Kann man zu viel Heu füttern?

Wenn es um das richtige Halten von Pferden geht, ergeben sich regelmäßig zahlreiche Fragen. Dabei nimmt das Thema Heu-Fütterung einen zentralen Platz ein. Dies liegt an der sensiblen Verdauung von Pferden. Lange Fresspausen vertragen die Tiere nicht. Der richtigen Heumenge kommt dabei entscheidende Bedeutung zu.

Was du über die Fütterung von Heu alles wissen solltest, erfährst Du in unserem Ratgeber.

  • Heufütterung Pferd: Kurzübersicht
  • Was sind die Grundlagen bei der Pferdefütterung allgemein?
  • Warum brauchen Pferde Heu?
  • Warum ist regelmäßiges Füttern der Pferde so wichtig?
  • Warum sind Heuraufen und Heunetze bei der Heufütterung von Vorteil?
  • Wie viel Heu frisst ein Pferd am Tag?
  • Ist die Heuqualität wichtig?
    • Wie erkenne ich die Qualität des Heus?
  • Soll das Heu für die Pferdefütterung vom ersten oder zweiten Schnitt stammen?
  • Kann ich das Gewicht des Heus selbst einschätzen?

Heufütterung Pferd: Kurzübersicht

– Die Fütterung mit Raufutter wie Heu ist die Grundlage jeder Pferdefütterung.
– Pro Tag benötigt ein Pferd pro einhundert Kilo Körpergewicht je etwa 1,5 Kilo Heu.
– Der Verdauungsapparat der Pferde braucht ständig geringe Mengen Raufutter, sonst drohen gesundheitliche Probleme.
– Pferde haben das Bedürfnis, ständig zu fressen – auch um sich zu beschäftigen.
– Gute Heuqualität ist sehr wichtig für die Pferdegesundheit.
– Meist ist der erste Heuschnitt besser geeignet als der zweite.

Was sind die Grundlagen bei der Pferdefütterung allgemein?

Beim Pferdefutter unterscheidet man rohfaserreiches Raufutter, konzentriertes Kraftfutter, verdauliches Saftfutter und Ergänzungsfuttermittel.

Zu dem rohfaserreichen Raufutter zählen:

  • Heu (trocken)
  • Stroh (trocken)
  • Weidegras (feucht)
  • Silage (feucht)

Dem Raufutter kommt bei der Pferdefütterung eine weitreichende Bedeutung zu. Im weiteren Artikel wird darauf intensiv eingegangen.

Als Kraftfuttermittel werden meistens verwendet:

  • Hafer
  • Gerste
  • Mais
  • Mischfutter

Kraftfutter wird den Pferden nach Bedarf gefüttert. Zum Beispiel haben Sportpferde einen höheren Bedarf an Energie als Freizeitpferde. Sportpferde bekommen deswegen eine größere Portion Kraftfutter. Man unterscheidet es in Einzelfuttermittel und Mischfuttermittel. Während Einzelfuttermittel nur aus einem Naturprodukt bestehen, setzen sich Mischfuttermittel aus mehreren Produkten zusammen.

Mit Saftfutter wie Äpfel oder Möhren bietest du deinem Pferd gesunde Abwechslung. Es liefert Energie und wichtige Nährstoffe. Gleichzeitig ist es gut verdaulich.

Außerdem kannst du mit Ergänzungsfuttermitteln die Gesundheit und die Leistungsbereitschaft deines Pferdes fördern. Sie liefern zusätzlich Stoffe wie Vitamine und Mineralien und können individuell auf den jeweiligen Bedarf deines Pferdes angepasst werden.

Wasser musst du deinem Pferd grundsätzlich immer in ausreichender Menge und Qualität anbieten.

Warum brauchen Pferde Heu?

Früher lebten Pferde in Steppenlandschaften und waren fast den ganzen Tag lang damit beschäftigt Futter zu suchen. Dabei fraßen sie dauernd viele kleine Portionen Gras. Auch heute noch haben Pferde das Bedürfnis ständig zu fressen. Ihr Verdauungsapparat ist darauf eingestellt, fortlaufend rohfaserreiches und energiearmes Futter wie Heu aufzunehmen. Die Gabe von Raufutter sollte deswegen die Basis jeder Pferdefütterung sein. Wenn dein Pferd nur leicht arbeitet und du es mit hochwertigem Heu fütterst, kann es sogar ganz ohne Kraftfutter auskommen.

Warum ist regelmäßiges Füttern der Pferde so wichtig?

Es ist wichtig, Fresszeiten einzuhalten, damit dein Pferd keine Verdauungsprobleme bekommt. Die Tiere müssen für ihr Wohlergehen jeden Tag ausreichend Zeit und Ruhe zum Fressen bekommen. Dies liegt an der Physiologie des Verdauungstrakts der Pferde. Anders als Kühe sind Pferde keine Wiederkäuer. Sie verfügen nur über einen Magen. Seine Magensäure sorgt dafür, dass die großen Mengen an Heu oder Gras, die das Pferd täglich frisst, zersetzt werden. Entsprechend groß ist die Menge an Magensäure, die der Körper des Pferdes produziert. Da es sich bei Pferden um Dauerfresser handelt, kommt der Fluss der Magensäure nie zum Erliegen.

