Was ist das Böse in Faust?

In Goethes Weltschau war kein Platz für eine selbständige Macht des Bösen. Für Goethe gab es keinen Teufel. Bekanntlich muß man an den Teufel glauben wie an Gott. Und Goethe glaubte weder an einen überweltlichen Gott noch an den Teufel. Goethe war zeitlebens Spinozist. Für ihn galt: Deus sive natura. Gott ist die Natur, in ihrem ganzen Reichtum und vor allem in ihrer schöpferischen Kraft. Und der Mensch kann und soll diese schöpferische Kraft, die auch in ihm lebt, entdecken, bewahren und betätigen. Tätigsein ist deshalb der wahre Gottesdienst an der Natur. Mit dem Tätigsein und Streben hat es schlechterdings kein Ende. Das ist Goethes Vision der Unsterblichkeit. Zu Eckermann sagte der Neunundsiebzigjährige am 4. Februar 1829: »Die Überzeugung unserer Fortdauer entspringt mir aus dem Begriff der Tätigkeit; denn wenn ich bis an mein Ende rastlos wirke, so ist die Natur verpflichtet, mir eine andere Form des Daseins anzuweisen, wenn die jetzige meinem Geist nicht ferner auszuhalten vermag.«1

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Anmerkungen

  1. Johann Peter Eckennann, Gespräche mit Goethe, hg. von A. Kohut, Berlin 1924, S. 227 f.

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  2. Johann Wolfgang von Goethe, Faust, hg. von Albrecht Schöne, 2 Bände, Frankfurt am Main 1999, Kommentarband, S. 726.

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  3. Paul Celan, Ausgewählte Gedichte, Frankfurt am Main 1968, S. 18.

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  4. Brief vom 22. Oktober 1826 an Carl Wilhelm von Humboldt, in: Goethes Werke, Weimarer Ausgabe, IV. Abteüung, Briefe, 41. Band, Weimar 1907, S. 203.

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  1. Rüdiger Safranski

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© 2002 Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Safranski, R. (2002). Wie böse ist Mephisto? Gedanken zum Genie der Einbildungskraft. In: Krellmann, H., Schläder, J. (eds) »Die Wirklichkeit erfinden ist besser«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02817-4_36

The Western Tradition has long struggled to define and understand evil, yet definitive answers continue to elude us. So, too, the role of evil in Goethe's Faust remains problematic. With the help of Mephistopheles, Faust acquires a forbidden „knowledge of good and evil", evoking the biblical story of the Fall. This study uncovers important layers of meaning in that story and reveals its special and unrecognized significance for Faust.

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The Journal of Religious and Intellectual History was founded in 1948 by Hans-Joachim Schoeps and Ernst Benz as an interdisciplinary scientific journal. Thematically, the journal is open to scientific essays that deal with issues and topics at the interfaces of religious and general intellectual history. The ZRGG sees itself as an international forum for the exchange of research results and problems. The Journal of Religious and Intellectual History is peer-reviewed.

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„…denn sein Datum stunde anders nit / dann daß er kein Mensch möchte seyn / sondern ein Leibhafftiger Teuffel / oder ein Glied darvon“ (20)[1]. Der Erzähler der Historia von D. Johann Fausten von 1587 verweist hier auf zwei Aspekte, welche die Konzeption dieser frühneuzeitlichen Faust-Figur und ihres Schicksals zentral bestimmen: Zum Einen erfahren wir von Fausts Bestreben, selbst ein teuflischer Geist zu werden. Zum Anderen zeigt besonders die Bemerkung, dass er dem Menschsein abzuschwören gedenkt, also „kein Mensch möchte seyn“ (20), dass es sich hierbei um eine bewusst gefällte und damit freie Entscheidung Fausts handelt. Faust bedient sich also seines freien Willens und so steht ihm sein Sinn an dieser Stelle der Erzählung danach, dass auch er „ein Geschickligkeit / Form vnnd Gestalt eines Geistes möchte an sich haben vnd bekommen“ (20).

