Wie viele kerzen hatte der adventskranz(leuchter) 1839 im betsaal der „rauhen hauses“ in hamburg?

Den ersten Adventskranz der Welt hat Johann Hinrich Wichern in seinem "Rauhen Haus" aufgehängt, einer Rettungsanstalt für Kinder in Not. Der evangelische Theologe hatte das "Rauhe Haus" 1833 gegründet, ein Jahr nach Abschluss seines Studiums, um zunächst zwölf Jungen in familienähnlichem Umfeld aufzuziehen. In den Jahren danach entwickelte sich aus dem Haus ein ganzes Rettungsdorf.

Der Erzählung nach sollen die Kinder Johann Hinrich Wichern in der Adventszeit oft gefragt haben, wann denn endlich Weihnachten sei. Wichern baute daher im Jahr 1839 aus einem Wagenrad einen Holzkranz, auf dem er 20 kleine und vier große Kerzen anbrachte. An jedem Tag im Dezember zündete er eine weitere Kerze an, die dicken Kerzen waren für die Adventssonntage gedacht. So konnten die Kinder im Betsaal des "Rauhen Hauses" die Tage bis zum Fest herunterzählen. Anderen Berichten zufolge soll Wichern auf dem großen Kronleuchter des Saales vom ersten Advent an mit jedem Tag ein Licht mehr angezündet haben.

Tannenzweige kamen um die Mitte des 19. Jahrhunderts als Schmuck hinzu: "Im Betsaal ist Frühling geworden", soll Wichern um das Jahr 1850 verkündet haben. So machte der Adventskranz nicht nur das Warten auf Heiligabend und Weihnachten angenehmer, sondern den grauen Dezember allgemein.

Im Jahr 1925 wurde in Köln erstmals ein Adventskranz in einer katholischen Kirche aufgehängt. In den Jahrzehnten danach wurde der Brauch immer beliebter - auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. Ausgegangen war er von den evangelischen Anstalten der Inneren Mission, die Wichern begründet hatte.

Johann Hinrich Wichern Wichern, der 1808 als Ältester von acht Kindern geboren wurde, gilt als bedeutender Pädagoge und Sozialreformer der evangelischen Kirche. Er kümmerte sich - in der Tradition christlicher Nächstenliebe - nicht nur um Kinder in Armut, sondern regte auch die Gründung einer Hamburger Stadtmission an. Der Theologe starb 1881 in seiner Geburtsstadt Hamburg.

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Wie viele kerzen hatte der adventskranz(leuchter) 1839 im betsaal der „rauhen hauses in hamburg?

Bild: Das Rauhe Haus in Hamburg um 1850

Wie lang denn noch?

�Pastor Wichern, wie lange ist es noch bis Weihnachten?�, fragte Hans den Direktor.

�Siebenundzwanzig Tage noch, Hans� antwortete Pastor Wichern.

�Und wie viel ist das, siebenundzwanzig?�, kam als Frage zur�ck.

�F�nf H�nde und zwei Finger!�, sagte der Pastor.

�Aber ich habe doch nur zwei H�nde. Ist siebenundzwanzig Tage noch sehr lang?�

So war Hans. Er war sechs Jahre alt. Das Schuljahr begann damals immer nach Ostern, und ab dem kommenden Ostern sollte er die Schule besuchen. Deswegen fiel es ihm noch ziemlich schwer, sich eine so gro�e Zahl wie siebenundzwanzig vorzustellen. Aber er gab sich alle M�he, die Welt zu verstehen.

Als Hans geboren wurde, starb seine Mutter. Das war gar nicht selten in diesen Jahren um 1830. Kindbettfieber hie� die Krankheit; dass sie durch Bakterien verursacht wurde, wusste man damals noch nicht. Man nahm es einfach als Schicksal hin, dass immer wieder M�tter in den Tagen nach der Geburt daran starben.

