Was haben wir nur falsch gemacht Amelie?

14.01.2022 – 11:20

ZDF

Mainz (ots)

"Was haben wir falsch gemacht?", fragen sich Eltern, deren Kinder von zuhause ausreißen, um auf der Straße zu leben. Janne und Ingo, Heike und Raico sowie Gesine und ihr Mann haben genau das erlebt. Als es losging, waren ihre Kinder zwischen 13 und 15 Jahre alt. Die "37°"-Reportage "Was haben wir nur falsch gemacht? Eltern von Straßenkindern" von Autorin Silvia Kaiser geht am Dienstag, 18. Januar 2022, 22.35 Uhr, der Frage nach, wie Eltern eine solche Extremsituation, die manchmal jahrelang anhält, durchstehen. Die "37°"-Sendung steht am Sendetag ab 8.00 Uhr in der ZDFmediathek zur Verfügung.

Die 57-jährige Richterin Janne lebt mit ihrem Mann, einem Chefarzt im Ruhestand, in Berlin Zehlendorf, beste Lage. Zwei Kinder sind aus dem Haus und studieren. Amelie, die jüngste Tochter, aber ist mit 14 das erste Mal von Zuhause abgehauen. "Wenn Du ein paar Tage auf der Straße lebst und unter Drogen stehst, veränderst Du Dich ganz krass. Das glaubt man nicht, was ein paar Tage auf der Straße mit einem Kind machen." Janne und ihr Mann haben viele Versuche unternommen, um ihre Tochter zurückzuholen.

Auch Heike und Raico haben alles versucht, damit ihr Sohn den Absprung schafft. Die Familie lebte ein glückliches Leben, bis sich Tim mit 15 Jahren veränderte. Zunächst schob Heike alles auf die Pubertät, bis Tim seinen Eltern gestand, dass er heroinsüchtig war.

Gesine und ihr Mann hatten große Erwartungen an ihre drei Kinder und genaue Vorstellungen, wie deren Leben sein sollte. Doch die älteste Tochter Marie fing mit 13 Jahren an, die Schule zu schwänzen, Drogen zu nehmen und immer länger von Zuhause wegzubleiben.

In Deutschland leben schätzungsweise 40.000 Kinder auf der Straße. Manche von ihnen kommen aus wohlhabenden bürgerlichen Elternhäusern. Weder von der Polizei, noch vom Jugendamt lassen sich die Jugendlichen zwingen, nach Hause zurückzukehren. Heike, Gesine und Janne haben sich in Selbsthilfegruppen organsiert, um sich gegenseitig zu unterstützen. Hilfe von außen gibt es kaum. Im Gegenteil: Oft wird betroffenen Eltern eine Mitschuld gegeben.

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Tv-Tipp

ZDF-Doku über die Eltern von Straßenkindern

Was haben wir nur falsch gemacht Amelie?

Seit ihre Tochter auf der Straße lebt, müssen Janne und Ingo aufpassen, dass sie sich nicht gegenseitig Schuld daran geben.

Foto: dpa

Was geht in Eltern vor, die ihre Kinder an die Straße und die Drogen verlieren? In einer TV-Reportage geben Betroffene überraschende Antworten. Doch es bleiben Fragen.

Berlin. Wenn Jugendliche sich von ihrem Elternhaus abwenden und sich für ein Leben auf der Straße entscheiden, muss das doch mit den Eltern zu tun haben.

Dann ist da doch irgendwas schief gelaufen. Das ist ein gängiges Vorurteil, dem sich Betroffene ausgesetzt fühlen können. Wie stehen Eltern selbst zu der Situation? Und wie leben sie mit der Entscheidung ihrer Kinder? Die ZDF-Reportage "Was haben wir nur falsch gemacht? - Eltern von Straßenkindern" aus der Reihe "37 Grad" (18. Januar, 22.35 Uhr) greift das auf.