Wenn der Magen des Pferdes nach etwa sechs Stunden leer ist, fängt die Magensäure an, die Magenwände des Pferdes anzugreifen. Ist die Magenschleimhaut entzündet, können Magengeschwüre entstehen und Koliken können die Folge sein.

Bei der Haltung des Pferdes durch den Menschen ist die regelmäßige Futteraufnahme auch wichtig für den aktiven Zeitvertreib des Pferdes. Pferde können psychische Störungen entwickeln, wenn sie sich nicht über einen Großteil des Tages mit Fressen beschäftigen können.

Folgendermaßen kannst du dafür sorgen, dass dein Pferd ständig genug „zu knabbern“ hat:

  • Raufuttergabe über Heunetze und Heuraufen
  • Ausreichender Weidegang
  • Offenstall mit Weide

Warum sind Heuraufen und Heunetze bei der Heufütterung von Vorteil?

Heuraufen und Heunetze sorgen dafür, dass dein Pferd über einen längeren Zeitraum damit beschäftigt ist, Heu zu fressen. Hältst du dein Pferd in der Box, sorgt das ständige Fressen an der Raufe oder am Netz dafür, dass es keine Verhaltensstörungen wie Weben oder Koppen entwickelt.

Wenn du engmaschige Futtersparnetze und Sparraufen einsetzt, verbesserst du das Fressverhalten der Tiere. Sie können immer nur geringe Mengen an Futter aufnehmen.

Außerdem sorgst du mit Raufen und Netzen für hygienische Verhältnisse beim Fressen. Dein Pferd frisst das Heu nicht vom schmutzigen Boden.

Mehr über die Verfütterung von Heu über Raufen erfährst du in unserem Ratgeber „Heuraufen für Pferde – artgerechte Versorgung deiner Pferde!“

Wie viel Heu frisst ein Pferd am Tag?

Den passenden Heubedarf für dein Pferd ermittelst du anhand des Gewichts deines Pferdes. Folgende Faustformel hat sich dabei bewährt:

Pro Tag benötigt dein Pferd pro einhundert Kilogramm Körpergewicht je 1,5 Kilogramm Heu.

Bei einer Stute mit einem Gewicht von 600 Kilogramm ergibt sich dadurch ein Tagesbedarf von neun Kilogramm Heu.

Die errechnete Menge an Heu erhält das Pferd nicht auf einmal. Im Idealfall sollte es über den Tag verteilt auf vier gleiche Heurationen verteilt werden. Wenn du dein Pferd das erste Mal früh am Morgen und das letzte Mal spät am Abend fütterst, bleiben die Fresspausen in einem für das Tier gut verträglichen Rahmen. Optimaler Weise dauern die Fresspausen am Tag nicht länger als vier Stunden.

Ist die Heuqualität wichtig?

Probleme mit der Heufütterung können sich jedoch nicht nur aufgrund falscher Mengen oder schlecht getakteter Fresszeiten ergeben. Mindestens genauso wichtig ist es, beim Heu auf eine gute Qualität zu achten. Qualitativ hochwertiges Heu ist mitentscheidend für die Gesundheit der Pferde. Schimmeliges Heu führt zwar selten kurzfristig zu Problemen, wird aber auf die Dauer zu einer gesundheitlichen Belastung für das Pferd.

Wenn die Gesamtbelastung an Schimmelpilzen und Hefepilzen durch belastetes Heu zu sehr steigt, kann dies zu massiven gesundheitlichen Problemen führen. Immer wieder werden Pferde mit Koliken beim Tierarzt vorgestellt, die verdorbenes Heu gefressen haben. Neben dem Verdauungsapparat können auch die Lunge und die Leber deines Pferdes betroffen sein.

Aber nicht nur Pilze sind schädliche Stoffe im Heu. Auch biogene Amine, die durch Bakterien im Heu gebildet werden, können Krankheiten auslösen.

Achte deshalb beim Öffnen von Heuballen auf deren Geruch. Ist dieser muffig, solltest du im Zweifel davon absehen, es zu verfüttern. Dies gilt erst recht, wenn du großflächig schwarze Stellen im Ballen findest. Ein gewisses Maß an Schimmelsporen ist im Heu unvermeidlich. Wenn das Heu jedoch stark befallen ist, solltest du es nicht mehr als Futter für dein Pferd verwenden.

Wie erkenne ich die Qualität des Heus?

