Wie viele Alkoholiker gibt es in Deutschland

In Bayern wird das meiste Bier gebraut, in Rheinland-Pfalz der mit Abstand meiste Wein gekeltert. Die meisten Alkoholabhängigen aber gibt es in Bundesländern, die ganz woanders liegen. Das zeigt eine Studie des „Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung“ (bifg).

Im Vergleich der deutschen Bundesländer ist Bayern das Land mit den meisten Brauereien (41 Prozent) und der größten Menge an gebrautem Bier (23 Millionen Hektoliter). Beim Wein ist Rheinland-Pfalz einsamer Spitzenreiter: Zwei Drittel der deutschen Anbaufläche liegen hier.* Die meisten Alkoholabhängigen jedoch gibt es im geographisch entgegengesetzten Teil Deutschlands: Das ergibt sich aus einer Studie des „Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung“ (bifg).

Weinland Rheinland-Pfalz: Am wenigsten offizielle Alkoholiker

Der Auswertung des bifg zufolge diagnostizierten Ärzte im vergangenen Jahr in Mecklenburg-Vorpommern bei 21 und in Bremen sogar bei 22 je 1.000 Personen eine Alkoholabhängigkeit. Der Bundesschnitt lag bei 14 je 1.000 Einwohner. Den geringsten Anteil an Alkoholkranken gab es demnach ausgerechnet im Weinland Rheinland-Pfalz mit 11 Fällen auf 1.000 Einwohner.

Alkoholismus in Deutschland: Je nördlicher und östlicher, desto größer das Problem

Zieht man auf der Deutschlandkarte eine Diagonale vom Emsland im Nordwesten zum Fichtelgebirge im Südosten, so zeigt sich: Die Gebiete südwestlich davon liegen unter dem Bundesdurchschnitt, was ärztliche festgestellte Alkoholprobleme angeht; die Gebiete nordöstlich davon darüber. Spitzenreiter sind Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Hier weicht die erfasste Zahl der Alkoholiker um mehr als 50 Prozent vom Bundesdurchschnitt nach oben ab.

Alkoholabhängigkeit – Das Bundesländer-Ranking

Überdurchschnittlicher Anteil von Alkoholkranken:

Bremen: 22,2 Patienten mit Alkoholabhängigkeit je 1.000 Einwohner
Mecklenburg-Vorpommern: 21,1
Sachsen: 18,5
Hamburg: 18,0
Berlin: 17,4
Thüringen: 17,3
Sachsen-Anhalt: 17,1
Brandenburg: 16,6
Schleswig-Holstein: 16,5
Niedersachsen: 14,4

Unterdurchschnittlicher Anteil von Alkoholkranken:

Bayern: 13,2 Patienten mit Alkoholabhängigkeit je 1.000 Einwohner
Nordrhein-Westfalen: 12,3
Saarland: 12,1
Baden-Württemberg: 12,0
Hessen: 12,0
Rheinland-Pfalz: 11,1
(Quelle: Barmer)

Regionale Unterschiede „rein medizinisch nicht erklärbar“

„Die massiven regionalen Unterschiede bei der Alkoholabhängigkeit sind rein medizinisch nicht erklärbar“, interpretieren Barmer-Experten die Ergebnisse. „Hier dürften auch sozio-demographische Faktoren eine Rolle spielen.“

Deutschland: Mehr als eine Million Alkoholabhängige

Deutschlandweit waren der Studie zufolge waren im vergangenen Jahr in Deutschland 820.000 Männer und 329.000 Frauen erwiesenermaßen alkoholabhängig. Dabei sind vor allem Menschen in der zweiten Lebenshälfte betroffen gewesen. So waren unter den 55- bis 60-jährigen Männern zuletzt rund 131.000 alkoholabhängig und knapp 51.000 Frauen in derselben Altersgruppe.

