Auslöser für die Vernetzung war eine sehr unverschämte E-Mail von Blaczko an alle diejenigen Mieter:innen, welche den Mietendeckel eingefordert hatten. Die E-Mail begann nicht, wie man üblicherweise erwarten würde, mit einer Grußformel, sondern mit den Worten „zu früh gefreut“. Es war der hämische Konter auf wochenlange Bemühungen der Mieter:innen, dass Blaczko überhaupt der damals geltenden Auskunftspflicht nach § 6 Absatz 4 des MietenWoG Bln nachkommt. Als wäre das nicht genug Ausdruck ihrer Schadenfreude, waren die E-Mails noch mit Emojis garniert und der Bitte, sich doch baldmöglichst eine neue Bleibe zu suchen, Zitat „solche mieter brauchen wir nicht“. Wir sprechen von Mieten, die durchschnittlich 50% über dem Mietspiegel liegen, 16-jährige Staffelerhöhungen um bis zu 5,2%, einmalige Vertragsabschlussgebühren für selbstverwaltetes Eigentum, Möblierungspauschalen für nicht existente Möbel, unstimmige Betriebskostenabrechnungen und mehr. Sofern man einen Hauptmietervertrag hat. Ab Bekanntwerden des Mietendeckels im Juni 2019 wurde Blaczko kreativ und hat Teil-Gewerbe-Mietverträge oder Untermietverträge, wo die Hauptmieter:innen Angestellte der Hausverwaltung bzw. Angehörige der Familie Blaczko sind, abgeschlossen. Als ersten Schritt haben sie Blaczko einen Forderungsbrief übergeben, auf den aber bisher keine Reaktion folgte. Die Blaczko-Hausverwaltung, die erstmals durch eine dreiste E-Mail nach dem Mietendeckel-Aus aufgefallen war, scheint nun vollends jedes Maß an Anstand verloren zu haben. Seit sich Mieter aus 22 Häusern zusammengeschlossen haben, mehren sich die Einschüchterungsversuche. Foto: Sabine Mittermeier Statt einer Anrede hieß es in der Rundmail an die Mieter hämisch: „Zu früh gefreut.“ Man könne sich ja nach dem Scheitern des Mietendeckels vor dem Bundesverfassungsgericht eine neue Wohnung suchen. Die E-Mail endet mit den Buchstaben „FY“, was im Allgemeinen für „Fuck You“ steht. „Der Tonfall war heftig, doch wir hatten auch vorher schon massive Probleme“, sagt ein Mieter, der ungenannt bleiben will. So hat die Blaczko GmbH & Co. Vermögensgesellschaft KG, die mindestens 22 Häuser in Berlin besitzt und verwaltet, vielfach ohne Zustimmung der Mieter versteckte Videokameras installiert. Einige wurden entfernt, nachdem sich die Mieter mit rechtlichen Mitteln dagegen gewehrt hatten. Dazu kommen vertragliche Schikanen wie fragwürdige Möblierungszuschläge und teilgewerbliche Vermietungen an Wohnungsmieter, die gar kein Gewerbe ausüben wollen. „Wir haben dann irgendwann gemerkt, dass es in den Häusern immer nach dem gleichen Muster abläuft und haben uns dann organisiert“, erklärt ein Mieter. Seitdem ist eine beispiellose Eskalation eingetreten. So wurde eine Gruppe von Aktivisten, die in Kreuzberg Flyer verteilen und Nachbarn informieren wollten, von einem SUV verfolgt und von Security-Mitarbeitern der Hausverwaltung gefilmt und bedrängt. In einigen Häusern wurden die Klingeln abgestellt und Sicherheitsleute vor den Häusern postiert, die niemanden hineinließen. Es hagelte Hausverbote für aufmüpfige Mieter sowie Abmahnungen und Kündigungen, etwa wegen Äußerungen innerhalb einer Whats-App-Gruppe. Dazu kommen dubiose Anrufe. „Man hat den Eindruck, dass einige von uns regelrecht im Fadenkreuz stehen, doch wir lassen uns nicht das Recht nehmen, uns zusammenzuschließen“, meint ein Mieter. Unterstützt wird die Initiative von der „Mieter:innengewerkschaft Berlin“. Eine Bitte um Stellungnahme ließ Firmenchef Uscher Blaczko unbeantwortet. Birgit Leiß Stand: 04.08.2021 Blaczko GmbH & Co.KG
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