heute ist es das Gelände um den Weißenseepark. Damals lebten im KZ 200 holländische Widerständlerinnen, die für Agfa arbeiten mussten. Die haben sich nichts bieten lassen, haben 1945 gestreikt, weil sie nur Wassersuppe zu essen bekamen. Das weiß man ja heute alles nicht. So ist die Figur der Griet entstanden.

Wie lange haben Sie an dem Roman geschrieben?

Die erste Idee dazu hatte ich vor vier Jahren. Gearbeitet habe ich daran 18 Monate. Ich habe auch mit vielen Zeitzeugen gesprochen. Einige davon hatten ein phantastisches Gedächtnis und mir kleine, feine Geschichten erzählt, die im Roman vorkommen.

Die Bogenhausener Möhlstraße, in der ja ein großer Teil Ihres Buchs spielt, war ja der größte Schwarzmarkt Europas. Warum?

Es hatten sich dort sehr viele jüdische Organisationen angesiedelt. Die jüdischen Händler fühlten sich dort geschützt.  München bzw. die amerikanische Zone war für sie lediglich eine Zwischenstation. Eigentlich wollten die meisten in die USA oder in das heutige Israel.

Sie haben Ihrem Buch ein Zitat von Erich Kästner vorangestellt. Was bedeutet er Ihnen?

Ganz viel, ich bin ja mit ihm groß geworden. Er hat ja ewig gültige Geschichten geschrieben.

Was macht Ihnen persönlich Mut?

Freundschaft, dass jemand sagt, was er denkt, ohne mit den Wölfen zu heulen. Auch Kunst macht mir Mut. Und vor allen Dingen: meine grenzenlose Liebe zu Büchern!

Ihr Lebensmotto?

Sei klug und halte dich an Wunder. Es stammt von der von mir heiß geliebten Lyrikerin Mascha Kaléko.

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Claudia Theurer

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