Dort, wo Faust zu zweifeln beginnt, wo es ihm in den Sinn kommt, sich wieder dem Guten zuzuwenden, springt Mephisto geschickt ein und zieht Faust und sein „schwaches Gemüt“ (114) damit wieder auf die Seite des Bösen. Mephistos Verblendungs- und Kontrollfähigkeiten sind es, die das fehlende Moment zur absoluten Schlechtigkeit in Faust ersetzen und so dessen teuflischem Ich[2] zu genügend Nährboden und Entwicklungsmöglichkeiten verhelfen.

Dieses teuflische Ich ist unabhängig, frei in seinem Willen, also weder an die göttliche Weisung der Bibel noch an andere Autoritäten gebunden. Inmitten der Diskussionen des 16. Jahrhunderts um Fragen zur Freiheit und Willensfreiheit des Menschen bedient der Autor der Historia ein höchst brisantes Thema und unterstellt sich in seinem Faust-Buch ganz der Tradition Luthers: Dieser verurteilte (man könnte sagen verteufelte) die Vorstellung eines freien Willens, wie sie etwa Erasmus von Rotterdam vertrat, auf das Äußerste.

Es scheint in der Struktur und Intention der Historia also eine fundamentale Verbindung zwischen der Konzeption des Bösen und der Freiheit der Faust-Figur zu bestehen. Dieser Sinnbeziehung wollen wir in dieser Arbeit auf den Grund gehen.

Es soll also im ersten Teil dieser Arbeit die Frage nach dem Bösen in Faust verhandelt werden, welches besonders durch eine Abgrenzung zur Mephisto-Figur zu Erkenntnissen führen dürfte. In diesem Zusammenhang soll nicht nur Fausts veranlagter Hang zum Bösen und seine dämonische Karriere betrachtet werden, es wird der Blick auch gezielt auf Mephisto und dessen subtile Einflussnahme gerichtet werden, da diese sich als maßgeblich für den strukturellen Aufbau der Erzählung herausstellt. Auf Basis der bis dahin gemachten Erkenntnisse sollen im zweiten Teil die beiden Seiten des Begriffspaares ‚teuflische Freiheit‘ schlussendlich zusammengeführt werden. Welche Rolle spielt Fausts Gebrauch seines freien Willens, inwiefern führt diese Willensfreiheit zu Fausts Scheitern an Gott und zu seiner Verdammung? Ist nach der Lektüre der Historia gar die Freiheit dem Bösen und die Unfreiheit dem Guten gleichzusetzen?

2 Faust, Mephisto und die Struktur des Bösen

Lange haben zahlreiche Stimmen aus der Forschung dem Autor der Historia vorgeworfen, dem Faust-Stoff durch seine bloße Anhäufung unzusammenhängender Episoden nicht gerecht zu werden. Dem Texte fehle es an narrativer Stringenz und er ermangele jeglicher Erzählkunst.[3] Dass dem nicht so ist, „daß die Geschichte einem festen Strukturprinzip unterworfen ist, das vom Anfang bis zum Ende konsequent durchkomponiert wurde“ (Roloff 2003: 84), zeigt sich uns vor allem in aktuelleren Veröffentlichungen. Dabei wird deutlich, dass die Intention des Autors, nämlich seinem Leser die Faust-Figur als negativ-abschreckendes Exempel vorzuführen, sich tatsächlich erst in der angewandten Form zu vollendeter Wirkung entfaltet (vgl. Roloff 2003: 97) und grundlegend für dessen Konzeption ist.

Uns interessiert an dieser Stelle ebenfalls, inwiefern die einzelnen Episoden und ‚Abenthewer‘ sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Jedoch möchten wir unsere Konzentration im Besonderen darauf lenken, den Zusammenhang zwischen der strukturellen Textgenese und der Instanz des Bösen (oder Teuflischen) herauszuarbeiten. Dieses Vorgehen ergibt sich einerseits aus der äußerst aktiven und effektiven Lenkungstätigkeit Mephistos (und der anderen Teufel), die, wie sich zeigen wird, den Fortgang der ganzen Erzählung einteilt und vorantreibt. Andererseits äußert sich eine ‚Struktur des Bösen‘ auch in Faust selbst, dessen Affinitäten und Entwicklungsprozesse zum Widergöttlichen wir deshalb ebenfalls beleuchten wollen.

