Wie lange dauert eine scheidung, wenn einer nicht einwilligt

Scheidung mit Hindernissen: Nicht immer ist der Partner mit der Trennung einverstanden

  • FOCUS-online-Experte Armin Dieter Schmidt

Mittwoch, 23.11.2016, 16:39

Scheidung mit Hindernissen: Nicht immer will der Noch-Partner das Scheitern der Ehe anerkennen und lehnt eine Scheidung ab. Eine Trennung ist auch ohne das Einverständnis möglich, wenn gewisse Bedingungen erfüllt sind.

Am einfachsten und schnellsten geht eine einvernehmliche Scheidung, das heißt, wenn sich die beiden Noch-Verheirateten ein letztes Mal insoweit zusammenraufen, dass sie gemeinsam den Scheidungsantrag einreichen beziehungsweise der Partner einem gestellten Antrag zustimmt.  Eine Ehe kann aber auch gegen den Willen des anderen Ehegatten geschieden werden.

Wann kann eine Ehe geschieden werden?

Eine Scheidung ist dann möglich, wenn die Ehe gescheitert ist, also die Lebensgemeinschaft nicht mehr besteht und auch nicht erwartet werden kann, dass sie wiederhergestellt wird. Praktisch wird das in der Regel durch den dauerhaften Auszug eines Partners aus der gemeinsamen Ehewohnung deutlich. Prinzipiell ist aber auch ein Getrenntleben innerhalb einer Wohnung möglich, so wie andere Menschen es in einer Wohngemeinschaft auch tun.

Zur Person

Armin Dieter Schmidt ist Rechtsanwalt und Redakteur bei anwalt.de, einem der führenden Legal-Tech-Unternehmen in Deutschland.

Wie lässt sich das Scheitern einer Ehe beweisen und welche Rolle spielt das Trennungsjahr hierbei?

Fragen zur Lebensgemeinschaft sind sehr persönlich, schwer beweisbar und werden von den Beteiligten oft auch verschieden interpretiert. Nicht selten glaubt ein Partner lange Zeit, seine Ehe noch „retten“ zu können oder zu müssen, während sein Gatte oder seine Gattin damit schon endgültig abgeschlossen und sich ggf. einer neuen Beziehung zugewendet hat.

Um hier die Situation zu vereinfachen, sind im Gesetz verschiedene Zeiträume vorgesehen, nach denen ein Scheitern der Ehe unwiderlegbar vermutet wird. Das hat den Vorteil, dass nach deren Ablauf keine zusätzlichen Beweise mehr für ein Scheitern der Ehe vorgebracht werden müssen.

Die meisten Scheidungen erfolgen daher nach Ablauf des sogenannten Trennungsjahres. Gemäß § 1566 Abs. 1 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) wird nach einem Jahr Getrenntleben das Scheitern der Ehe unwiderlegbar vermutet, wenn entweder beide Eheleute die Scheidung beantragen oder der andere dem Scheidungsantrag seines Ex-Partners zustimmt.

Was passiert, wenn der Ex-Partner nach Ablauf des Trennungsjahres nicht mit der Scheidung einverstanden ist?

Sind sich die beiden Beteiligten auch nach einem Jahr des Getrenntlebens noch nicht über die Scheidung einig, kann ggf. auch anderweitig nachgewiesen werden, dass die Ehe gescheitert ist. In der Pflicht ist dabei derjenige, der den Scheidungsantrag stellt. Er muss dann aber konkrete Tatsachen vortragen und ggf. beweisen, weshalb die Ehe gescheitert ist, z. B. weil die Frau von einem anderen Mann ein Kind bekommt.

Ab wann ist eine Scheidung auch ohne die ausdrückliche Zustimmung des Ex-Partners und ohne Beweis des Scheiterns möglich?

Leben die Eheleute mindestens drei Jahre getrennt, wird gemäß § 1566 Abs. 2 BGB unwiderlegbar vermutet, dass die Ehe gescheitert ist – und zwar selbst dann, wenn ein Ehegatte dem widerspricht.

