Ist ein Tablet für Kinder sinnvoll?

Schädlich für die Entwicklung Ärzte warnen vor Tablets und Smartphones für Kinder

Ist ein Tablet für Kinder sinnvoll?

Praktisch, diese Tablets: Immer griffbereit und die lieben Kleinen sind erstmal beschäftigt. Doch Ärzte kritisieren die frühe Mediennutzung.

© Colourbox.de

Mobile Medien gehören heute zum Alltag vieler Kinder. Ärzte sehen das kritisch - die frühe Mediennutzung berge viele gesundheitliche Probleme. Sie trage auch nicht dazu bei, dass die Kleinen sich in der digitalisierten Welt besser zurechtfinden.

Während langer Autofahrten spielen sie "Angry Birds" auf Papas Tablet, abends dürfen sie am Rechner noch eine halbe Stunde "Shaun das Schaf" gucken. Smartphones, Tablets und Computer  gehören heute zum Kinderalltag wie früher Kassetten und Gameboys.

Doch nach Meinung von Kinderärzten bleiben sie trotz neuester Entwicklungen schädlich für die geistige Entfaltung von Kindern. "Wir Kinder- und Jugendärzte sind von deutlichen gesundheitlichen und psychologischen Beeinträchtigungen überzeugt, sehen diese täglich in unseren Praxen", sagt Till Reckert vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Eine Gefahr liege auch darin, dass Kinder vernachlässigt würden, weil sich ihre Eltern lieber mit ihren Smartphones beschäftigten, sagt der Kinder- und Jugendarzt. "Hier werden große Herausforderungen auf uns zukommen."

Anstieg an Überforderung, Kopfschmerzen und ADHS

Als Probleme stellen Mediziner einen besorgniserregenden Anstieg an Überforderung, Kopfschmerzen, ADHS und psychischen Erkrankungen fest, der mit der wachsenden Nutzung der digitalen Medien zusammenhänge. "Kinder im Vorschulalter müssen zunächst lernen, mit ihrem Körper, ihren Gefühlen, der Welt und anderen Menschen in immer freierer Weise zurechtzukommen", sagt Reckert. Bildschirmmedien seien da fast ausschließlich hinderlich. Besonders bemängelt der Experte die fehlende Erfahrung der Kinder im Umgang mit der Technik: "Im Alltag beobachtet man häufig leider ein eher unsouveränes Verhalten der Digital Natives ihren Maschinchen gegenüber." Ohne das nötige Grundverständnis seien Kinder häufig überfordert und erschlagen von den schier endlosen Informationen und Möglichkeiten der Geräte. 

Von dem Argument, dass Kinder möglichst früh an digitale Technik herangeführt werden sollten, um später einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt gerecht zu werden, hält der Experte wenig: "In unseren Praxen sehen wir eher das Gegenteil: Je mehr und je früherer Medienkonsum im Kindes- und Jugendalter, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder mit dem Leben und dann auch mit Medien nicht gut zurechtkommen", sagte Reckert. "Ich vermute: Wer früh und ausschließlich googelt, um zu seinen Informationen zu kommen, wird später ein schlechterer Rechercheur."

"Verstehen statt verbieten"

Susanne Rieschel von der Initiative "SCHAU HIN!" hält von generellen Verboten der digitalen Technik für Kinder nichts. "Statt zu Alarmismus raten wir zu Besonnenheit, nach unserem Motto 'Verstehen statt verbieten'", sagte die gelernte Lehrerin. "Grundsätzlich gilt, Eltern müssen ihre Kinder beim Umgang mit Smartphones und Tablets und Co. aktiv unterstützen und begleiten." Dazu zählten auch klare Regeln: Was darf gesehen werden und wann ist das Smartphone tabu.

"Wir raten Eltern, vor allem kleinere Kinder aktiv zu begleiten", sagte der Bildungsexperte vom Digitalverband Bitkom, Stephan Pfisterer. "Eine Altersbeschränkung nach unten macht keinen Sinn. Smartphones und Tablet Computer lassen sich intuitiv bedienen und können auch von Kleinkindern genutzt werden." Pfisterer zufolge können die mobilen Geräte auch förderlich sein: "Vor allem dann, wenn sie interaktiv sind und einen Lerneffekt haben." So müssten sich Kinder bei Lernspielen aktiv mit den Inhalten auseinandersetzen, Entscheidungen treffen oder ihre Geschicklichkeit üben. "Dabei haben sie Erfolgserlebnisse und lernen spielerisch zum Beispiel Formen, Farben oder das Alphabet."

mh

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Kinder werden heute im digitalen Zeitalter groß. Nie war die Datendichte, der wir jeden Tag ausgesetzt sind, höher. Nie konnte man so viele Informationen so schnell und zielgerichtet abfragen. Das kann Segen und Fluch zugleich sein. Dabei ist es wichtiger denn je, sein Kind richtig an die digitale Welt heranzuführen. 