Basierend auf den dabei gemachten Erkenntnissen lässt sich eine neue, selbstständige Strukturdynamik erkennen, die die Einteilung der Historia in vier Teile nahelegt, welche sich teils durch Spiegelbildlichkeit oder durch Ähnlichkeitsbeziehungen voneinander abgrenzen, beziehungsweise miteinander in Zusammenhang bringen lassen (s. dazu das Schaubild im Anhang, S. 16). Diese ‚Struktur des Bösen‘ soll und kann keinen Alternativvorschlag zu der vom Autor gemachten Einteilung darstellen, sie soll lediglich ein Versuch sein, zu verdeutlichen, wie und an welchen Schnittstellen das Böse die Führung über die Erzählung übernimmt.

2.1 Im Bunde mit dem Teufel (Vorrede, Kap. 1-10)

Zu Beginn gilt es, auf die Vorred an den Christlichen Leser einzugehen. Sie ist natürlich ein wichtiger Bestandteil der Erzählung, hat aber in unseren Betrachtungen einen Sonderstatus, da hier noch keine Handlung vollzogen wird und allein der Autor[4] zu Wort kommt. Trotzdem finden sich hier unter anderem Hinweise darauf, wie wir das Vergehen Fausts zu verstehen haben und, welche Vorstellung des Teufels in diesem Faust-Buch entwickelt wird: Deutlich „greift [der Autor] auf mittelalterliche Vorstellungen des Teufels zurück, böse, häßlich, verderblich. […] Er ist der große, unerbittliche Lügner, kennt die Schwächen der Menschen. Als gefallener Engel bleibt er der Widerpart Gottes“ (Gössmann 1999: 98) und zielt in all seinem Tun darauf ab, das Verhältnis zwischen den Menschen und Gott zu zersetzen. Der „Teuffelsbeschwerer“ (11) Faust wird im Anschluss an eine Aufzählung verschiedener Zauberer und Teufelsbündler eingeführt. Er wird noch nicht spezifisch charakterisiert, doch wir erfahren bereits, dass er seine Verschreibung vnnd Bündtnuß mit dem Teuffel gehabt / viel seltzamer Abenthewr vnd grewliche Schandt vnd Laster getrieben / mit fressen / sauffen / Hurerey vnd aller Vppigkeit / biß jm zu letzt der Teuffel seinen verdienten Lohn gegeben / vnd jm den Halß erschrecklicher weiß vmbgedrehet. (11)

Nach Meinung des Autors beging Faust damit sozusagen das Kapitalvergehen, da „Ohn allen zweiffel […] die Zauberey vnd Schwartzkünstlerey die gröste vnnd schwerste Sünde für Gott vnd für aller Welt“ (8) sei.

Wie sich aber nun tatsächlich diese ‚Tragödie‘ des „weitbeschreyten Zauberers“ (13) D. Johann Fausten zugetragen haben soll, dessen wird uns ab dem ersten Kapitel erzählt. Unternimmt man den Versuch, das Faust-Buch einer Strukturanalyse in Hinblick auf die Macht und Qualität des Bösen durchzuführen, dann scheint es uns am sinnvollsten, den ersten Einschnitt nach Fausts aufkommenden doch schnell gebrochenen Heiratswunsches anzusiedeln. Damit umfasst unser erster Teil die Kapitel 1-10. Das erste Kapitel umreißt, wie Fausts Entwicklung vor der Teufelsbeschwörung aussah: Er studierte, hatte „eins gantz gelernigen vnd geschwinden Kopffs“ und war „zum studiern qualificiert vnd geneigt“ (14), was ihn zum Doktor und wohl zu einem der Besten in seinem Fach machte. Eine steile Karriere also, doch das reichte ihm nicht, er „hat die H. Schrifft ein weil hinder die Thür vnnd vnter die Bank gelegt“, ist dazu noch „zur bösen Gesellschafft gerahten“ (14) und schließlich trotz seines umfassenden Wissens um das Wort Gottes zum „Weltmensch […] D. Medicinae […] Astrologus vnnd Mathematicus“ (15) geworden. Was brachte ihn dazu? Wir erfahren, dass er einen „thummen / vnsinnigen vnnd hoffertigen Kopff gehabt“ (14) habe und dass seine Eltern und Erziehung keine Schuld an alledem treffe. Deutlich wird hier Fausts klarer Hang zum Teuflischen, der sich offenbar in seinem falschen Gebrauch seines gottgegebenen Intellekts begründet.

