In welchem Film sind ein Mensch eine Hyäne ein Tiger ein Affe und ein Zebra zusammen auf dem Meer und kämpfen ums Überleben?

F.A.Z.- Filmkritik : Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger Video: 20 Century Fox, F.A.Z.

Sie ist ein Geschöpf aus Bits und Bytes. Aber wenn sie dann mit mächtigen Prankenhieben den Zuschauer bedrängt, dann ist sie wirklicher und wilder als jede Raubkatze, die wir je in natura gesehen haben. Ang Lee hat den Bestsellerroman „Schiffbruch mit Tiger“ von Yann Martel in 3D verfilmt und eine Idee für den Einsatz von Computertechnologie gefunden, die man schon fast eine Begründung nennen könnte: mit der Immaterialität der Software das Naturschöne zu preisen. Und weil dies auch ein Film über Glaubensfragen ist, hat die Dialektik der Herstellung noch einen weiteren Clou: Aus den Daten entstehen erst Kreaturen, dann Allegorien.

Doch erst einmal ist der Tiger Schaustück eines Zoos in Indien. Die Besitzer lösen den Tierpark auf, schiffen sich auf einem Pazifikfrachter ein. Man will nach Kanada und hat zwecks Verkaufs nur die kostbarsten Tiere mitgenommen.

Doch es gibt kein Arche-Noah-Glück: Sturm, Havarie, aufs Beiboot retten sich eine Hyäne, ein Orang-Utan, ein Zebra, der Tiger. Und Pi (Suraj Sharma), der Sohn des Zoobesitzers. Der Name steht eigentlich für piscine, das französische Wort für Schwimmbad - eine Reverenz an einen frankophilen Onkel mit exzentrischem Faible für Pariser Swimmingpools. Aber der Junge, gehänselt von „Pee!“ rufenden Mitschülern, widmet das Kürzel um. Er lernt die Zahl Pi bis auf Hunderte Stellen nach dem Komma auswendig und etabliert sich vor der staunenden Klasse - Ziffer um Ziffer auf eine Tafel notierend - als Fachmann fürs Unendliche.

Glaube an etwas Höheres

Und nun schnurrt die Welt dieses Freigeists auf die Größe eines Rettungsboots zusammen und expandiert zugleich in eine maßlose Weite, in die noch so viel Verstandeskraft keine Koordinaten einzutragen vermag. 227 Tage lang treiben sie im Meer; Hyäne, Zebra und Affe sind bereits tot, Opfer blutiger Überlebenskämpfe, die, in der engen Arena des Schiffchens ausgetragen, wirken wie ein Albtraum von Kafka, der La Fontaine gelesen hat.

Kann man diese Geschichte glauben? Um das Schiffbruchsdrama gespannt ist der Erzählrahmen mit einem in die Jahre gekommenen Pi (Irrfan Khan). Er berichtet das Abenteuer einem Schriftsteller aus Kanada (Rafe Spall). Der wiederum hofft, eine Story zu hören, die ihm den Glauben an etwas Höheres vermitteln kann.

Der Mann ist skeptisch, verständlich. Er kann als Bewohner der Fiktion ja nicht jene projizierten Wunder sehen, die wir im Kinosaal erleben. Könnte er nur aus seiner Leinwandexistenz heraustreten und mit uns in diesen Filmkosmos staunen! Die Endlosigkeit des Ozeans, die mit dem Azur des Himmels zusammenfällt. Die nachtglänzende See, illuminiert vom Phosphor der Quallen. Wale, die aus der Gischt hervorbrechen wie mythische Ungeheuer. Die Sternengalaxien eines Firmaments, das sich in halluzinatorischer Missachtung räumlicher Grenzen bis in die Abgründe des Ozeans ausspannt. Wer wäre beim Anblick solcher Bilder nicht wenigstens versucht, die stoffliche Welt als Chiffre einer höheren Ordnung zu lesen?

Allegorie des Tigers

Und vor dieser Kulisse der Tiger, den gestirnten Himmel über sich, aber was nun in sich? Ein sittliches Gesetz? Oder einfach die Mordlust der Kreatur, die ihrer letzten Beute deshalb nicht habhaft wird, weil sich der Junge zum Beiboot ein Beiboot gebastelt hat?