Zensur vs. Eigenverantwortung – was soll das Kind im Internet tun dürfen?

Nicht selten kommt die Frage auf, ab welchem Alter ein Kind ein eigenes Tablet haben kann oder vielleicht sogar sollte. Die einzig richtige Antwort darauf ist: Das müssen Sie als Eltern bzw. Sie als Vater wissen. Denn so nah wie Sie selbst ist niemand an Ihrem Kind dran. Sie wissen, wie reif das Kind wirklich schon ist, ob es mit der digitalen Welt überhaupt schon etwas anfangen kann und ab wann es Sinn macht, Ihr Kind an die Wunder der Technik heranzuführen. Die meisten Kinder werden heute ohnehin mit den Tablets und Handys der Eltern groß und wissen oft schon, bevor sie in den Kindergarten kommen, wie man so einen Handybildschirm entsperren kann. 

Wenn die Frage nach dem „ab wann“ geklärt ist, bleibt noch die Frage nach dem „wie viel“. Denn egal welche Art von Kindertablet man auswählt – sie alle haben die wunderbare Möglichkeit den Zugang des Kindes einzugrenzen und die Möglichkeiten der Internetnutzung stark einzuschränken. Dazu kommt, dass Sie als Elternteil bei den meisten Modellen genau nachvollziehen können, was Ihr Kind am Tablet gemacht hat und wie lange es online war. Ist das Zensur und Überwachung? Auf jeden Fall. Ist das verwerflich? Es wäre sehr fahrlässig, wenn man sich als Elternteil nicht darum kümmern würde, was das eigene Kind in den endlosen Weiten des Internets so treibt. Denn hier lauern ein paar Gefahren, denen man sein Kind auf keinen Fall ausgesetzt sehen möchte.

Darauf müssen Eltern achten, damit ihr Kind sicher mit der Technik wachsen kann

Es gibt verschiedene Sicherheitsmechanismen, die ein Tablet auf jeden Fall haben sollte, wenn es für Kinder geeignet sein soll. Zum ersten muss es einen eigenen Kindermodus haben. In vielen Fällen ist es so, dass der Erwachsenenmodus dann mit einer entsprechenden Sicherung versehen ist, zum Beispiel mit einem etwas komplizierteren Passwort. Im Elternmodus können Sie dann die verschiedenen Einstellungen machen - beispielweise, welche Seiten Ihr Kind besuchen darf oder welche Seiten gesperrt bleiben sollen. Dabei gibt es verschiedene Varianten. Bei vielen Produkten ist es so, dass Sie gezielt einzelne Seiten oder Seitentypen sperren müssen. Der Nachteil: hier müssen sie ALLE bedenklichen Websites ausschließen. Ein fast unmögliches Unterfangen.
Viel besser sind die Tablets mit deren Software Sie von vornherein nur einzelne Internetseiten für den Gebrauch freigeben können. So können Sie sicherstellen, dass Ihr Kind nur auf den Seiten surft, die Sie dafür vorgesehen haben.

Als nächstes muss so ein Tablet robust sein. Je nachdem, in welchem Alter Ihr Kind das erste Tablet bekommt, wird es mit gewisser Regelmäßigkeit auf den Boden fallen und vielleicht auch mal mit klebrigen Händen angefasst. Nur wenn das Tablet entweder von vorn herein ein Gehäuse hat, dass das aushält oder aber zumindest über eine Schutzhülle verfügt, die solche Stürze komplett abfedert, wird Ihr Kind wirklich lange etwas von seinem Tablet haben.

Und zu guter Letzt sollten Sie die Möglichkeit haben, immer nachvollziehen zu können, was Ihr Kind im Internet gemacht hat. Nur wenn Sie den Verlauf der Seiten einsehen können, die Ihr Kind aufgerufen hat, können Sie wirklich sicher sein, dass Ihr Kind das Tablet und die damit oftmals verbundene Möglichkeit der Internetnutzung sinnvoll und sicher nutzt. Natürlich haben Sie auch die Möglichkeit, Ihrem Kind erst einmal ein Tablet ohne Internetzugriff zu geben und diesen, beispielsweise über das heimische WLAN, nur gezielt selbst einzuschalten, um in Absprache mit Ihrem Kind passende Spiele oder Lern-Apps herunterzuladen.

