Hallo Mister Gott, hier spricht Anna Interpretation

Anna ist sechs Jahre alt und von einem schrecklichen Daheim davongelaufen. Fynn, der Erzähler, liest sie auf der Straße auf und nimmt sie auf. Anna ist ein neugieriges und munteres Geschöpf, aber eines zeichnet sie aus: Sie versteht die Welt und Mister Gott. Anna erlärt nun Fynn, wie die Welt funktioniert, mal nachdenklich, mal naseweis.

Anna ist kein langes Leben beschieden, aber sie scheint vieles zu erkennen, was viele ein langes Leben lang nicht erkennen. Ein vernünftiger Mensch wird die Erklärungen von Anna sofort für falsch erklären, und das mit Recht. Aber der Leser wird nachdenken und sich fragen, ob nicht Anna der Wahrheit näher ist. Das Buch erscheint vielfach naiv, aus der Sicht einer Sechsjähigen aber sehr weitsichtig. Und manchmal hat man den Eindruck, dass ihre "falschen" Antworten wünschenswerter wären als die Erkenntnisse der Wissenschaft. Das Buch ist kurzweilig und mit einem Schmunzeln zu lesen.

Es werden undogmatische Antworten zu den Fragen des Lebens vorgestellt.

�aus dem Buch !!!
... Mister Gott wu�te das nat�rlich alles, und Anna war sicher, er hatte seine Freude an all den winzigen Dingen. Und daraus ergab sich wiederum, da� Mister Gott nichts dagegen hatte, sich ganz klein zu machen. Die Leute dachten immer, Gott sei riesig gro� und unendlich. Aber es war ein Fehler, so zu denken. Offensichtlich konnte Mister Gott jede Gr��e annehmen, die ihm eben gefiel.
�Mister Gott mu� sich manchmal ganz klein machen, sonst wei� er doch �berhaupt nicht, wie ein Marienk�fer lebt, oder?�
Stimmt. Es war wie mit Alice im Wunderland. Anna a� von Alicens Zauberkuchen und wurde auch so gro� oder klein, wie es ihr gefiel.
�Wenn du erst genauso bist, dann wei�t du es �berhaupt nicht�, sagte sie pl�tzlich, ohne �bergang.
�Was wei�t du nicht?�
�Du wei�t nicht, da� du gut und freundlich bist.�
Sie sagte das mit dieser selbstverst�ndlichen Stimme, in einem wegwerfenden Nebenbei. Ich kannte den Ton. Wenn Anna so redete, dann erwartete sie weitere Fragen. Irgend etwas wollte sie unbedingt loswerden.
�Okay, Fratz, dann erkl�r�s mir mal.�
Sie grinste. �Wenn du wei�t, du bist gut, dann bist du nicht wie Mister Gott, kein bi�chen.�
Ich kam mir vor wie der Klassenletzte und fragte nur: �Wieso?�
�Glaubst du vielleicht, Mister Gott wei�, da� er gut und freundlich und g�tig ist?�
�Also Fratz, dar�ber hab ich wirklich noch nie nachgedacht, Vielleicht braucht er es gar nicht zu wissen?�
Wei� der Teufel, auf welches dialektische Glatteis Anna mich noch f�hren wollte. Besser, man fragte nicht zuviel. Auf irgendwas steuerte sie los. Sie suchte nach einer Idee, einer Aussage, die uns beide zufriedenstellen w�rde. Pl�tzlich sagte sie energisch: �Mister Gott hat keine Ahnung, da� er gut oder freundlich ist, Mister Gott ist ganz ..... leer.�
Ich bin ja zu allem bereit, was Anna betrifft. Aber �Mister Gott ist ganz leer�, dieser Satz ging mir gegen den Strich. Der Satz vernichtete alles, was ich je gelernt hatte, denn Mister Gott war gef�llt, gef�llt wie eine Weihnachtsgans mit Wissen, Liebe, Mitleid. Verflixt noch mal, so war es und nicht anders. �Mister Gott ist leer� - was f�r ein Unsinn.
Ich bekam heute keine weitere Auskunft mehr von Anna und auch w�hrend der n�chsten Tage nicht. Sie lie� mich im eigenen Saft schmoren. Die Idee von einem vollkommen leeren Gott spukte in meinem Kopf herum. Die Sache war zu albern, doch ich wurde sie nicht los,"
Die 6-j�hrige Anna ist ein herzerfrischend frecher Fratz, voller Neugier und Forscherdrang. Sie nimmt nichts hin, blo� weil es so ist, wie es ist.

