Deutschland schiebt vorerst keine Menschen mehr nach Afghanistan ab. Innenminister Seehofer verwies auf die Gefahren für alle Beteiligten.
Truppenabzug bis Ende August
Der Abzug der US-Streitkräfte ist zu mehr als 95 Prozent abgeschlossen. Bis Ende August soll kein Soldat und keine Soldatin mehr in Afghanistan sein. Die "New York Times" beschreibt das Vorgehen der US-Regierung gegenüber Afghanistan als "Swim-or-Sink Strategie" - schwimmen oder untergehen.
Aktuell sieht es aus, als würde die afghanische Regierung auf tragische Weise untergehen. Nach UN-Angaben sind zwischen Anfang des Jahres und Ende Juni mindestens 1.659 Zivilisten getötet und 3.524 Menschen verletzt worden. Seit Beginn der Offensive der radikal-islamischen Taliban im Mai seien insgesamt 214.000 Afghaninnen und Afghanen vor den Kämpfen geflohen.
Trotz des Vormarsches der Taliban in Afghanistan halten die USA an ihrer Abzugsstrategie fest. Man sei allerdings besorgt über die Sicherheitslage vor Ort, hieß es.
Beitragslänge:1 minDatum:10.08.2021Zu spät für Luftangriffe?
Dass die USA nicht wenigstens vorübergehend wieder stärker in den Konflikt eingreifen, hat aus Sicht des renommierten Sicherheitsanalysten Anthony H. Cordesman vor allem einen Grund: Es ist einfach zu spät dafür.
"Es gab schon unter Trump starke Einschnitte bei der Unterstützung der afghanischen Streitkräfte", so Cordesman. "Jetzt, wo praktisch alle vorhandenen US-Kräfte vor Ort abgezogen wurden, könnte möglicherweise noch die Luftwaffe verstärkt werden."
Aber inzwischen sind die Kämpfe in die Stadt verlagert. Da wird es immer schwieriger, Luftangriffe einzusetzen, ohne dass es Kollateralschäden gibt oder Zivilist*innen getötet werden.
Anthony Cordesman, Sicherheitsexperte Center for Strategic and International Studies
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hatte im Februar 2020 ein Abkommen mit den Taliban geschlossen. Demnach sagte Trump zu, die US-Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Im Gegenzug sollten die Taliban Verbindungen zu anderen Terrorgruppen kappen, die Gewalt reduzierten und sich auf Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung einlassen. Aber kein Plan, wie ein Friedensvertrag zustande kommen und wie es mit den Verhandlungen weitergehen soll - das ist laut Cordesman eines des Hauptprobleme gewesen. Trotzdem hätten die USA keine andere Wahl gehabt, sagt er.
Einer der Hauptgründe für den Abzug war, dass nach 20 Jahren der Bemühungen keine effektiven afghanischen Streitkräfte geschaffen wurden. Man war einfach an dem Punkt angelangt, an dem die USA die Wahl hatten, auf unbestimmte Zeit weiterzumachen, einen gescheiterten Staat zu unterstützen - oder sich zurückzuziehen.
Anthony Cordesman, Sicherheitsexperte Center for Strategic and International Studies
Die US-Amerikaner*innen befürworten einen Abzug, egal, welcher Partei sie anhängen. Das zeigen alle Umfragen. Die Kritik fällt daher eher leise aus.
Leise Kritik an Bidens Strategie
Nur wenige Politiker*innen melden sich zum Thema Afghanistan zu Wort. Mitch McConnell, der Minderheitsführer der republikanischen Partei im Senat, sagte vor einigen Tagen, Bidens Afghanistan-Strategie beruhe auf "Wunschdenken".
Wir werden in den kommenden Jahren mit den sicherheitspolitischen, humanitären und moralischen Konsequenzen leben. Und dieses ganze Debakel war nicht nur vorhersehbar; es war vorgesehen.
Mitch McConnell, Minderheitsführer der republikanischen Partei im Senat
Auch Cordesman erklärt: "Viele Leute hatten bereits vorhergesagt oder zumindest geglaubt, dass unser Abgang im Wesentlichen zu einem Sieg der Taliban führen würde, einer großen Instabilität." Eine größere öffentliche Debatte bleibe daher aus. Auf die Hilfe der USA können die Afghaninnen und Afghanen kaum mehr hoffen.
Mehr Infos rund um das Thema Afghanistan:
Nachrichten | Thema - Afghanistan
Die USA und ihre Verbündeten ziehen nach 20 Jahren Krieg aus Afghanistan ab. Hintergründe zu Afghanistan.
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