Faust „wolte alle Gründ am Himmel vnd Erden erforschen / dann sein Fürwitz / Freyheit vnd Leichtfertigkeit stache vnnd reitzte jhn“ (15). Sein Ziel, das Wesen der göttlichen Schöpfung zu durchschauen, möchte er erreichen, indem er den Teufel beschwört, um sich dessen Wissen und Macht zu Nutze zu machen. Die Beschwörungszeremonie und die Schilderung der mehrstufigen Aushandlung der Vertragsklauseln in den folgenden Kapiteln verdeutlichen vor allem eines: Mephistos Macht scheint zwar begrenzt, doch er nutzt diese Schwäche gekonnt um sein Gegenüber in Sicherheit zu wiegen. Die erste Beschwörung endet mit einem scheinbaren ‚Sieg‘ Fausts; er widersteht nicht nur dem Schauerspiel Mephistos, sondern bringt diesen auch trotz dessen anfänglicher Weigerung (vgl. 17) dazu, seinem Willen zu folgen. Ähnlich verläuft das nächste Treffen, in welchem Mephisto angibt, er müsse zuerst seines Herren Luzifers Zustimmung zu Fausts Forderungen einholen, bevor er diesen zustimmen könne. Mehr oder weniger verschlüsselt eröffnet uns Mephisto aber schon an dieser Stelle, wie es um seine subtile Macht und damit Fausts Ohnmacht steht: „Helt man dich / so weistu es nit / Dennoch mustu mit […] Dein verzweiffelt Hertz hat dirs verschertzt“ (19). Gegenüber dieser durchaus programmatischen Äußerung steigen in Faust Zweifel auf, sind jedoch schnell vergangen, denn seine „Halßstarrigkeit“ (19) wähnt ihn sich seiner Macht zu sicher. Seinen endgültigen Abfall von Gott vollzieht er schließlich im achten Kapitel, indem er, wiederum von des Mephistos „süß Geplerr“ (25) geblendet, den mit Blut verfassten Pakt einreicht.

Das neunte Kapitel erzählt von Fausts anschließendem Lebensstil: Mephistophiles dient ihm ehrerbietig und verschafft ihm durch seine dieberische Tätigkeit fürstliche Kleidung, Essen, Wein und Geld. „Doctor Faustus lebt also im Epicurischen Leben Tag vnd Nacht“ (27), doch fehlt es ihm zur Befriedigung seiner Wollust bald an einer Frau, weshalb er im zehnten Kapitel seinem Geist den Wunsch eröffnet, sich zu verheiraten. Dieser stößt bei Mephisto auf wenig Gegenliebe, ist doch „der Ehestand […] ein Werck deß Höchsten“ (28) und nicht Sache der Teufel und wäre darüber hinaus ein Verstoß gegen den Pakt. Sollte sich Faust verehelichen, droht Mephisto, würde er ihn in Stücke zerreißen. Trotzdem, Faust beharrt auf sein Ansinnen, „es folge darauß gleich was es wölle“ (28). An dieser Stelle wird von Fausts teuflischen Vertragspartnern schweres Geschütz aufgeboten: „Da erschiene jhm der Teuffel Leibhafftig“ (28) und setzt dem armen Faust derart zu, dass dieser nicht etwa Gott sondern „seinen Geist vmb Hülff“ (28) anschreit (!) und schließlich zutiefst eingeschüchtert „vmb Gnad vnnd Verzeihung“ (28) bittet. Doch die hier entstandene Atmosphäre vergeht urplötzlich, indem sich Mephisto als ‚Wohltäter‘ Fausts hervortut: Er verspricht Faust, ihm jede Nacht eine Konkubine zur Verfügung zu stellen, solange und so oft dieser es begehre.

