Kann man mit Arthrose alt werden?

Kann man mit Arthrose alt werden?
Kann man mit Arthrose alt werden?

Typische Befunde der Arthrose: Verschm�lerung des Gelenkspaltes, Bildung von Osteophyten, subchondrale Knochensklerose, Zysten und Knochenschwund. Foto: mauritius images

Stoffwechselst�rungen und entz�ndliche Prozesse sch�digen auf Dauer den Gelenkknorpel, was neue therapeutische Ans�tze zu diesem heterogenen Krankheitsbild erforderlich macht. Der Forschungsbedarf ist gro�.

Entgegen der allgemeinen Vorstellung entsteht die Arthrose nicht durch Abrieb und Abnutzung. Vielmehr steht am Anfang der Gelenkzerst�rung meist eine akute Sch�digung des Gelenkknorpels durch eine Verletzung oder eine Infektion. „Wir sprechen immer von Gelenkverschlei� als Basis der Arthrose. Tats�chlich aber ist diese Aussage falsch“, erkl�rt Prof. Dr. med. Wolfgang R�ther, Direktor der Klinik und Poliklinik f�r Orthop�die des Universit�tsklinikums Hamburg-Eppendorf und Pr�sident des Kongresses der Deutschen Gesellschaft f�r Rheumatologie (DGRh) in Hamburg.

Entstanden ist die Annahme, es liege ein Gelenkverschlei� vor, durch die Beobachtung, dass die Arthrose an Bewegung und Belastung gekoppelt ist. „Unser Knie aber ist kein Motor, der nach 250 000 Kilometern schw�chelt“, betont R�ther. Vielmehr entstehe die Arthrose nur, wenn eine initiale Sch�digung des Knorpels eintrete, auf deren Boden sich dann die Gelenkzerst�rung entwickelt.

Arthrose entwickelt sich auch bei normaler Belastung

Die Faktoren, die der Arthrose den Weg bereiten k�nnen, sind allerdings vielf�ltig: Es kann sich um Stoffwechselst�rungen, um eine Infektion, eine Verletzung oder auch um Entz�ndungsprozesse handeln, die den Knorpel beeintr�chtigen. Wichtige Ausl�ser sind Fehl- oder �berbelastungen der Gelenke, zum Beispiel als Folge von �bergewicht oder Hochleistungssport. Doch auch bei einer ganz normalen Belastung kann sich eine Arthrose bilden, etwa durch eine Entz�ndung im Gelenk oder durch eine genetisch bedingte Abweichung in der Knorpelmatrix. Das Vorkommen dieser Gene variiert in verschiedenen Populationsgruppen allerdings betr�chtlich.

Von der ersten Sch�digung bis zur Arthrose vergehen dann viele Jahre, in denen der Patient h�ufig keine Schmerzen versp�rt. Deshalb sei auch die Fr�hdiagnostik so schwierig, erl�utert R�ther.

Damit unterscheiden sich Arthrose und Arthritis vor allem durch den Krankheitsbeginn: „W�hrend bei der Arthritis die Erkrankung von der Synovialis ausgeht, ist bei der Arthrose der Knorpel der Ausgangspunkt der Sch�digung“, so R�ther. In der Folge aber m�nden beide Krankheitsbilder in die gleiche Endstrecke: Denn durch den Abrieb des gesch�digten Knorpels kommt es zu Reizungen und Entz�ndungsprozessen der Synovialis, die schlie�lich die Gelenkzerst�rung vorantreiben.

Wie dies genau geschieht, wird bei der Arthrose bislang kaum verstanden. Denn obwohl in Deutschland rund f�nf Millionen Menschen an einer Arthrose leiden und die Pr�valenz aufgrund der steigenden Lebenserwartung weiter zunimmt, stand das Krankheitsbild bisher kaum im Fokus der Forschung. „Das muss sich dringend �ndern, wir brauchen eine ad�quate Forschungsf�rderung f�r Fragen rund um die Arthrose“, forderte R�ther.

Bislang gibt es kein Medikament und keine chirurgische Therapie, um die Arthrose zu stoppen. Ein vielversprechender Ansatz ist derzeit die Transplantation von Knorpelzellen oder -gewebe. „Eine Wiederherstellung der urspr�nglichen Gewebequalit�t gelingt aber leider noch nicht”, schr�nkt der DGRh-Pr�sident ein. Au�erdem sei die Therapie nur bei abgegrenzten Knorpelsch�den m�glich, wie sie zum Beispiel als Unfallfolge auftreten k�nnen. Damit k�me sie nur f�r einige Patienten infrage. ►

Gefragt sind vor allem innovative Therapieans�tze, mit denen sich den Betroffenen besser helfen l�sst als bisher. Erste Schritte in diese Richtung werden derzeit getan, es wird mit zwei verschiedenen Ans�tzen versucht, die Behandlung der Arthrose zu optimieren. Denn mit einem Hebel allein scheint es – anders als bei der rheumatoiden Arthritis – bei der Arthrose nicht getan zu sein, meint R�ther: „Wir m�ssen trennen zwischen der Behandlung der Schmerzen und der Behandlung der Knorpelzerst�rung.“ W�hrend zum Beispiel bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis durch die nachhaltige Entz�ndungshemmung mit Hilfe der modernen Biologika gleichzeitig eine effektive Schmerzlinderung erwirkt wird, ist dies bei der Arthrose nicht der Fall.