„Meine Angst vor ihm hält mich am Leben“, sagt Pi, „meine Sorge um ihn gibt meinem Leben Sinn.“ Die Bestie verkörpert zwei Pole unserer Existenz, den vitalen Trieb und den zivilisatorischen Anspruch - und darüber hinaus eine Grunderfahrung: dass Orientierung und Ausrichtung der Existenz immer in Relationen geschieht.

Und so sind die Visionen uferlos-kosmischer Erhabenheit, wie sie Lee in atemberaubender Handhabung der digitalen Mittel entwirft, doch eingefasst in ein moralisches Programm. Würde und Größe erhält das Leben nur in der Beziehung zum andern. Das kann auch ein Tiger sein, der dir nach dem Leben trachtet.

Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger ist ein Abenteuerfilm aus dem Jahr 2012 von Ang Lee mit Suraj Sharma, Irrfan Khan und Tabu.

In Life of Pi, Ang Lees Verfilmung des Erfolgsromans Schiffbruch mit Tiger von Yann Martel, findet sich ein schiffbrüchiger Junge mit wilden Tieren in einem Rettungsboot wieder.

Aktueller Trailer zu Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger

Komplette Handlung und Informationen zu Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger

Handlung von Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger
Wie man 227 Tage auf hoher See mit einem Bengalischen Tiger unbeschadet überstehen kann, das zeigt Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger. Piscine Molitor Patel (Suraj Sharma), kurz Pi, ist ein junger Inder, der mit seiner Familie in Pondicherry lebt, wo sein Vater einen Zoo besitzt. Als sie aus politischen Gründen nach Kanada auswandern müssen, wird der Zoo verkauft und mit ihm ein Großteil der Tiere, die ebenfalls in Übersee ein neues Zuhause finden sollen und so gemeinsam mit der Familie an Bord eines japanischen Frachters gebracht werden. Doch auf der Überfahrt kommt es zu einer Havarie und nur Pi kann sich als einziger Überlebender in ein Beiboot retten. Mit vier nicht-menschlichen Ausnahmen: Weitere “Passagiere” im Rettungsboot sind eine Hyäne, ein schwer verletztes Zebra, ein Orang-Utan und ein ausgewachsener Tiger namens Richard Parker. Wie und unter welchen Opfern Pi diese entbehrungsreiche Odyssee überlebt, davon berichtet der mittlerweile erwachsene Pi (Irrfan Khan).

Hintergrund & Infos zu Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger
Der Verfilmung von Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger (OT: The Life of Pi) liegt der Erfolgsroman von Yann Martel zugrunde, der als Motivation die eigene Sinnsuche zu Protokoll gab. Bereits 2001 wurde Schiffbruch mit Tiger veröffentlicht und wurde direkt von der Kritik begeistert aufgenommen, nachdem zuvor fünf Verlage das Skript abgelehnt hatten. Lange Zeit galt das Buch als unverfilmbar, bevor Regisseur Ang Lee sich Schiffbruch mit Tiger annahm. Bereits mit Sinn und Sinnlichkeit hatte er erfolgreich sein Händchen für Literaturverfilmungen bewiesen.

Ursprünglich war für die Rolle des Schriftstellers, der den erwachsenen Pi interviewt, Tobey Maguire (Gottes Werk und Teufels Beitrag) vorgesehen, wurde dann aber durch den im direkten Vergleich unbekannteren Rafe Spall (Das hält kein Jahr..!, Sohn von Timothy Spall) ersetzt, um das Augenmerk auf die Geschichte zu richten und nicht auf den Star. In einer kleinen Nebenrolle ist Gérard Depardieu als französischer Küchenchef des Frachters zu sehen.

Bei den Oscars 2013 gewann Life of Pi den Oscar für die Beste Kamera, Beste Visuelle Effekte, Beste Filmmusik und Beste Regie durch Ang Lee.

Für Hauptdarsteller Suraj Sharma ist Schiffbruch mit Tiger sein erster Film überhaupt. Danach war er unter anderem in der Serie Homeland zu sehen. (EM)

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Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger

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Ist der Film Life of Pi eine wahre Geschichte?

Er basiert auf dem Roman Schiffbruch mit Tiger von Yann Martel aus dem Jahr 2001.

Was bedeutet das Ende von Life Of Pi?

Am Ende seiner Erzählung lässt Pi den Autor entscheiden, welches die wahre und bessere Geschichte sei. Als dieser zugegeben hat, dass er die Wahrheit nicht erkennen könne, die Geschichte mit den Tieren aber wohl doch die bessere sei, antwortet er ihm: „Und genauso ist es mit Gott“.