Ums mal gleich vorweg zu nehmen: obwohl der Titel ziemlich religi�s klingt, ist dies eher ein philosophisches Buch. Anna ist ein seltsames kleines M�dchen, das pl�tzlich in Fynns Leben platzt, und es mit ihren eigenartigen Ansichten und Angewohnheiten grundlegend aufw�hlt.

Autor: Fynn, der Erz�hler und gleichzeitig der Autor ist ein irischer Mathematiker. Seinen richtigen Namen erfahren wir nicht.
Nach der Herausgabe des ersten Teils "Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna", erscheinen noch 2 weitere Teile "Anna schreibt an Mister Gott" und "Anna Mister Gott und der ungl�ubige Thomas".
Fynn hat die Aufzeichnung von Anna, die teilweise in einem erfundenen Alphabet geschrieben wurden in jahrelanger Arbeit sortiert und in einer f�r uns verst�ndlichen Sprache niedergeschrieben.
Annas Geschichte kann man am ehesten mit Saint- Exup�rys "Der Kleine Prinz" vergleichen, aber mir einem Unterschied, dass Anna wirklich gelebt hat.

Charakteristik:

Anna: Mit 5 Jahren weis Anna, von Fynn meist auch Fratz genannt, was Gott und die Welt, Menschen und Liebe, Lachen, Angst, Freude und Trauer eigentlich ist. Sie ist sehr gebildet, Theologie, G�rtnerei, Dichtkunst, Mathematik nichts ist ihr fremd. Sie ist die Freundin und Beraterin von Mister Gott.
Anna hat mit ihrer festen Meinung sehr h�ufig recht und weis auf jede Frage eine Antwort. Manchmal verz�gerte sich diese, aber nach ein paar Wochen oder gar Monaten kriegte man sie - manche Dinge brauchen ihre Zeit. Die Antworten sind direkt, einfach und pr�zise.
Das kleine M�dchen sieht die Sch�pfung dort, wo andere nur Chaos und Unordnung finden und sie sieht Dinge, wo andere gar nichts erblicken und das ist wohl ihre gr��te Gabe.

Fynn: Annas bester Freund, manchmal schl�pft er auch in die Rolle des Vaters, Bruders oder des Spielkameraden. Er bring Anna vieles bei und erkundet mit ihr die Welt. Er ist einer der wenigen die sie versteht und auch sieht auch die Dinge die Anna sieht. Genauso wie der Fratz liebt er die Nacht und versteht sich mit jedem Menschen gut. Er ist hilfsbereit, einf�hlsam, zu jedem, sei es nun Mensch oder Tier freundlich und schlie�t Anna schon bei ihrer ersten Begegnung ins Herz.

Inhalt:

In einer nebligen Novembernacht begegnen sich Fynn und Anna das erste Mal. Damals war es nichts besonderes das ein kleines M�dchen, mitten in der Nacht, ganz alleine an den Docks des Londoner East End herumstreunt. Da Anna von zu Hause weggelaufen ist und ein warmes Pl�tzchen sucht nimmt Fynn sie mit nach Hause. Wochenlang versuchen er und seine Mutter herauszufinden woher der Fratz eigentlich kommt, aber da sie nie etwas von ihren Eltern erz�hlt und geschickt den Fragen nach ihnen ausweicht bleibt sie schlie�lich bei ihnen.

In die Kirche gehen will Anna �berhaupt nicht. Ihr geht die ganze Beterei in der Gemeinschaft v�llig gegen den Strich, den sie hat ihre eigenen ganz privaten Gespr�che mit Mister Gott. Erwachsene die in die Kirche gehen h�lt Anna nur zu dumm um zu verstehen dass Mister Gott �berall zu finden ist und man deshalb nicht unbedingt in die Kirche gehen muss um mit ihm zu reden.

Alle Dinge die Fynn interessieren, faszinieren auch Anna und so lernt sie noch bevor sie f�nf und f�nf zusammenz�hlen kann, Quadratwurzeln mit dem Rechenschieber zu l�sen.
F�r Anna sind Dinge wie Frequenzen oder Wellenl�ngen durchaus keine abstrakten Dinge wie f�r andere in ihrem Alter aber ihr Hauptthema ist nat�rlich Mister Gott und so denkt sie viel �ber ihn nach.

Zusammen mit Fynn erkundet sie die Welt der T�ne und Kl�nge. Jeden Tag gibt es etwas neues zum entdecken und schlie�lich wird ihre Lieblingsbesch�ftigung Worte sammeln, die ihr fremd sind. Am Anfang kann sie diese nat�rlich noch nicht selber aufschreiben und so fragt sie einfach die Leute auf der Stra�e oder Fynn ob sie ihr die W�rter notieren k�nnen.

