Wann spielt Portrait einer jungen Frau in Flammen?

OT: Portrait de la jeune fille en feu
Céline Sciamma | FR 2019 | 120 min | OmU
Mit: Noémie Merlant, Adèle Haenel, Valeria Golino, Luàna Bajrami

Céline Sciammas (Girlhood, Tomboy) neues Film-Porträt einer jungen Frau in Flammen gehört wohl zu den schönsten Entdeckungen des Filmfestivals in Cannes.  Der Film erzählt von der besonderen Beziehung zweier Frauen im 18. Jahrhundert, die in einer patriarchalen Welt ihre Liebe zueinander entdecken. Ein ganz und gar wunderbarer Film, der den männlich dominierten Blick des Kinos immer wieder geschickt und sensibel unterläuft.

Ein ungewöhnlicher Auftrag führt die Pariser Malerin Marianne (Noémie Merlant) im Jahr 1770 auf eine einsame Insel an der Küste der Bretagne: Sie soll heimlich ein Gemälde von Héloïse (Adèle Haenel) anfertigen, die gerade eine Klosterschule für junge adelige Frauen verlassen hat und bald verheiratet werden soll. Denn Héloïse weigert sich, Modell zu sitzen, um gegen die von ihrer Mutter (Valeria Golino) arrangierte Ehe zu protestieren. So beobachtet Marianne Héloïse während ihrer Spaziergänge an die Küste und malt abends aus dem Gedächtnis heraus ihr Porträt. Langsam wächst zwischen den eindringlichen Blicken eine unwiderstehliche Anziehungskraft.

»Durch und durch ungewöhnlich und großartig!« – Süddeutsche Zeitung

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Porträt einer jungen Frau in Flammen – Trailer OmU


Ihren ersten Blick auf Héloise (Adèle Haenel) wagt die junge Malerin Marianne (Noémie Merlant), da stehen die beiden Frauen in der Bretagne am Meer und Héloise atmet das erste Mal seit Ewigkeiten frische Meeresluft. Gerade aus dem Kloster gekommen, soll sie nach dem Suizid ihrer Schwester deren Platz einnehmen und heiraten. Marianne soll das Porträt malen, das dann an die Heiratskandidaten verschifft wird. Kurzum: Mariannes Kunst soll Héloise möglichst gut verkuppeln. Doch es wird nicht das einzige Porträt bleiben, das Marianne von ihr zeichnet, schließlich ist Héloise besagte Frau aus dem Titel des Filmes „Porträt einer jungen Frau in Flammen“.

Dass sich Céline Sciamma ins 18. Jahrhundert begibt, nachdem sie in ihrem vorherigen Film Mädchenbande junge Frauen in den Pariser Banlieues beim Aufwachsen begleitete, klingt allenfalls anfänglich wie ein Bruch. Die Regisseurin bleibt sich treu und erzählt nicht nur weiterhin Frauengeschichten, sondern setzt ihre liebevolle, aber präzise Beobachtung weiblicher Erfahrungen fort. Porträt einer jungen Frau in Flammen verlagert ihre Forschung in die Vergangenheit, dennoch spürt man eine Verbindung von Héloise und Marianne zu den jungen Frauen aus Mädchenbande. Die Zeiten haben sich geändert, die Probleme, die Beschränkungen, die genuin femininen Erfahrungen nur bedingt.

Fernab in der Bretagne des 18. Jahrhunderts sind Héloise und Marianne für einen paar Tage isoliert von der Realität und können sich einander widmen. Ihre Leben in dem leeren Haus, in dem Héloise, ihre Mutter und ihre Zofe derzeit wohnen, sind für einen kurzen Augenblick völlig frei von männlicher Kontrolle. Ein seltener Moment der Freiheit, über dem aber stets die Strenge und Ordnung frommer Sittlichkeit hängt, derer sich alle zumindest oberflächlich verpflichten müssen. Nur mühsam kommt Marianne der kühlen Héloise deshalb anfänglich näher. Und doch, ganz sanft und delikat, erst tief versteckt, dann immer offensichtlicher, beginnt ein Herzensfeuer zu lodern, das die beiden Frauen einander Stück für Stück näherbringt und einander verfallen lässt. Es ist eines dieser ambivalenten Feuer, das innerlich wärmt und ein Gefühl von Geborgenheit gibt – und gleichsam droht, einen mit Haut und Haar zu verschlingen. Eine tiefe, verbotene Liebe bahnt sich an, der durch einen Akt göttlicher Fügung noch ein paar Tage mehr Zeit gegeben wird. Die Mutter verreist. Nur die beiden Frauen und die Zofe sind noch im Haus.