Und noch eines erschwert die Therapie: Bei der rheumatoiden Arthritis wird auf eine Fr�htherapie gesetzt, um den Entz�ndungsprozess und damit die Gelenkzerst�rung rasch zu stoppen. Bei der Arthrose aber ist dieser Weg verwehrt, weil eine Fr�hdiagnostik bislang nicht m�glich ist. Dies erkl�rt, warum bei der Arthrose v�llig andere Therapiestrategien gefragt sind als bei der rheumatoiden Arthritis.

Regeneration des Knorpels anregen

Zurzeit sind vor allem Wirkstoffe in Entwicklung, die in den Nervenstoffwechsel eingreifen in der Hoffnung, dadurch den Schmerz grundlegender und effektiver lindern zu k�nnen als mit den derzeit �blicherweise verordneten nichtsteroidalen Antirheumatika. Ist dieser Ansatz erfolgreich, so R�ther, k�nnte m�glicherweise vielen Patienten eine Gelenkersatzoperation erspart werden.

Gearbeitet wird au�erdem intensiv an der Entwicklung von Wirkstoffen, welche die Regeneration des Knorpels anregen. Eine Linderung der akuten Schmerzen ist von solchen Strategien aber kurzfristig nicht zu erwarten. R�ther: „Wir gehen allerdings davon aus, mit solchen ,disease modifying drugs‘ langfristig Einfluss auf die Knorpeldegeneration nehmen zu k�nnen.“ M�glicherweise wird der Ansatz mit einem einzigen Wirkprinzip nicht ausreichen. Wahrscheinlicher ist es, dass sich die Stimulation der Knorpelregeneration daran orientieren muss, durch welche Mechanismen die initiale Sch�digung verursacht wurde. Denn „Arthrose ist nicht gleich Arthrose“, mahnt R�ther. Das zeige das Beispiel der Transplantation von Knorpelzellen, die nur bei speziellen Arthroseformen – und zwar nur solchen mit lokal sehr begrenztem Knorpeldefekt – erfolgversprechend sei.

Das Team um Prof. Dr. med. Thomas Pap, Direktor des Instituts f�r Experimentelle Muskuloskelettale Medizin am Universit�tsklinikum M�nster und Sprecher des Kompetenznetzes Rheuma, konnte in den vergangenen Jahren zeigen, dass bei der Entstehung einer Arthrose im Knorpel �hnliche Prozesse ablaufen wie w�hrend der Embryonalentwicklung. In beiden F�llen wird ein Teil des vorhandenen Knorpels abgebaut und durch kn�cherne Strukturen ersetzt. W�hrend im Mutterleib jedoch intakte Knochen angelegt werden, zerst�rt die Arthrose das Gelenk.

Wie sich der Krankheitsprozess m�glicherweise „umdrehen” lie�e, hat Pap zusammen mit anderen Forschern an M�usen gezeigt (Nature Medicine 2009; 15: 1072–76). Sie haben auf der Oberfl�che der Knorpelzellen ein Molek�l (Syndecan-4) identifiziert, welches das Enzym ADAMTS-5* aktiviert, das den Knorpel weiter zerst�rt. „Wird Syndecan-4 mit Antik�rpern blockiert, entwickeln die Tiere keine Arthrose, der Knorpelabbau wird gestoppt“, erkl�rte Pap.

Die Heterogenit�t der Arthrose muss sich folglich auch in den Forschungsaktivit�ten widerspiegeln. Entsprechend der initialen Sch�digung sollten verschiedene Kohorten gebildet werden, um Therapieoptionen in klinischen Pr�fungen zu untersuchen. Geschieht dies nicht, so werden laut R�ther Behandlungserfolge weiter auf sich warten lassen.

Christine Vetter

*ADAMTS-5 = anti-A Disintegrin And Metalloproteinase with Thrombospondin-5

Kann man mit Arthrose gut leben?

Arthrose ist an sich keine lebensbedrohliche Erkrankung. Jedoch haben vor allem Patienten mit einer Kniearthrose im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko.

Wann ist Arthrose am schlimmsten?

Je weiter der Verschleiß fortschreitet, desto intensiver werden die Symptome. Dabei treten die Schmerzen häufiger und ebenso im Ruhezustand auf. Die Bewegungsfähigkeit des Gelenks nimmt immer mehr ab.

Was sollte man bei Arthrose nicht tun?

Was darf ich bei Arthrose nicht essen?.
gesättigte Fettsäuren: Butter, Schlagsahne, Schmalz, Wurstwaren..
gehärtete Fette: Kekse, Fertiggerichte und -kuchen..
Arachidonsäure: tierische Lebensmittel, Fleisch, Innereien, Eier, Käse, Wurst, Milch..

Kann sich eine Arthrose zurückbilden?

Kann sich Arthrose zurückbilden? Generell kann ein bereits entstandener Knorpelschaden oder Knorpelverschleiß der Arthrose nicht mehr rückgängig gemacht werden, da sich Knorpelgewebe nicht oder nur sehr schlecht regeneriert.