Was bedeuten kettenbriefe

Jede Woche gibt es bei Whatsapp mindestens einen neuen Kettenbrief, der es auf Ihr Geld oder Ihre Daten abgesehen hat. Wir verraten, warum Kriminelle den Messenger lieben - und was Verbraucherschützer ihren Opfern raten.

Es ist immer wieder das Gleiche: Von einem Whatsapp-Kontakt bekommt man einen Kettenbrief weitergeleitet. Mal sind es inspirierende Gedanken, mal ein dummer Witz. Immer öfter stecken aber deutlich fiesere Intentionen hinter den weitverbreiteten Nachrichten. Was sagt der Verbraucherschutz zu der Masche - und bekommt Whatsapp das Problem in den Griff?

Meist ist es dasselbe Muster: Man bekommt eine Nachricht, die einen Gewinn oder neue Features oder Emojis für Whatsapp verspricht. Dafür soll man nur auf einen Link klicken. Öffnet man die Seite, muss erst einmal die Nachricht mit einer Anzahl von Freunden oder in Whatsapp-Gruppen geteilt werden, bevor man zum gewünschten Ziel gelangt. Am Ende erhält man natürlich weder Gewinn noch Extra-Features. Stattdessen hat man ein Abo abgeschlossen, seine Daten ungewollt weitergegeben oder sich einen Trojaner eingefangen - und den Abzockern geholfen, die Meldung weiterzuverbreiten.

Was bedeuten kettenbriefe

Die Masche an sich ist nicht neu

Gewinnspiele dieser Art konnte man vorher vor allem bei Facebook beobachten, erklärt uns Hauke Mormann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Dass sie sich so schnell verbreiten, hat seiner Meinung nach einfache Gründe: Man bekommt sie von einem Freund empfohlen, die Gewinne - etwa ein Einkaufsgutschein von 100 Euro - sind nicht vollkommen unrealistisch. Weil man sie vor der Teilnahme selbst verbreiten muss, machen sie schnell die Runde.

Bei Facebook kommen die Gewinnspiele dadurch in kürzester Zeit auf hunderte oder gar tausende Teilnehmer, für Whatsapp sind keine Zahlen bekannt. Das erzwungene Teilen sollte man unbedingt als Warnzeichen erkennen: "Uns sind keine seriösen Gewinnspiele bekannt, die zum Teilen auffordern, bevor man teilnehmen kann", sagt Mormann dem stern.

Neben Abofallen und Trojanern sieht Mormann vor allem eine ganz konkrete Gefahr: Identitätsdiebstahl. "Wenn man den Namen, die Adresse und das Geburtsdatum einer Person hat, reicht das in den meisten Fällen schon aus, um in Online-Shops in ihrem Namen einzukaufen." Die Lieferung erfolgt meist an Packstationen, das Opfer bleibt auf der Rechnung sitzen. Konkrete Fälle für solche Bestellungen mit über Whatsapp erlangten Daten sind Mormann zwar nicht bekannt, es ist für die Betroffenen in der Regel aber auch nicht nachvollziehbar, wie genau die Kriminellen in den Besitz der Informationen kamen.

Whatsapp-Abzocke hat viele Vorteile

Dass solche Kettenbriefe nun auch auf Whatsapp vermehrt auftaucht, hat nachvollziehbare Gründe. Zum einen lassen sich die Nachrichten über die oben beschriebene Masche besonders leicht verbreiten. Das liegt auch daran, dass Whatsapp eine solche Form des Teilens über Webseiten explizit unterstützt - auch, wenn es eigentlich für Artikel und ähnliches gedacht ist.

Zum anderen wird Whatsapp auch von sehr vielen jungen Menschen genutzt, bei denen das Gespür für solche Fallen und unseriöse Angebote noch nicht besonders ausgeprägt ist. Sie sind in ihrer Naivität eher bereit, die Nachricht weiter zu teilen. Und tappen leichter in die Falle.

Whatsapp kann praktisch nichts tun

Ein weiterer Vorteil: Anders als klassische Verbreitungswege wie E-Mails lassen sich die Nachrichten nicht mehr zu einem Urheber zurückverfolgen - und noch weniger loswerden. Einen Spam-Filter gibt es nicht. Whatsapp verschlüsselt zudem sämtliche Chats zwischen Nutzern, die Betreiber können sie nicht mitlesen und damit auch nicht nachvollziehen, wo ein Kettenbrief herkommt.

Selbst, wenn der ursprüngliche Versender gesperrt würde, wäre die Nachricht weiter ungebremst bei Whatsapp unterwegs. Schließlich reicht es, sie einmal abzusetzen, den Rest übernehmen die reingefallenen Opfer. Mit welchen Lebenszeiten für ihre Kettenbriefe die Abzocker rechnen, zeigt ein aktuelles Beispiel. Bei einem vermeintlichen Gewinnspiel für ein iPhone 7 hatten sie in den Pseudo-AGB einen Endtermin angegeben: den 31. Dezember 2017. Kein unrealistisches Ziel. Manche Nachrichten tauchen auch Jahre später wieder auf.

Kaum Aufwand, praktisch kein Risiko

Der Arbeitsaufwand für die Abzocker ist verhältnismäßig gering. Sie müssen lediglich eine Webseite anmieten, dort ein Pseudogewinnspiel aufsetzen, die Nachricht an einige Personen oder große Gruppenchats absetzen und auf den Besuch der Opfer warten. Weil dafür Briefkastenfirmen und Dienstleister genutzt werden, sind die Hintermänner laut der Verbraucherzentrale in der Regel kaum zu ermitteln. Geringer Aufwand, praktisch kein Risiko und potenziell hohe Einnahmen aus Abofallen oder den Verkauf von Daten - eine leichte Entscheidung.

Was bedeuten kettenbriefe

Nicht alles ist Abzocke

Bei anderen Arten von Kettenbriefen ist die Intention nicht so leicht nachvollziehbar. Immer wieder gibt es Warnungen, bestimmte Personen als Kontakt anzunehmen, weil Hacker so das Smartphone übernehmen könnten. Sie hießen etwa Ute Christoff oder Marcel Hohmann. Kettenbriefe dieser Art halten sich teilweise seit Jahren, wer sie erstellt hat und aus welchem Grund, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Ein echtes Motiv ist nicht erkennbar.

Anders ist das etwa bei einem Fall, in dem vor vergifteten CDs mit Koran-Zitaten im Briefkasten gewarnt worden war. Hier sollte wohl Stimmung gemacht werden. Wahr war die Geschichte aber nicht.

Die einzige Waffe: Ignorieren

Egal mit welcher Intention die Kettenbriefe abgeschickt werden, am Ende gibt es nur einen echten Weg, mit ihnen umzugehen: Die Nachricht in den virtuellen Papierkorb zu werfen und sie nicht selbst zu verbreiten. Wenn man einen Abzock-Kettenbrief erhält, sollte man zudem den Kontakt, von dem er kam, darauf hinweisen. Denn vielleicht hat er ein teures Abo abgeschlossen - und hat es noch gar nicht bemerkt.

Wer schon in die Abofalle getappt ist, findet auf dieser Hilfeseite der Verbraucherzentrale Tipps und Musterbriefe.

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mma

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