Was folgt, ist eine der schönsten Darstellungen weiblicher Kameradschaft, in die Sciamma Erfahrungen, Traditionen und Rituale packt, die so im Kino nie zu sehen sind, geschweige denn in einem Film, der im 18. Jahrhundert spielt. Die Zofe ist ungewollt schwanger und so versuchen die drei Frauen alles Bekannte, seien es Kräuter oder exzessive körperliche Arbeit, um das Kind abzutreiben. Sie treffen andere Frauen an einem großen Feuer, tauschen psychedelische Kräuter, sie lesen sich die Sage um Opheus und Eurydike vor und kontemplieren dabei das Schicksal der Frau, die den Tod findet und vielleicht auch suchte. Sciamma zeigt zwei Momente voller Tabu — der Beginn einer Menstruation und eine Abtreibung — und uraltes, weises Wissen, wie mit beidem umzugehen ist. Marianne wird auf Geheiß von Héloise die Abtreibung malen, ein Moment äußerster Emanzipation.

Ein Einschub ist hier von Nöten: „Frauenfilm“ wird Porträt einer jungen Frau in Flammen zweifelsohne genannt werden, handelt er doch nur von Frauen und wurde noch dazu von einer gemacht. Mit diesem Label werden sich sofort auch Klischees und Abneigungen auftun, doch ach, lieber (männlicher) Leser — gib dieser Idee keinen Raum. Dies ist ein Film, der wie viele andere sogenannte „Frauenfilme“ von tiefster Menschlichkeit berichtet. Ja, die Erfahrungen, von denen er spricht und die er zeigt, werden aus weiblicher Perspektive erzählt und genau das macht den Film für jede Art von Publikum relevant. Nicht nur, um einander zu verstehen, sondern auch um zu begreifen, wo her die Geschlechtergräben kommen und wie tief sie sich ziehen. „Schau hin“ lässt Sciamma ihre Protagonistinnen immer wieder sagen, die mutig mit offenen Augen Zeuginnen für diese zutiefst relevanten Erfahrungen sind, nur eben aus anderer Sicht. Bei Abdellatif Kechiches Blau ist eine warme Farbe, bei Park Chan-wooks Die Taschendiebinwird auch gern hingeschaut, wenn die weiblichen Protagonistinnen sich verlieben und mit einander intim sind. Doch der Blick ist anders und interessiert sich nur wenig für deren Erfahrungen außerhalb des Bettes. Sciammas Porträt einer jungen Frau in Flammen hat das gleiche Thema, doch ihre Bilder sind ganz andere. Aus einer Innensicht und mit einer Verbundenheit begleitet sie ihre Liebhaberinnen im Liebesspiel, das nicht nur auf Erregung des Körpers, sondern auch der Seele und des Geistes aus ist.

All dies tut sie noch dazu in brillanter Formvollendung. Von Kostümbild und Ausstattung, die mit ihrer Genauigkeit und malerischen Komposition das Jahrhundert bis ins kleinste Detail einfangen, über die präzisen, stets mehrere Ebenen transportierende Dialogen bis hin zu den tiefen geheimnisvollen und tief die Seele treffenden Blicken trifft Sciamma in jedem Aspekt ihres Filmes genau den richtigen Ton, das richtige Bild, das richtige Wort. Selten kommen Komposition, Inhalt und Ästhetik in solcher Verbundenheit zusammen. Und genau dieses Zusammenspiel erlaubt ihr ein ausgeklügeltes Spiel mit dem Herz eines jeden Zuschauers, der sich darauf einlässt, die Liebe und die Einsamkeit der beiden Frauen zu spüren. Es ist, als würde einem das Herz mit einer Hand umschlossen, die es ganz langsam, aber stetig umklammert und zerquetscht. Eine hochlodernde Liebe, die man aus freien Stücken eingeht, ganz so wie Héloise und Marianne, wissend, dass sie in bittersüßem Schmerz enden wird. Doch auch diesen Schmerz weiß Sciamma zu bebildern. Am Ende des Films blicken wir Héloise ins weinende Gesicht. Minutenlang teilen wir ihre Einsamkeit und Sciammas Ruf hinzuschauen. Auch wenn es weh tut.

Wo spielt der Film Portrait einer jungen Frau in Flammen?

Frankreich im Jahr 1770: Die junge Malerin Marianne reist auf eine abgelegene Insel in der Bretagne. Sie hat von einer verwitweten italienischen Gräfin den Auftrag erhalten, ein Porträt von deren Tochter Héloïse anzufertigen.

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