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Schadstoffe in der Luft - Ist es drinnen schlimmer als draußen?

Aktualisiert am 15.05.2019, 11:02 Uhr

In letzter Zeit ist viel über Schadstoffe geschrieben und gesprochen worden, die uns draußen, an der "frischen Luft" begegnen. Dabei ist die Luft in Büroräumen, Zimmern, überhaupt in Gebäuden, meistens schlechter als die draußen.

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Wenn sich mehrere Menschen über längere Zeit in einem Raum aufhalten, wird die Luft sprichwörtlich zum Schneiden: Der Sauerstoffgehalt sinkt, die Temperatur steigt womöglich, ergo lässt die Konzentration nach. Dann öffnet jemand ein Fenster - und schon sind alle wieder wach.

Dass die Luft draußen fast immer besser ist als drinnen, ist eine Regel, die vielen Experten gar als Faustregel gilt. Die umfangreiche Berichterstattung über Dieselabgase, Feinstaub und andere Schadstoffe an stark befahrenen Straßen hat den Fokus zwar zuletzt auf die schädlichen Bestandteile der Draußen-Luft gelenkt. Oft ist sie aber drinnen merklich und messbar schlechter als draußen.

Mit nicht unwesentlichen gesundheitlichen Auswirkungen: Laut EU-Kommission kostet schlechte Luft in Gebäuden die Gesamtheit der EU-Bürger schätzungsweise mehr als zwei Millionen gesunde Lebensjahre.

Die Hälfte der Luftschadstoffe kommt von außen

Das liegt vor allem daran, dass ungefähr die Hälfte der Luft mitsamt Schadstoffen durch Lüften und Belüftungsanlagen von draußen kommt, und zusätzlich schädliche Substanzen eingeschleppt werden oder im Gebäude entstehen.

So wird etwa Feinstaub an Schuhen und Kleidung von draußen nach drinnen gebracht, wie die Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamts (UBA) einmal in einer Stellungnahme schrieb. Außerdem werde Feinstaub beim Kochen und Backen, dem Abbrennen von Kerzen und der Nutzung von Kopierern und Laserdruckern frei.

Feinstaub wird auch als Particulate Matter (PM) bezeichnet und trägt als Zusatz Zahlen wie 10 oder 2,5, die die Größe in Mikrometern beschreiben. Je kleiner die Zahl ist, desto tiefer kann ein Partikel beim Einatmen in den menschlichen Körper eindringen. Die kleinsten können bis in den Blutkreislauf kommen und dort etwa den Sauerstofftransport behindern.

Gasherde, Heizungen, Kamine

Ähnliches gilt auch für schädliche Stoffe wie Kohlenmonoxid (CO) oder Stickstoffoxid (NO2). CO ist giftig, es kann unter anderem Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit verursachen. NO2 reizt die Augen und den Hals, es macht kurzatmig und löst Atemwegsinfektionen aus. Kohlenmonoxid kann in geschlossenen Räumen vorkommen, wenn sich darin zum Beispiel ein offener Kamin befindet.

Auch Gasherde und -heizungen können in dieser Hinsicht schlecht sein, weil bei der Verbrennung des Gases mitunter schädliche Stickstoffoxide entstehen. Während bei den Heizungen die schlechte Luft über den Schornstein abgeleitet werden, sollte beim Herd immer dafür gesorgt werden, dass nach dem Kochen frische Luft in die Küche kommt. Eine Abzugshaube hilft da natürlich, allerdings sollte es keine mit Umluft sein.

Formaldehyd in Möbeln, ätzende Stoffe in Reinigungsmitteln

Für schlechte Luft in Wohnungen sorgen häufig auch Chemikalien auf Möbeln, Teppichen und in Putzmitteln. Laut der Europäischen Umweltagentur (EUA) können einige von ihnen Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen und sogar Leber, Nieren und das Nervensystem schädigen.

Hier ist unter anderem Formaldehyd in Sperrholz zu nennen, das die Schleimhäute reizen kann und als krebserregend gilt, und bestimmte Flammschutzmittel in Elektrogeräten, Kabeln und Teppichen. Das Umweltbundesamt empfiehlt, beim Mobiliar auf das Zeichen "Blauer Engel" zu achten, das seit 40 Jahren Produkte ziert, die umweltfreundlich sind und der Gesundheit nicht schaden.

Den "Blauen Engel" gibt es unter anderem auch für Lacke, Wandfarben und Putzmittel. Ein Blick auf die Verpackungen dieser Produkte, mit ihren Piktogrammen und Warnhinweisen, verrät aber auch darüber hinaus, welche eher mild und welche eher aggressiv sind. Vor allem einige WC-Reiniger und Schimmelentferner enthalten ätzende Stoffe, mit denen vorsichtig umgegangen werden sollte.

Auf Schimmeltilger ganz zu verzichten, ist aber oft auch keine Lösung. Schließlich ist Schimmel selbst ein Risikofaktor für Atemwegserkrankungen wie Asthma, für Allergien und Schwächungen des Immunsystems, wie es auf der Webseite der EUA heißt.

