Warum dreht sich die Erde im Herbst schneller

Der Herbst hält Einzug in Deutschland – das bedeutet, dass das Laub sich verfärbt und das Wetter frischer wird. Doch verändert der Herbst auch die Erdrotation?

Der goldene Oktober steht vor der Tür. Mit dem September neigt sich der Sommer nun endgültig seinem Ende zu – die letzten spätsommerlichen Tage in Baden-Württemberg scheinen vorbei zu sein, die ersten Temperaturstürze sind schon angekündigt. Wetter-Experten haben bereits die ersten Prognosen für Schnee und Frost im Winter 2021/22 angekündigt. Was allerdings vor dem Winter kommt, ist der Herbst – und der verzaubert besonders durch die Veränderungen, die in der Natur vor sich gehen.

Pilze sprießen und locken Pilzsammler in die Wälder, Kastanien reifen und das Laub verfärbt sich zu einem unglaublichen Farbspiel. Doch wenn die Blätter dann fallen, hat das laut Meteorologen auch einen besonderen Effekt auf unsere Erde – sie dreht sich schneller als sonst. So zumindest die Theorie. Aber was steckt dahinter?

Herbstwetter Deutschland: Haben herabfallende Blätter Einfluss auf die Erdrotation?

Physikalisch lässt sich das Wetter-Phänomen wohl so erklären: Laut weather.com kann man durch die herabfallenden Blätter einen Effekt beobachten, der beispielsweise auch bei Eiskunstläufern auftritt. Wenn sie die Arme in einer Pirouette näher an den Körper heranziehen, drehen sie sich schneller um sich selbst. Nach demselben Prinzip funktioniert demnach auch die Rotation der Erde. Die herabfallenden Blätter verlagern Masse zur Drehachse des rotierenden Körpers. Dadurch erhöht sich die Geschwindigkeit und der Erdball dreht sich schneller um sich selbst.

Dieser Theorie geht auch die Technische Universität München nach. Die Forscher haben im Bayerischen Wald einen sogenannten Ring-Laser platziert, der schon winzigste Veränderungen in der Erdrotation misst – und das Ergebnis der Untersuchungen: Das Phänomen der erhöhten Rotationsgeschwindigkeit der Erde ist tatsächlich vorhanden – und auch messbar. Jedoch können die Wissenschaftler nicht eindeutig sagen, ob das herabfallende Laub der Grund dafür ist, dass die Erde sich im Herbst schneller um sich selbst dreht.

Laut weather.com stellen sich im Herbst nämlich noch größere Phänomene auf dem Erdball ein. Beispielsweise verlagern sich in der goldenen Jahreszeit Hochdruckgebiete und auf den Gebirgen sammeln sich riesige Massen an Schnee. Auch der Polarwirbel dürfte hier einen Einfluss haben - außerdem haben weitere Phänomene Einfluss auf die Rotation der Erde: Ganz vorn mit dabei Ebbe und Flut, Vulkanausbrüche und Erdbeben.

Mit dem Herbst geht es auch den Blättern an den Kragen. Und das hat Folgen, die durchaus überraschend sind. Denn das herab fallende Laub verändert den Schwerpunkt der Erde.

Wird die Erde im Herbst also schneller?

Die Geschichte hält sich hartnäckig, aber stimmt es wirklich, dass sich die Erde im Herbst schneller dreht, weil das Laub der Bäume auf den Boden fällt? Die der Annahme zugrunde liegende Logik ist, dass sich Körper schneller drehen, wenn sich Masse zur Drehachse hin bewegt. Ein Beispiel ist eine Eiskunstläuferin, die bei einer Pirouette die Arme an den Körper zieht und sich dadurch schneller dreht. Ähnlich sei es demnach beim Laub der Bäume, das sich beim Fallen näher an die Drehachse der Erde bewegt. Wird die Erde im Herbst also schneller?

Erde rotiert schneller

Warum dreht sich die Erde im Herbst schneller

Luft- und Meereszirkulationen haben einen viel größeren Einfluss auf die Rotation der Erde.

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Theoretisch stimmt das, allerdings sprechen wir bei dieser Beschleunigung von 10 Nanosekunden. Diese Zahl nannte Professor Peter Brosche von der Universität Bonn. Eine Sekunde sind 1 Milliarde Nanosekunden. Das Problem ist jedoch, dass selbst modernste Berechnungsmethoden „nur“ im Millisekundenbereich messen können. Es macht also nicht wirklich viel aus. Dem entgegen stehen Luft- und Meereszirkulationen, die einen viel größeren Einfluss auf die Rotation der Erde haben, diese sind auch messbar. Dadurch, dass viele Kräfte auf die Erde einwirken, eiert sie auf ihrem Weg um die Sonne auch mächtig rum. Wir können uns im Herbst also nicht auf einen früheren Feierabend freuen. Schade eigentlich.

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Wie viel schneller dreht sich die Erde im Herbst?

Auf der Nordhalbkugel gibt es mehr Bäume und damit auch mehr Laub als auf der Südhalbkugel. Daher wird der Effekt nicht ausgeglichen, die Erde dreht sich dadurch etwas schneller. Genauer gesagt sind die Tage im Herbst durch die schnellere Rotation eine tausendstel Sekunde kürzer als im Sommer.

Warum dreht sich die Erde immer schneller?

Warum dreht sich die Erde im Herbst schneller? Der Grund dafür ist reine Physik. Zum Glück nur "Physik für Anfänger" ;-) Dazu müssen wir wissen, dass sich Körper schneller drehen, wenn sich die Masse (also das Gewicht) zur Drehachse hinbewegt.

Wann dreht sich die Erde am schnellsten?

Sie dreht sich sogar ziemlich schnell: Am Äquator mit etwa 1670 km pro Stunde und in unseren Breiten, also da, wo wir wohnen, mit rund 1000 km pro Stunde.

Wie dreht sich die Erde im Winter?

Der Nettoeffekt ist also, dass im Winter mehr Masse am Erdboden konzentriert ist und sich deshalb die Erde ein wenig schneller dreht. Der Effekt ist zwar winzig, aber mit dem hochgenauen Ringlaser der TU München in Wettzell tatsächlich messbar.