Wie erkennt man eine wertvolle Geige?

Instrumentenexperte Philip Scott begutachtet die Violine eines Teilnehmers Foto: Jan Reich

Wer Violine spielt, ist sich nicht immer sicher, ob er einen Schatz in Händen hält. In Stuttgart hat der Londoner Experte für historische Streichinstrumente Philip Scott Musikliebhaber gratis über den Wert ihrer Instrumente beraten.

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Stuttgart - Zunächst beginnt alles ganz harmlos. Das, was der 61-Jährige Philip Scott, Leiter der Abteilung Musikinstrumente des Auktionshauses Bonhams in einem Zimmer des Hotels Maritim zu sehen bekommt, bringt ihn als Fachmann für alte Streichinstrumente nicht in Ekstase. Dennoch prüft er die Geigen gewissenhaft und leuchtet mit einer bleistiftdünnen Lampe ins Innere, um den Stempel des Herstellers besser zu erkennen. „Es ist eine sächsische Viola von Johann Gottfried Kamm aus dem 18. Jahrhundert. Sie ist mehrere Tausend Euro wert, aber leider für eine Auktion in London ungeeignet“, sagt er. Ähnlich wie dem Ratsuchenden aus Stuttgart ergeht es auch anderen.

Und dann kommt er doch, der seltene Moment, der selbst dem Experten, der schon alles gesehen hat, den Glanz in die Augen treibt. Eine ältere Dame, die wegen einer Verletzung nicht mehr musizieren kann, präsentiert ihm ihre Violine. Ihr Onkel, ein Arzt, hatte sie ihr einst geschenkt, als sie noch Musikstudentin war. Die Violine ist sehr gut erhalten, trägt die Signatur „Nicola Amati 1669“. Um trotz eines Gutachtens von 1928 eine Fälschung auszuschließen, rät Philip Scott der Besitzerin zu einer so genannten dendrologischen Analyse über das Alter des Holzes. Selbst bei einer Fälschung wäre die Violine etwa 20 000 Pfund (rund 25 000 Euro) wert. Beim Original würde die Dame mindestens das Doppelte erzielen. Mit Tränen in den Augen sagt sie: „Ich will sie verkaufen. Sie klingt so schön, und irgendjemand muss sie zum Klingen bringen, weil ich doch selbst nicht mehr spielen kann.“

Alte Musikinstrumente sind Wertanlagen. In Auktionshäusern erzielen sie weltweit bisweilen exorbitante Preise. Der 61-jährige Philip Scott ist Leiter der Abteilung Musikinstrumente des Londoner Auktionshauses Bonhams. Im mittlerweile drittgrößten Londoner Auktionshaus Bonhams entscheidet er darüber, welche Instrumente zu welchem Preis in die Auktionen kommen. „Ich bin oft in deutschen Städten, denn Deutschland ist in der Welt der Musik eine hervorragende Adresse“, sagt der studierte Mittelalterhistoriker, der privat weder Geige noch Cello, sondern Klavier spielt.

Das historisch bedeutendste Stück, das der Experte in Händen hatte, war eine Violine von Andrea Amati aus dem Jahre 1574. „Was Amati damals, als in England Elisabeth I. regierte, entwickelt hatte, war seiner Zeit weit voraus. Es gab ja bei den Komponisten noch keinen Monteverdi, keinen Mozart und auch keinen Paganini, der die Spieltechnik weiterentwickelt hat. Amati schuf das Instrument in Cremona, als es noch gar keine richtigen Violinkonzerte gab.“ Für knapp unter 50 000 Pfund habe ein Kunde aus den USA das Instrument vor rund 25 Jahren ersteigert. Scott: „Heute wäre dafür ein sechs- bis siebenstelliger Betrag fällig.“

Das Material der Geige ist billig: Ahorn für den Boden des Resonanzkörpers und Fichte für die Decke mit ihren beiden F-Löchern. Warum sind manche Exemplare so wertvoll? Philip Scott: „Es ist wie in der Malerei. Beim Gemälde bestimmt auch nicht die Farbe den Preis. Es geht darum, ob das Bild von einem Meister wie Raffael oder Rembrandt stammt.“ Die Rembrandts und Raffaels unter den Geigenbauern hießen Amati und Stradivari aus dem lombardischen Cremona in Italien.

Kunden auf Geigenauktionen, sagt Philip Scott, kämen immer häufiger aus Ostasien. Das klingt seltsam, denn die Menschen dort spielen ursprünglich keine europäischen Instrumente. „In vielen Teilen Europas hat Musikunterricht keinen hohen Stellenwert mehr. Schüler in Japan, Korea, Taiwan und China erhalten aber eine sehr gute klassische Musikausbildung, und viele wissen den Wert der Instrumente zu schätzen. Das ruft Sammler auf den Plan“, sagt der Experte.