Schimmel entsteht bei sehr feuchter Luft. In Räumen, in denen etwa die Wäsche zum Trocknen aufgehängt wird, sollte also häufiger gelüftet werden.

Ein Hausgast, den man nicht riechen kann

Experten empfehlen, mehrmals täglich 5 bis 10 Minuten stoßzulüften. Das macht die Luft wieder sauberer und reguliert die relative Luftfeuchtigkeit auf die allgemein als angenehm empfundenen 30 bis 65 Prozent. Von dauerhaftem, geringen Lüften (Stichwort "gekipptes Fenster") raten die Fachleute ab, denn es verschwendet vor allem im Winter einiges an Heizenergie.

Im Frühling und Sommer kann es zudem für Allergiker schlecht sein, denn durch die Fenster kommen auch Allergene ins Haus - und bestimmte Allergien können ebenfalls Atemwegserkrankungen wie Asthma hervorrufen oder verschlimmern.

Es gibt noch einen weiteren schädlichen Stoff, der in Räumen relativ häufig auftaucht, und weder mit der Luftfeuchtigkeit noch mit der Innenausstattung der Wohnung etwas zu tun hat: Radon. Radon ist ein radioaktives Gas und kann über die Atemluft in den Körper gelangen.

Es kommt quasi überall im Boden vor. In Häuser und Räume dringt es durch Risse im Fundament oder Kanäle für elektrische Leitungen oder Rohre. In einem gut gebauten Haus sollte es keine Probleme machen.

Wer aber einen begründeten Verdacht hat, dass der Radongehalt in einem oder mehreren der eigenen Räume über 100 Becquerel pro Kubikmeter beträgt, sollte das örtliche Gesundheits-, Umwelt- oder Bauamt bitten, dem nachzugehen. Denn Radon verursacht nachweislich Lungenkrebs.

Selbst messen wird nicht empfohlen

Bestimmte Schadstoffe selbst zu messen, ist zwar laut der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen möglich, aber nicht unbedingt ratsam. Erstens könne man mit den im Internet oder in Apotheken erhältlichen Do-It-Yourself-Tests nur jeweils auf einen bestimmten Schadstoff testen, zweitens gäben sie nur eine "grobe Abschätzung" der Luftqualität.

Sich einen Fachmann oder eine Fachfrau zu engagieren, will aber auch wohlüberlegt sein. Schließlich könnten die Überprüfungen durch Messinstitute zum Beispiel der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute (AGÖF) einige hundert bis einige tausend Euro kosten, so die Verbraucherschützer.

Was hilft? Frische Luft von draußen - und Pflanzen

Deswegen ist es wohl am besten, wenn die Bewohner selbst versuchen, schlechte Luft aus ihren Räumen zu verbannen. Und zwar indem sie regelmäßig stoßlüften - vor allem im Bad oder im Wäschekeller, wo die Luft besonders feucht ist, und in der Küche, insbesondere wenn mit Gas gekocht wird.

Außerdem sollten sie auf scharfe Putzmittel verzichten und stattdessen lieber Hausmittel verwenden. Sie sollten nicht in der Wohnung rauchen und nur einen offenen Kamin haben, wenn er gut zieht. Befeuert werden sollte er ausnahmslos mit unbehandeltem, trockenen Holz.

Ansonsten helfen auch Pflanzen, die Raumluft zu verbessern. Mehrere Studien haben gezeigt, dass sie bestimmte Schadstoffe, unter anderem Formaldehyd, aus der Luft holen und in andere, weniger schädliche Stoffe umwandeln können.

Verwendete Quellen:

  • eea.europa.eu (EUA): "Raumluftqualität"
  • europeanlung.org (ELF): "Indoor Air Pollution"
  • Webseite der EU-Kommission: "Reducing burden of disease from residential indoor air exposures in Europe" (Healthvent project)
  • Stellungnahme der Innenraumlufthygiene-Kommission zu Feinstäuben in Wohnräumen und Schulen vom 30.09.2007
  • verbraucherzentrale.nrw: "Schadstoffe in Innenräumen: Was Sie dagegen tun können"
  • Broschüre "Gesünder wohnen - aber wie?" (Herausgegeben unter anderem vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, vom Umweltbundesamt und vom Bundesamt für Strahlenschutz)
  • Welt.de: "Diese 5 Pflanzen reinigen die Luft in deiner Wohnung"
  • ndr.de: "Zimmerpflanzen sorgen für gesunde Raumluft"
  • Pressemitteilung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR): Krebserregende Wirkung von eingeatmetem Formaldehyd hinreichend belegt (29. Mai 2009)
  • Web.de: "Krank durch Putzen? So schädlich sind Reinigungsmittel"
  • Web.de: "Rotwein, Fett und Kugelschreiber - Welche Hausmittel helfen am besten gegen Flecken?"

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