[...]


[1] Diese Arbeit zitiert nach der von Füssel/Kreutzer (2006) herausgegebenen Reclam-Ausgabe der Historia von D. Johann Fausten. Es handelt sich dabei um den Text der editio princeps von 1587. Zitate werden hier durch die jeweilige Angabe der Seitenzahl in einfachen Klammern nachgewiesen.

[2] Unter ‚teuflischem Ich‘ verstehen wir hier den Anteil in Fausts Persönlichkeit, die dem Bösen zugeneigt ist. Es soll an dieser Stelle also nicht auf eine schizophrene Spaltung der Faust-Figur referiert werden, denn wir sehen in ihm keinen „absoluten Dualismus zwischen Gut und Böse, zwischen dem Göttlichen und dem Satanischen. [… Eher] das Böse als Mangel des Guten, das Böse als defizienter Modus.“ (Gössmann 1999: 94)

[3] Diese Auffassung dürfte maßgeblich durch die vernichtende Kritik Wilhelm Scherers geprägt worden sein. In der Einleitung zu seiner Ausgabe des Faust-Buchs ließ Scherer kein gutes Haar an unserem Anonymus: „Er war kein Künstler, dieser unbekannte Verfasser. Er war vielmehr ein rechter Stümper, dem so ziemlich alle die Eigenschaften fehlten, die man vom bescheidensten Schriftsteller verlangen darf. Wie schlecht erzählt er! Wie schlecht hat er seinen Stoff disponirt! Wie wenig Übersicht und Klarheit besitzt er! Wie thöricht prunkt er mit Citaten! […] Sein Material waren einzelne Anekdoten, die er sehr mangelhaft redigirte. Wir finden mehrfach Widersprüche und Doppelerzählungen, unter-brechende Einschaltungen, ungeschickte Überleitungen und fast nirgends eine größere einheitliche Conception.“ (Scherer 1884: XIII f.)

[4] Wenn es auch aus Sicht der neueren Forschungstheorie ungeschickt scheint, eine Erzählinstanz mit deren Autor gleichzusetzen, so sei darauf verwiesen, dass die Wahrscheinlichkeit einer dies-bezüglichen Übereinstimmung in der Historia eine äußerst hohe ist (insbesondere in einer ‚Vorrede‘). Um mögliche Ungenauigkeiten zu vermeiden wird in dieser Arbeit also die Dreistigkeit begangen, nicht von einem ‚Erzähler‘ zu sprechen; es wird von einer hypothetischen Autorenperson aus-gegangen, die das Geschehen kommentierend begleitet.

Wieso ist Gretchen schuldig?

2.1 Gretchens Rolle in der Gesellschaft und Familie Die Familie hat keinen Ernährer mehr, da Gretchens Vater nicht mehr existiert. So ist Gretchens Mutter dafür zuständig der Famielie das Existenzminimum zu gewährleisten. Daraus resultiert, dass Gretchen schon früh viel Verantwortung im Haushalt übernehmen musste.

War Faust schuldig?

Dennoch wird Faust nicht die ausschließliche Schuld zugeschoben. Faust ist nicht für Gretchens Isolierung verantwortlich. Zwar drängt er Gretchen dazu, ihrer Mutter den tödlichen Trank zu verabreichen, doch ihm ist nicht bewusst, dass dieser tödlich ist.

Was wird in Faust kritisiert?

Faust kritisiert Wagner heftig; zynisch und bisweilen sogar überheblich beurteilt er seine Einstellung, wie z.B. in den Z. 538-541: "Sitzt ihr nur immer! Leimt zusammen/ Braut ein Ragout von anderer Schmaus,/ Und blast die kümmerlichen Flammen/ Aus eurem Aschenhäufchen 'raus!".

Wie heißt der Teufel in Faust?

Da heißt der Teufel Mephisto, und der will den gelehrten Mann Heinrich Faust von seinem Weg abbringen, verführen.