Reicht also nach drei Jahren des Getrenntlebens ein Ehepartner beim zuständigen Familiengericht einen Scheidungsantrag ein, kann die Ehe geschieden werden – auch gegen den ausdrücklichen Willen des Ex-Partners. Spätestens nach drei Jahren ist eine Scheidung also grundsätzlich ohne Zustimmung des Gatten möglich.

Gibt es auch Ausnahmen von der Regel?

Noch schneller kann es in besonderen Fällen gehen, dann nämlich, wenn es einem der beiden Ehegatten schlicht nicht zumutbar ist, weiter mit seinem Partner verheiratet zu bleiben. In solchen unzumutbaren Härtefällen muss weder das Trennungsjahr abgewartet werden noch der andere Ehegatte der Scheidung zustimmen. Das kann insbesondere beim Vorliegen von Straftaten wie Misshandlungen oder auch schweren Beleidigungen der Fall sein.

Aber Achtung: Dass ein tatsächliches eheliches Zusammenleben nicht mehr möglich ist, bedeutet nicht automatisch, dass auch das reine „Noch-Verheiratetsein“ auf dem Papier unzumutbar wäre. Hier kommt es letztlich auf den Einzelfall an, ob eine Härtefallscheidung vor Ablauf des Trennungsjahres erfolgen kann oder nicht.

Umgekehrt kann im Einzelfall auch die Scheidung einer eigentlich bereits gescheiterten Ehe gemäß § 1568 BGB – zumindest vorübergehend – abgelehnt werden, wenn das ausnahmsweise und aus besonderen Gründen notwendig erscheint, zum Beispiel im Interesse gemeinsamer minderjähriger Kinder oder aufgrund einer schweren Erkrankung des Partners.

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Leser-Kommentare (1)

Bei den folgenden Kommentaren handelt es sich um die Meinung einzelner FOCUS-online-Nutzer. Sie spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

Freitag, 19.06.2020 | 21:08 | Cornelia Conrads

Scheidungsblockade

Was macht man nach 3,5 Jahren, wenn es kein Fortkommen gibt? Der Nochehemann sieht nicht ein, dass es vorbei ist, obwohl ich seit 2 Jahren ausgezogen bin. Mein Rechtsanwalt arbeitet an meinem alten Wohnort und ist schlecht zu erreichen. Corona kommt hinzu, eine Videokonferenz wird abgelehnt. Eine Beurteilung (Gutachten) von Immobilien ist nötig, aber sie ist noch nicht einmal beantragt. Diese Warterei ist zermürbend. Für einen Hinweis, wie ich eine Beschleunigung erreichen kann, wäre ich dankbar. Mit freundlichen Grüßen C.

Was passiert wenn sich ein Partner nicht scheiden lassen will?

Verweigern Sie hingegen Ihre Zustimmung zur Scheidung, muss das Familiengericht den Scheidungsantrag zu den Akten legen und drei Jahre abwarten. Erst nach Ablauf von drei Jahren vermutet das Gesetz unwiderlegbar, dass Ihre Ehe gescheitert ist.

Wie lange kann eine Frau die Scheidung hinauszögern?

Bereits durch die Nicht-Einwilligung eines Partners kann sich die Scheidung verzögern – bis zu zwei zusätzliche Jahre lang. Auch die Abgabe von Folgesachen an das Gericht zieht das Scheidungsverfahren in die Länge.

Was passiert wenn einer der Scheidung nicht zustimmt?

Ein Ehegatte muss in das Ende der Ehe und der anschließenden Scheidung nicht einwilligen, sondern kann sich dem Vorgang verweigern. In einem solchen Fall kann das Gericht den nach dem erfolgten Trennungsjahr eingereichten Antrag auf Ehescheidung zurückweisen.

Kann man sich scheiden lassen wenn der andere nicht will?

Ihr Partner ist nicht verpflichtet, Ihrem Wunsch nach Scheidung bedingungslos zuzustimmen. Er hat das gute Recht, die Scheidung zu verweigern. Er kann Ihre Scheidung aber nicht auf Dauer verhindern. Spätestens, wenn Sie drei Jahre getrennt voneinander gelebt haben, werden Sie geschieden.