Das wichtigste in Kürze:

Wenn Ihr Kind ein eigenes Tablet bekommt sollten Sie sicherstellen:

  • dass es Seiten mit pornografischen, gewaltverherrlichenden oder kriminellen Inhalten nicht öffnen kann
  • dass es nicht einfach so auf Einkaufstour im Internet gehen kann
  • im Auge behalten, auf welchen Seiten Ihr Kind unterwegs ist
  • regelmäßig kontrollieren, mit wem Ihr Kind beispielsweise über Chats oder ähnliche Kommunikationskanäle im Internet kommuniziert
  • Immer genau wissen, welche Bilder oder Informationen Ihr Kind im Internet von sich preis gibt.

Soll es ein Kindertablet sein oder ein Tablet mit Kindermodus?

Da gibt es tatsächlich erhebliche Unterschiede. Kindertablets bekommen Sie beispielsweise von VTech oder vergleichbaren Anbietern. Diese sind schon in der Optik und in der Aufmachung komplett anders aufgestellt als klassische Tablets. Die Tablets sind dabei in der Regel in ein Stoß- und spritzwassergeschütztes Gehäuse integriert und kommen mit einem kleineren Display als normale Tablets daher. Dazu kann man oft auch Spiele oder Programme in Form von kleinen Kassetten oder Discs für solche Lerntablets zukaufen. Auch Lernspiele, die dem Kind in den ersten Schulklassen helfen sollen, lassen sich hier kaufen. Der Kindermodus ist sehr ausgeprägt und Kinder können wirklich nur das, was ihre Eltern ihnen von vorn herein als Möglichkeit einräumen. Dafür sind die kompatiblen Lernspiele und Programme oftmals eher überschaubar und kommen alle von der Herstellerfirma, die dementsprechend auch den Preis festlegt. Für Kinder im Kindergartenalter ist dies eine gute Möglichkeit, erste Schritte in Richtig Nutzung eines eigenen Tablets zu machen.

Tablets mit Kindermodus sind ganz klassische Tablets, die allerdings über einen Kindermodus geschützt werden. Solche Tablets werden auch von namhaften Firmen wie etwa Samsung und Amazon angeboten. Hier müssen die Eltern vor der ersten Nutzung den Kindermodus am Tablet selbst einstellen und dabei auswählen, wie umfangreich die Einschränkungen sein sollen, die Sie Ihrem Kind auferlegen wollen. Der Vorteil bei dieser Variante ist, dass man den Kindermodus hier nach und nach erweitern und irgendwann, wenn das Kind alt genug ist, ganz entfallen lassen kann. Außerdem kann man auf diesen Tablets alle gängigen Apps, Spiele und Lernprogramme problemlos installieren. Natürlich nur im Elternmodus; so wird sichergestellt, dass Ihr Kind nicht die Möglichkeit hat, im App-Store auf Einkaufstour zu gehen.

Was auch immer Sie am Ende des Tages für Ihr Kind auswählen – gerade mit Beginn der Schulzeit wird es sinnvoll, dem Kind die Möglichkeiten der Recherche und der Wissensaufnahme durch das Internet einzuräumen. Aber eben nach und nach und mit den richtigen Grenzen. Damit die Kinder mit den Möglichkeiten der digitalen Welt aufwachsen können, ohne direkt den Gefahren dieser Welt ausgesetzt zu werden.

Wann sollte ein Kind ein Tablet bekommen?

Ab wann ein Tablet für das Kind? Viele Hersteller empfehlen Ihre Kinder-Tablets ab einem Alter von drei Jahren.

Was macht Tablet mit Kindern?

Kleine Kinder, die viel Zeit mit Smartphones oder Tablets verbringen, weisen strukturelle Veränderungen im Gehirn auf, berichten US-Forscher. Dies geht vor allem zulasten der Sprache.

Was passiert wenn Kinder zu viel Tablet schauen?

Medienkonsum kann Kindern schaden. Sprachentwicklungs- und Konzentrationsstörungen, aber auch Einschlafprobleme bei Kindern gehen oft mit einem zu hohen Medienkonsum einher. Umso wichtiger ist es, dass Eltern mit Kindern einen sinnvollen Umgang mit Tablet & Co. einüben.

Wie lange Tablet für Kinder?

4 bis 6 Jahre: maximal 30 Minuten pro Tag; nicht unbedingt täglich; begleitete Bildschirmzeit und nur altersgerechte Inhalte je nach Interesse des Kindes. 7 bis 10 Jahre: Maximal 60 Minuten pro Tag freie Bildschirmzeit; nicht unbedingt täglich; Inhalte werden gemeinsam besprochen.