Gefragt von: Peggy Albert-Ritter  |  Letzte Aktualisierung: 29. August 2022

sternezahl: 4.5/5 (66 sternebewertungen)

Qualitätsmerkmale: Daran erkennst Du eine gute Violine

  1. Der Winkel zwischen Korpus und Hals muss stimmen.
  2. Für ein gutes Klangerlebnis muss die Länge der schwingenden Saiten korrekt sein und der Abstand zwischen Saiten und dem Griffbrett.
  3. An der Violine darfst Du keine scharfen Kanten spüren.

Wie erkennt man eine wertvolle Geige?

wenn der Deckenbereich neben dem Griffbrett viele kleine Abriebstellen und Kratzer zeigt, die beim Spiel in hohen Lagen entstehen. Eine solche Geige muss längere Zeit im Besitz guter Musiker gewesen sein, denen diese Regionen nicht fremd waren.

Wie viel kostet eine sehr gute Geige?

Für eine neue handgemachte Violine muss man mit Kosten zwischen 3.000 und 10.000 Euro rechnen. Für Anfänger lohnt sich diese Investition in der Regel nicht. Ein weiterer Faktor, den es in Bezug auf den Geige-Preis zu beachten gilt, ist, ob es sich um ein spielfertiges Instrument handelt oder nicht.

Was kostet eine gute Anfänger Geige?

Was kostet eine gute Geige? Eine gute Geige kostet zwischen 300 und 800 Euro. Für Anfänger gibt es bereits gute Sets zum Einstieg für unter 200 Euro. Der Unterschied liegt in den verwendeten Hölzern und bei der Qualität des Zubehörs, insbesondere dem Bogen.

Wo ist der Unterschied zwischen einer Violine und einer Geige?

Vielleicht fragen Sie sich, ob eine Geige und eine Violine dasselbe ist? Kurze Antwort: ja, beide Wörter sind Bezeichnungen für ein und dasselbe Instrument.

Geige Violine - Qualität erkennen

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Wie lange dauert es bis man Geige Spielen kann?

Eher ein bis drei Jahre. Und natürlich, wenn du richtige klassische Stücke spielen möchtest, die etwas anspruchsvoller sind, wie eine Mozart-Symphonie, Beethoven etc., wirst du ein paar Jahre brauchen. Und wenn du die schwierigsten Geigenstücke spielen willst, dann eher zehn Jahre mit intensivem Üben.

Kann man sich Geige Spielen selbst beibringen?

Stets sollte zuerst eine Schnupperstunde wahrgenommen werden, um zu sehen, ob die Gestaltung und Art des Unterrichtes und der Lehrer bzw. die Lehrerin einem zusagen. Wer schon etwas Erfahrung im Notenlesen mitbringt oder ein anderes Instrument erlernt hat, kann sich das Violine Spielen auch selbst beibringen.

Wie oft sollte man Geige üben?

Die einen sagen, eine Stunde am Tag Geige üben sei schon wichtig, die anderen sagen, ganz gleich wie lange üben Hauptsache täglich. Eine Freundin überlässt das Geige üben es ganz ihren Kindern, der ist auch gleich ob sie vorwärts kommen oder nur so vor sich hinfiedeln.

Wie teuer ist eine handgefertigte Geige?

Neue Geigen gehobener Qualität

Der Bereich besserer Geigen für Nicht-Berufsmusiker lässt sich preislich etwa zwischen 1.000 und 5.000 € abgrenzen.

Wie schwer ist es Geige zu spielen?

Die Geige gilt als eines der am anspruchsvollsten zu erlernenden Instrumente. Aller Anfang ist schwer, doch auch beim Geigenspiel wird Fleiß belohnt. Gute Gründe gibt es genug, warum du keine Mühen scheuen solltest.

Welche Geige ist gut für einen Anfänger?

Welche Geige ist gut für einen Anfänger?

  • Die Geige sollte aus Massivholz sein (Fichte und Ahorn), Wirbel und Griffbrett aus Ebenholz.
  • Die Geige sollte spieltechnisch gut eingestellt sein:
  • Der Abstand von den Saiten zum Griffbrett und die Stegrundung muß stimmen, damit die Geige gut spielbar ist.

Wie viel kostet ein guter Geigenbogen?

Viele Musiker bevorzugen historische Bögen wie etwa die von François Xavier Tourte. Der legendäre französische Bogenbauer entwickelte Ende des 18. Jahrhunderts ein Modell, das bis heute den modernen Bogenbau prägt. Aber: Für einen originalen Tourte-Bogen kann man ohne weiteres bis zu 50.000 Euro ausgeben.

Wie erkennt man eine echte Stradivari?

Jede Stradivari trägt die Unterschrift des Geigenbauers und eine Jahreszahl. Sie entdecken diese Signatur, wenn Sie durch eines der Klanglöcher ins Innere der Violine schauen. Wenn die Echtheit des Instrumentes vermutet wird, kann die Zusammensetzung des Lackes und des Holzes überprüft werden.

Was sind die größten Schwierigkeiten beim Geigen lernen?