Hans� Vater hie� Hein und war Steuermann von Beruf. Er war der Erste Steuermann auf einem gro�en Segelschiff mit vier Masten, und er lenkte das Schiff geschickt durch Wind und Wetter, von Hamburg ausgehend mal nach Westafrika und mal nach Amerika und wieder zur�ck. Er verdiente deutlich mehr als ein einfacher Matrose, wenngleich bei weitem nicht so viel wie sein Kapit�n. Immerhin hatte er am Stadtrand von Hamburg ein kleines H�uschen, das er unterhalten konnte. Leider war er nur selten zu Hause. Die Reisen mit dem Segelschiff dauerten oft viele Wochen, und wenn er zu einer Fahrt aufbrach, konnte er nie ganz genau sagen, wann er wieder zur�ckkommen w�rde. Und oft musste er nach wenigen Tagen in Hamburg schon wieder aufbrechen.

Heins kleiner Sohn Hans hatte die ersten Jahre bei seiner Gro�mutter gelebt. Aber die war jetzt alt und schwach und konnte nicht mehr f�r ein kleines Kind sorgen. Hans� Vater hatte lang �berlegt, was mit Hans geschehen sollte. Die meisten Kinderheime in dieser Zeit waren schlecht; es gab wenig zu essen, viel Arbeit und noch mehr Pr�gel. Das kam nicht in Frage.

Aber dann hatte Hein vom Rauhen Haus geh�rt. Das war ein Kinderheim, das anders war. Die Kinder lebten in kleinen Gruppen zusammen, die man �Familien� nannte. Sie wurden durch Schule und handwerkliche Arbeit auf einen guten Beruf auf See oder an Land vorbereitet. Pastor Johann Hinrich Wichern hatte das Haus gegr�ndet, das war im Jahr 1833, und leitete es zusammen mit seiner Frau. Den Namen hatte er von einem alten Bauernhaus �bernommen, das schon vorher dort stand. Damals wusste niemand, woher der Name Rauhes Haus urspr�nglich kam, und man wei� es bis heute nicht. Der Name passte gar nicht zu dem neuen Kinderheim, denn rau ging es da ganz und gar nicht zu. Pastor Wichern, seine Frau und einige Helfer, die man �Br�der� und �Schwestern� nannte, versuchten, die 50 Kinder mit Liebe und Milde zu erziehen und mit m�glichst wenig Strafen auszukommen. Das war f�r diese Zeit ungew�hnlich, aber es funktionierte.

Und so schien es Hein am besten, den f�nfj�hrigen Hans in das Rauhe Haus zu geben. Es schmerzte ihn selbst, aber er fand in der Stadt keine Arbeit, die ihm entsprach; er hatte keine Wahl, das Haus war die beste L�sung. Hans war anfangs der J�ngste im Rauhen Haus, aber nach einem halben Jahr hatte er sich einigerma�en eingew�hnt, vermisste seinen Vater, aber war sonst ganz zufrieden, hatte seinen sechsten Geburtstag gefeiert und auch ein paar Freunde gefunden.

�Wie lange ist es noch bis Weihnachten?�, so fragte also Hans den Pastor Wichern � wieder einmal. Und der �berlegte: Wie mache ich einem Vorschulkind klar, was 27 Tage sind? Er wusste, dass f�r den kleinen Hans die Frage besonders wichtig war, wichtiger noch als f�r die anderen Kinder. Sein Vater hatte gesagt, dass er um Weihnachten wieder in Hamburg sein werde. Und so war Hans von einer doppelten Vorfreude gepr�gt: Von der Erwartung von Weihnachten und vom ersehnten Wiedersehen mit seinem Vater.

Und Pastor Wichern hatte eine Idee. Er lie� von den gro�en Kindern im Werkunterricht in ein ausgedientes Wagenrad 20 kleinere und vier gr��ere L�cher bohren. In die gro�en L�cher kamen vier gro�e wei�e Kerzen, in die anderen zwanzig kleinere rote Kerzen. Nach drei Tagen war alles fertig.