„Alkoholismus manifestiert sich in der Regel über viele Jahre und kommt vor allem in der Generation der Babyboomer der 50er- und 60er-Jahre vor“, sagt Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer. „Neben individuellen Gründen und Schicksalsschlägen mag auch die Sozialisation eine Rolle spielen. Alkohol hatte damals einen anderen Stellenwert, insbesondere in Zeiten des Wirtschaftswunders.“

Diagnose Alkoholabhängigkeit: Tendenz steigend

In der Gesellschaft von heute dagegen existiere ein viel stärkeres Bewusstsein für die Risiken des Alkoholkonsums, heißt es bei der Barmer. Gleichwohl sei die Zahl der Menschen mit der Diagnose „Alkoholabhängigkeit“ in den vergangenen fünf Jahren von 1,09 auf 1,15 Millionen Betroffene gestiegen, mit einer Ausnahme: Von 2019 auf 2020 gab es einen Rückgang – einen minimalen allerdings nur. Diesen erklärt die Barmer mit der Corona-Pandemie und der Tatsache, dass seit deren Beginn weniger Menschen ärztliche Hilfe in Anspruch genommen hätten. Dadurch seien einige Fälle auch unentdeckt geblieben.

(* Quellen: Bier: Bayerisches Landesamt für Statistik; Wein: rpr1 – Wein-Facts aus Rheinland-Pfalz)

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Bier und Brezel

Nikada / Getty Images

Facts

Wieviel Alkohol trinkt Deutschland eigentlich? Welche Rolle spielt Alkohol in der deutschen Gesellschaft? So sieht der Alkoholkonsum in der Bundesrepublik aus.

Ein Glas Wein zum Abendessen, das tägliche Feierabendbier, die Wiesn oder der Männertag – die Deutschen trinken gerne Alkohol und finden auch immer einen Anlass dafür. Alkohol gehöre zur deutschen Kultur, heißt es oft.

2019 trank jede*r Deutsche im Durchschnitt 10,9 Liter reinen Alkohol. Jährlich sterben dadurch rund 74.000 Menschen. Deutschland ist ein sogenanntes Hochkonsumland: Es wird viel getrunken – doch die Zeiten ändern sich.

Alkohol im Alltag

Im Gegensatz zu einigen anderen Ländern können Volljährige in Deutschland fast überall und jederzeit an Alkohol kommen. Egal, ob um 12 Uhr mittags im Supermarkt oder um 3 Uhr nachts beim Späti. Außerdem ist Alkohol verhältnismäßig günstig – zum Beispiel im Vergleich zu Zigaretten.

Doch nicht nur dort, auch an anderer Stelle ist unterschwellige Werbung für Bier, Wein und Spirituosen allgegenwärtig. Das ist schwer nachzuvollziehen – ein Blick darauf, was Alkohol mit Körper und Geist anstellen kann, sollte eigentlich Grund genug dafür sein, Alkoholwerbung einzuschränken.

Die Wiesn

Ein weiterer Grund für den hohen Alkoholkonsum in Deutschland sind Volksfeste, wie z. B. die Wiesn (auch Oktoberfest genannt). Für das Volksfest wird sogar ein spezielles Bier gebraut. Das sogenannte „Wiesnbier“ enthält bis zu 6,4 Volumenprozent Alkohol.

Im Jahr 2019 kommen auf 6,3 Millionen Besucher ganze 7,3 Millionen getrunkene Maß Bier. So endet das Fest für einige Menschen leider auch mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus oder mit dem Verlust des Führerscheins.

Feiertage: Zeit zu trinken?

Der „Vatertag“ oder „Männertag“ ist traditionell für viele Menschen – nicht nur für Männer – ein Tag, an dem besonders viel getrunken wird, oft bei kleinen Wanderungen. Das zeigt sich auch daran, dass es an diesem Tag im Jahr drei Mal so viele Verkehrsunfälle mit Alkohol gibt wie normal.

Am 01. Mai, dem Tag der Arbeit, sieht es ähnlich aus. Auf den zahlreichen Demonstrationen, Straßenfesten oder in Parks, wo viele Menschen zusammen kommen, werden reichlich Bier, Cocktails und andere Spirituosen  getrunken.