Anna schreibt einige Geschichten f�r Fynn und Mister Gott, aber auch f�r die Schule muss sie Aufs�tze schreiben. Einmal gibt ihre Lehrerin den Sch�lern auf einen Brief an ihren besten Freund zu schreiben. Sie sollen darin �ber ihren Berufswunsch berichten. Aber wer Anna mittlerweile kennt weis, dass ihr Berufswunsch nicht etwa Krankenschwester oder Mutter von 5 Kindern ist, sondern sie will ein Engel werden. Als Fynn ihr verbietet den Brief mit in die Schule zu nehmen und ihr erkl�rt, sie solle zuerst versuchen ein guter Mensch zu werden fragt Anna sich nur, ob sie es schaffen kann ein guter Mensch zu werden und ob Engel nicht vielleicht doch leichter w�re.

Anna �u�ert sich in ihren Briefen an Mister Gott �ber die Bibel. Sie findet heraus warum eine M�cke nicht mit einem Elefanten sprechen kann, sie berichtet auch �ber das Gl�ck und hat ihre eigene Theorie �ber die Sch�pfungsgeschichte. Da es Tag f�r Tag etwas neues zu Entdecken gibt und kann man ahnen, dass ihr gr��tes Problem vermutlich die viel zu schnell vergehenden Stunden sind.

Anna ist nicht einmal 8 Jahre alt, als sie von einem Baum st�rz und stirbt. In ihren letzen Worten zu Fynn meint sie, sie wettet das Mister Gott sie daf�r in sein Himmel reinlasst, aber Fynn wettet nicht, weil er genau weis dass Anna wie immer Recht beh�lt.
Erst 5 Jahre nach Annas Tod bringt es Fynn �bers Herz sich von ihr zu verabschieden und er beginnt den literarischen Nachlass von Anna zu sortieren und in drei B�chern zu ver�ffentlichen.

Interpretation:

Anna hat auf alles irgendeine Antwort, und auch auf Dinge, bei denen eigentlich niemand dachte, dass sie �berhaupt eine Frage wert w�ren. Nach dem Lesen dieses Buches sieht man die Welt mit anderen Augen.

Die Erz�hlung von Fynn besteht aus Witz, Freude, Wut und Trauer. Eigentlich alles was sich im normalen Leben wieder findet.

Es ist schon eigenartig was und wie wir alles als Selbstverst�ndlich ansehen. Erst als ich die Fragen und Erl�uterungen von Anna las, wurde mir klar, wie blind ein Mensch durch das Leben laufen kann.

Die kleine Anna ist herzerfrischend und unkompliziert, sowohl in ihrer Art die Dinge einfach zu sehen, als auch in ihrem Wesen. Man kann ihr gar nicht b�se sein, man kann ihr gar nicht widersprechen und, da g�be es auch gar nichts zu bem�ngeln. Sie hat Recht, macht dies so einfach und einleuchtend, dass man sich hinterher fragt, warum man da selber so nicht drauf gekommen ist.

In diesem Buch befinden sich viele Emotionen, wie Liebe, Trauer und Freude. Auch zu lachen gibt es viel da das Werk auch Lustig, Freundlich und Locker ist. Aber es ist auch Traurig, Ergreifend und einfach Faszinierend. Au�erdem regt das Buch dazu an, �ber vieles einfach mal nach zu denken. Wie man so sch�n sagt: "�ber Gott und die Welt\".

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Jedoch schreibt der Autor soviel von Anna, dass der Leser oftmals den Eindruck bekommt, dass die Geschichte von einer dritten Person erz�hlt wird.
Den Schreibstil, wie Fynn ihn hat, ist sehr ansprechend. Er fabriziert selbst aus den langweiligsten Stellen des Buches etwas Spannendes, so dass man es sehr gut lesen kann. Fynns Schreibstil ist nicht eint�nig sondern sehr vielf�ltig. Am meisten fasziniert mich seine Art, Gef�hle zu beschreiben. Er braucht nur wenige Worte um Empfindungen darzustellen, macht das aber so exakt, dass man richtig mit leben kann.
Es ist ein Buch f�r jung und alt Mann und Frau.

Das Werk ist kein "Kinderbuch\", genauso wenig wie Saint- Exup�rys " Der Kleine Prinz\", dass das einzige Buch ist, mit dem man Annas Geschichte vergleichen k�nnte. Beide B�cher sowohl "Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna" als auch "Der Kleine Prinz", sollte man in seinem Leben wenigstens einmal gelesen haben.