Die 10 häufigsten Fehler beim Violine spielen

  • Fingerhaltung. ...
  • Bogenhaltung. ...
  • zu wenig Üben. ...
  • zu schnelles Üben. ...
  • ungezieltes Üben. ...
  • ungestimmte Violine. ...
  • zu wenig Kolophonium auf dem Bogen. ...
  • Schulterstütze falsch herum montiert.

Was ist leichter zu lernen Geige oder Klavier?

Während jedes Instrument ab einem bestimmten Punkt schwer zu lernen ist, unterscheidet sich die Geige besonders in einem Punkt von den meisten anderen Instrumenten: Die Geige ist besonders am Anfang extrem schwer zu lernen. Der Einstieg ist sehr zäh und bis du gute Ergebnisse hast, vergehen schnell ein bis zwei Jahre.

Was ist das schwierigste Instrument der Welt?

Ja tatsächlich – im Guiness-Buch der Rekorde stand die Oboe mal als schwierigstes Instrument. Neben dem Horn.

Wie viel kostet Geigenunterricht im Monat?

Für 45 Minuten Geigenunterricht in der Woche zahlt man in Deutschland im Durchschnitt 84 € im Monat. Diese Preise kann sich nicht jeder leisten, aber wer trotzdem gerne ein Instrument lernen möchte, für den ist ein Privatlehrer eine Option.

Was ist das am schwersten zu erlernende Instrument?

Obwohl das Horn vor allem in der klassischen Musik weit verbreitet ist und es auch verschiedene Unterarten des Instrumentes gibt, gehört es zu den schwierigsten Instrumenten, denn es ist sowohl schwer zu lernen als auch zu meistern. Die Größe und ungewöhnliche Form machen es schwierig die Fingerhaltung zu erlernen.

Wie hält man die Geige richtig?

Halte die Violine in etwa waagerecht. Hängt sie zu schräg, rutscht der Bogen ab, steht sie zu steil aufwärts, verkrampft der linke Arm. Um die richtige Haltung der Violine auf deiner Schulter zu finden, lege sie zunächst wie einen Hut auf deinen Kopf und halte sie gut an ihrem Hals fest.

Wie viele Stunden Geige üben?

Egal ob Musik oder Sport – für Spitzenleistungen, den sogenannten Experten-Status, braucht es mindestens zehn Jahre intensives Training, und auch dann muss man weiter dranbleiben: Auf mehr als 24 Stunden Übezeit brachten es die besten Violinstudenten in Krampes Untersuchung pro Woche.

Welches Instrument ist am leichtesten zu lernen?

Eine Handpan gilt als ein wunderbares Anfängerinstrument und ist leicht zu erlernen, denn im Gegensatz zu anderen Musikinstrumenten sind dafür keine spezielle Technik und stundenlanges Üben erforderlich. Du brauchst nur etwas Rhythmusgefühl und solltest eine gewisse Anschlagstechnik beherrschen.

Was macht einen guten Geigenbogen aus?

Meist wiegt ein Holzbogen bei einer Geige so um die 59 ‑ 60 Gramm. Ein Bratschenbogen wiegt etwa 68 ‑ 69 Gramm. Ein Cellobogen sollte so um die 80 ‑ 84 Gram wiegen und ein Kontrabassbogen wiegt etwa 130 ‑ 140 Gramm. Ein guter Bogen ist gewichtsmäßig gut ausbalanciert, so dass er mühelos in der Hand liegt.

Warum heißt der Frosch bei der Geige Frosch?

Manche sagen, dass der Name des Frosches mit seinem Aussehen zu tun habe. Andere sagen er rühre daher, dass der Frosch bei alten Bögen häufig abgesprungen sei, da es noch keine modernen Spannvorrichtungen gab. Im Frosch ist die hintere Befestigung des Bezuges verankert.

Welche Geigen sind wertvoll?

Die 10 wertvollsten Geigen der Welt | PAGANINO.
Die Molitor Stradivari. ... .
Die ex-Ries Stradivari. ... .
Die Dolphin Stradivari. ... .
Die ex-Szigeti Stradivari. ... .
Die La Pucelle Stradivari. ... .
Die Lord Wilton Guarneri del Gesù ... .
Die ex-Carrodus Guarneri del Gesù ... .
Die ex-Kochanski Guarneri del Gesù.

Wer schätzt den Wert einer Geige?

Geigenbaumeister Wolf-Dieter Fischer ist langjähriger Experte für die Zertifizierung von Streichinstrumenten. Unsere Wertgutachten für Geigen und Bögen sind überregional anerkannt und gefragt.

Wie viel ist eine Geige wert?

Alte Geigen bis 1.000 € Rechnet man z. B. 150 € Kaufpreis für eine alte, reparaturbedürftige Geige mit dem Aufwand für eine fachgerechte Restaurierung zusammen, erreicht man die Schwelle von 1.000 € sehr schnell.

Was für eine Geige habe ich?

1. Die richtige Größe.

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