  • Farbe:
    – gut: olivgrün bis hellgrün
    – schlecht: ausgeblichene Stängel, schwärzlich bis silbrig überzogen
  • Geruch:
    – gut: aromatisch und wohlriechend
    – schlecht: muffig und faulig
  • Verunreinigung:
    – gut: wenig Staubentwicklung und wenig Erdreste
    – schlecht: viel Staubentwicklung und viele Erdreste
  • Gefüge:
    – gut: blattreich
    – schlecht: wenig Blätter, viele holzige Stängel

Die Futterqualität von Heu kannst du außerdem mit Heufeuchtemessern überprüfen. Die Messgeräte sollen hohe Feuchtigkeit erkennen und damit vor Pilzbefall und Verrottung schützen.

Soll das Heu für die Pferdefütterung vom ersten oder zweiten Schnitt stammen?

Einen weiteren Aspekt bei der Heufütterung betrifft die Art von Heu, die du deinem Pferd geben solltest. Neben der Vegetation auf der Weide und der Zusammensetzung des Heus kommt es dabei auch auf den Zeitpunkt des Schnitts an.

Meist ist der erste Schnitt als Futter für Pferde besser geeignet als der zweite. Dies gilt zumindest dann, wenn der erste Schnitt nicht zu früh im Frühjahr vorgenommen wurde. Das Heu hat die richtige Balance aus ausreichend Rohfaser bei gleichzeitig vielen Nährstoffen. Beim zweiten Schnitt ist das Gras beim nahenden Herbst meist deutlich stärker verholzt und enthält weniger Nährstoffe.

Umgekehrt kann bei einem zu frühen Schnitt der Anteil an Rohfaser zu hoch sein und das Heu zu viele Nährstoffe enthalten. Obwohl die Menge stimmt, kann der Verzehr des Heus in solchen Fällen zu gesundheitlichen Problemen der Pferde führen. Sie erkranken zum Beispiel häufiger an Hufrehe.

Kann ich das Gewicht des Heus selbst einschätzen?

Abschließend soll es noch einmal um die eigentliche Eingangsfrage nach der richtigen Heumenge für dein Pferd gehen. Viele Pferdebesitzer glauben abschätzen zu können, wieviel Heu sie gerade auf dem Arm tragen. Wiegt man jedoch nach, ergeben sich häufig erhebliche Unterschiede zwischen der Schätzung und dem tatsächlichen Gewicht. Das Füttern „nach Gefühl“ weicht häufig stark vom eigentlichen Bedarf ab. Deshalb solltest du das Heu, das du deinem Pferd fütterst, gerade zu Anfang tatsächlich abwiegen. Auf diese Weise bekommst du ein Gefühl dafür, wie voll deine Arme sein müssen, damit das Tier genügend Futter erhält.

Probleme können sich sowohl ergeben, wenn du dauerhaft zu viel fütterst, als auch, wenn du deinem Pferd häufig zu wenig Heu zur Verfügung stellst. Deswegen ist es gelegentlich vorteilhaft, wenn du sein Gewicht auf der Pferdewaage überprüfen lässt. Dann kannst du die Fütterung mit Heu dem Zustand des Pferdes anpassen.

Quellen:

cavallo.de/medizin/wer-zu-wenig-heu-fuettert-riskiert-magengeschwuere/

dr-susanne-weyrauch.de/aktuell/aktuell-2016/heu-in-massen-11-2016

pferd-aktuell.de/ausbildung/pferdehaltung/pferdefuetterung

propferd.at/

bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Tierschutz/Gutachten-Leitlinien/HaltungPferde.pdf

Bildnachweis:

© Pixabay / rihaij

Was passiert wenn Pferde zu viel Heu fressen?

Durch den Überschuss an Energie setzt das Pferd Fett an und nimmt an Gewicht zu. Wird das Pferd übergewichtig, kann dies zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen. Deshalb sollte eine Überfütterung grundsätzlich vermieden werden.

Wie viel Heu darf ein Pferd am Tag essen?

Wie viel Heu braucht ein Pferd pro Tag? 1,5 bis 2 Kilogramm Raufutter pro 100 Kilogramm Gewicht des Pferdes sind das Minimum. Und: Raufutter vor dem Kraftfutter füttern!

Wie oft am Tag Heu füttern?

Heu sollten Sie daher nicht rationieren, sondern Ihrem Pferd die freie Wahl lassen, sich rund um die Uhr zu bedienen. Wer am Raufutter spart und womöglich auch noch die Fütterung auf zwei Portionen am Tag beschränkt, riskiert Magengeschwüre und schwere Verdauungsstörungen (Kolik).

Wie viel kg Heu pro Tag?

– Die Fütterung mit Raufutter wie Heu ist die Grundlage jeder Pferdefütterung. – Pro Tag benötigt ein Pferd pro einhundert Kilo Körpergewicht je etwa 1,5 Kilo Heu. – Der Verdauungsapparat der Pferde braucht ständig geringe Mengen Raufutter, sonst drohen gesundheitliche Probleme.