Der 1. Dezember 1839 war ein Sonntag. Als die Kinder zum Morgengebet in den gro�en Betsaal im Rauhen Haus kamen, staunten sie nicht schlecht. Das Wagenrad hing waagrecht von der Decke wie ein Kronleuchter, und von den 24 Kerzen brannte eine einzige, eine von den gro�en wei�en.

Und Pastor Wichern sagte: �Das ist ein Adventsrad. Von den 24 Kerzen z�nden wir jetzt zum Morgen- und Abendgebet jeden Tag eine mehr an, am Sonntag eine gro�e wei�e, an den Wochentagen eine kleine rote. Dann k�nnt ihr immer sehen, wie lange es noch bis Weihnachten ist.�

F�r Hans war das ganz wunderbar. Erstens machte die gro�e Kerze ein sch�nes Licht. Zweitens konnte er sich vorstellen, dass es nun jeden Tag noch heller und sch�ner w�rde. Und an den Kerzen, die noch nicht brannten, konnte er immer sehen, wie viele Tage es noch bis Weihnachten waren. Es war ein gro�er Trost, dass es jeden Tag eine weniger war, die dunkel blieb.

Dann passierte noch etwas Sch�nes. Erik, ein Junge aus seiner Wohngruppe, der schon in die vierte Klasse ging und Hans auch sonst bei vielen Dingen half, der ging mit ihm immer schon ein paar Minuten vor dem Gebet in den Betsaal; dann schauten sie dem Hausmeister, der zugleich K�ster im Betsaal war, beim Lichteranz�nden zu und z�hlten halblaut mit und z�hlten auch bei den dunklen Kerzen weiter. Und nach einer Woche konnte Hans fl�ssig bis 24 z�hlen und musste sich nicht mehr m�hsam vier H�nde und vier Finger vorstellen.

So ging der Advent schnell vorbei, auch f�r Hans. Am vierten Adventssonntag brannten schon fast alle Lichter an dem Wagenrad-Leuchter; es war ein pr�chtiger Anblick, und die Vorfreude bei den Kindern wurde immer gr��er. Und dann kam zwei Tage sp�ter, am Dienstag, der Heilige Abend. Beim Morgengebet leuchteten erstmals alle 24 Kerzen. Jetzt waren es nur noch ein paar Stunden.

Und am sp�ten Nachmittag wurde der Adventsleuchter sogar noch durch den Weihnachtsbaum �bertroffen, der �ber und �ber mit Kerzen best�ckt war. Hans staunte mit offenem Mund. Und so begann mit einer Hausandacht das Weihnachtsfest im Rauhen Haus. Man sang Weihnachtslieder; vor allem das Lied �Vom Himmel hoch, da komm ich her� stand in hohen Ehren, da es von Martin Luther selbst gedichtet war und in schlichten Worten, die man leicht auswendig lernen konnten, das Weihnachtsgeschehen nacherz�hlte. Dann gab es, wie im Norden �blich, als Abendessen W�rstchen mit Kartoffelsalat, was damals als eine besondere K�stlichkeit galt.

Nach dem Essen verteilte Pastor Wichern die Geschenke. Hans bekam ein kleines P�ckchen, das sein Vater aus Afrika mit einem anderen Schiff vorausgeschickt hatte: Kleine Figuren, aus Zinn gegossen, aber keine Soldaten, wie sie viel Jungen hatten, sondern Tiere aus der Wildnis: ein L�wenpaar, ein Zebra, ein Nashorn, ein Nilpferd, sogar eine Giraffe und ein Elefant waren dabei. Hans war gl�cklich, fast vollkommen gl�cklich. So etwas hatte er sich schon lange gew�nscht. Nur eines vermisste er noch.