Und ganz egal ob Feiertag oder nicht: Alkohol steigert bei vielen Menschen das Aggressionspotential – so können Anlässe zum Feiern schnell ihren Spaßfaktor verlieren.

Deutschland trinkt immer weniger

Trotz alldem gibt es einen Trend, der in eine ganz andere Richtung geht: Der Alkoholkonsum in Deutschland geht in den letzten Jahren stetig zurück. Der Grund: Achtsamkeit und eine gesunde Lebensweise werden immer mehr Menschen wichtiger.

Konsum von Reinalkohol pro Bundesbürger*in über 15 Jahren

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Die Corona-Pandemie hat das Trinkverhalten der Deutschen ebenfalls verändert. Der Konsum von Bier sank 2020 um ganze 5 Liter pro Kopf, der stärkste Einbruch seit 1993. Der Grund dafür ist aber weniger ein Umdenken der Menschen – vielmehr sorgten die vielen abgesagten Festivals, Feste und geschlossenen Clubs, Bars und Restaurants für den Rückgang.

Abgesehen von der Corona-Pandemie und weniger Party-Optionen zeigt sich aber vor allem auch bei jungen Menschen ein erfreulicher Abwärtstrend: Während 2004 noch 21,2 % der 12- bis 17-Jährigen regelmäßig Alkohol konsumierten, waren es 2021 nur noch 8,7 %. In der Altersgruppe 18 bis 25 gaben zuletzt 32 % an, immer wieder zu Bier, Wein und Co. zu greifen. 2012 waren es hier noch 38,4 %.

Zum Nachlesen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2022): Alkoholsurvey 2021: Der Substanzkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland
  • Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e. V. (2021): Jahrbuch Sucht 2021: Alkoholkonsum bleibt auf hohem Niveau, [online]
  • Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V.  (2016): Alkohol und Jugendliche, [online]
  • Deutsches Krebsforschungszentrum (2017): Alkoholatlas Deutschland 2017 – auf einen Blick, [online]
  • John Ulrich & Monika Hanke (2018): Trends des Tabak- und Alkoholkonsums über 65 Jahre in Deutschland, [online]
  • Statistisches Bundesamt (2021): Alkoholverbrauch geht im Corona-Jahr 2020 weiter zurück, [online]
  • Statistisches Bundesamt (2020): Unfälle unter Alkoholeinfluss 2019: Jahreshöchstwert am Vatertag, [online]
  • World Health Organization (2019): Status report on alcohol consumption, harm and policy responses in 30 European countries 2019, [online]
  • ZEIT (2020): Global Drug Survey: Alkohol aus Langeweile (2020), [online]

Wie viel Prozent der Deutschen sind alkoholabhängig?

12,6 Prozent der Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren (rund 6,7 Millionen Menschen) trinken laut Statistiken von 2018 riskante Durchschnittsmengen, also so viel Alkohol, dass sie ihre Gesundheit damit gefährden.

Wie viele Prozent sind alkoholabhängig?

In Deutschland gelten rund drei Prozent der Erwachsenen als alkoholabhängig. Von den 18- bis 24-Jährigen sind inzwischen sogar etwa sechs Prozent alkoholabhängig. Weitere drei bis vier Prozent betreiben einen missbräuchlichen Alkoholkonsum.

Wer hat die meisten Alkoholiker?

Spitzenreiter im selben Jahr war Tschechien mit einem Durchschnittskonsum von 14,3 Liter Alkohol pro Kopf. Weltweit ist der Alkoholkonsum seit 1990 um 70 Prozent gestiegen. Neben dem Bevölkerungswachstum liegt die Ursache in einem stetig steigenden Pro-Kopf-Konsum. Dabei gibt es regional große Unterschiede.

Wo gibt es die meisten Alkoholiker in Deutschland?

Laut einer Studie greifen Ost- und Süddeutsche häufiger zum Alkohol, beim Rauchen und bei körperlicher Aktivität gibt es keine regionalen Unterschiede. München. Ost- und Süddeutsche trinken einer Studie zufolge häufiger riskante Mengen Alkohol als die Menschen im Norden und Westen der Bundesrepublik.