Am ersten Weihnachtsfeiertag gingen dann alle Bewohner des Rauhen Hauses wie immer an Sonn- und Feiertagen in die nahe gelegene Pfarrkirche zum Gottesdienst. Und auf dem R�ckweg sah Hans von ferne einen Mann am Haupteingang des Kinderhauses stehen. Eigentlich mussten die Kleinen beim Kirchgang sch�n zwei und zwei in der Reihe gehen. Aber Hans verga� das. Er rannte los, auf den Mann am Eingang zu. �Papa!�, rief er immer wieder. Pastor Wichern wusste, dass den kleinen Hans jetzt niemand halten konnte, und lie� ihn laufen. Und dann lagen sich Vater und Sohn in den Armen. Das 24-t�gige Warten war jetzt ganz zu Ende.

Und die Geschichte ist es eigentlich auch. Es gibt nur noch zwei kurze Nachtr�ge.

Zum einen: Im Rauhen Haus schm�ckte man ein paar Jahre sp�ter das Wagenrad immer mit gr�nen Tannenzweigen. So wurde aus dem Adventsrad der Adventskranz. Viele �bernahmen die Idee von Pastor Wichern, aber in kleinen Wohnungen haben nur kleine Kr�nze Platz, und so mussten die Werktagskerzen fast �berall wegfallen.

Zum anderen: Der Steuermann Hein fand in Hamburg Arbeit auf einem der damals ganz neuen kleinen Dampfschiffe, die die gro�en Segler die Elbe hinauf- und herunterschleppten. So konnten die tr�gen Segelschiffe den Hafen schneller und sicherer erreichen, auch gegen den Wind. Jeden zweiten Sonntag hatte Hein frei; er holte dann Hans nach Hause und im Sommerurlaub auch. Sonst blieb Hans bis zum Ende der Schulzeit im Rauhen Haus, wurde dann mit dreizehn Jahren Schiffsjunge und mit siebzehn Matrose und war mit f�nfundzwanzig ein geschickter und gesch�tzter Hafenschlepper-Steuermann wie sein Vater. Und als er selbst heiratete und Kinder hatte, gab es in seiner Familie jedes Jahr einen Adventskranz und in vielen anderen Familien und Kirchen auch � bis heute.

Peter W�nsche, Dezember 2019

Wie viele kerzen hatte der adventskranz(leuchter) 1839 im betsaal der „rauhen hauses in hamburg?

Bild: CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=366190


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Wie viele Kerzen hatte der Adventskranz früher?

Der erste Kranz hatte 19 kleine und vier große Kerzen Er hatte 19 kleine rote und vier dicke weiße Kerzen. Jeden Tag wurde eine neue Kerze angezündet - eine kleine für die Werktage, eine große für die Advents-Sonntage. Die Kinder wussten dadurch immer, wie viele Tage es noch bis Weihnachten sind.

Was bedeuten die 4 Kerzen auf dem Adventskranz?

Die Kerzen am Adventskranz spenden mit jedem Adventssonntag mehr Licht. Symbolisch soll damit die zunehmende Erhellung in Vorfreude auf „das Licht der Welt“ (die Geburt von Jesus Christus) ausgedrückt werden. Die Kreisform abstrahiert die vier Himmelsrichtungen und schlussendlich den runden Erdkreis.

Was war der erste Adventskranz?

Seine Kerzen spendeten 1839 in einer Hamburger Reetdach-Kate Licht: dem "Rauhen Haus" für Kinder in Not. Den ersten Adventskranz der Welt hat Johann Hinrich Wichern in seinem "Rauhen Haus" aufgehängt, einer Rettungsanstalt für Kinder in Not.

Wann gab es den ersten Adventskranz in Deutschland?

Der Adventskranz wurde 1839 von dem evangelisch-lutherischen Theologen, Erzieher, Mitbegründer der Inneren Mission und Begründer der Evangelischen Diakonie Johann Hinrich Wichern (1808–1881) im evangelischen Hamburg, im Rauhen Haus, eingeführt, womit er armen Straßenkindern des beginnenden Industriezeitalters die Zeit ...