"Es fing eigentlich damit an, dass ich eine Veränderung bei Tim festgestellt hatte", erzählt Heike von ihrem Sohn in der Reportage. Immer dünner sei er geworden und habe extreme Stimmungsschwankungen gehabt, sagt sie. Anfangs schob die Mutter die schleichende Veränderung ihres damals 15-jährigen Sohnes auf die Pubertät. Irgendwann gestand Tim seine Heroinsucht. Heike und Ehemann Raico aus dem baden-württembergischen Ort Schwaikheim fielen aus allen Wolken. Drogen in der südwestdeutschen Provinz - das war für sie undenkbar. "Alles, was wir über Drogen wussten, war "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"", sagt die Mutter, die sich mittlerweile für andere Eltern von Straßenkindern engagiert.

Auch Janne und Ingo haben an ihrer Tochter Amelie Veränderungen wahrgenommen. Immer unzuverlässiger sei sie geworden, berichtet die 57-jährige Richterin. Sie und ihr Mann Ingo, ehemaliger Chefarzt im Ruhestand, haben nach eigenen Angaben seit über drei Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter, die mit 15 Jahren das erste Mal ihr Elternhaus verlassen habe, um auf der Straße zu leben. Erst gingen sie nachts noch auf die Suche nach ihrer Tochter - in den Straßen Berlins. "Einerseits ging ich los, um sie zu finden. Andererseits hatte ich auch an den Brennpunkten Angst, sie zu finden", gibt Vater Ingo zu. Nach dem Tal der Angst, der Verzweiflung und der Hilflosigkeit hat Janne die Situation akzeptiert, so scheint es. Was zunächst abgeklärt wirkt, das ist vor allem eins - realistisch: "Ich lebe jeden Tag damit, dass ich nicht weiß, ob es wieder gut wird. Und ich kann auch nicht davon ausgehen, dass es wieder gut wird, denn es ist jetzt schon über drei Jahre nicht gut geworden, aber man muss trotzdem weiter leben", sagt die 57-Jährige.

Die Reportage will in knapp 29 Minuten nicht nur davon erzählen, wie Eltern mit dem Verlust ihrer Kinder umgehen, sondern auch, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Der Berliner Streetworker Ron vermutet, dass der Erfolgsdruck eine entscheidende Rolle spielen könnte, den Eltern auf ihre Kinder ausüben. Gesine, eine der drei betroffenen Mütter im Film, sagt, dass sie versucht habe, ihre Tochter Marie "in eine Schablone zu pressen". "Wir haben sie nicht ernst genommen", sagt sie rückblickend. Es ginge eben auch darum, Eigenschaften des eigenen Kindes zu akzeptieren, die man vielleicht nicht mag.

Die Reportage will in 29 Minuten viel - vielleicht zu viel. Erklärungen, warum die Kinder keinen anderen Ausweg sehen und weglaufen, um lieber auf der Straße zu leben als im Elternhaus, bleiben aus. Der Zuschauer bekommt aber durch berührende Sätze der betroffenen Eltern tatsächlich eine Ahnung davon, was es heißt, sein Kind zu verlieren. Heike hat ihren Tim zuerst an die Straße verloren, dann an die Drogen. Vor sechs Jahren starb er laut Reportage an einer Überdosis - mit 22 Jahren. "Es ist eine große Sehnsucht da - nach meinem Kind. Es fühlt sich an wie ganz extremer Liebeskummer", sagt Heike leise. Dieser Schmerz, diese Sehnsucht, endet nie. Auch für betroffene Eltern ist es ein Kampf ums Überleben.

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Wann kommt die Sendung 37 Grad?

In 37 Grad Leben hingegen werden auch Expertinnen und Experten zu Wort kommen. In der ZDFmediathek werden die jeweiligen Sendungen am Freitag vor der Fernseherstausstrahlung ab 8:00 Uhr abrufbar sein. Die Sendung wird am Freitag nach der Erstausstrahlung gegen 12:55 Uhr in 3sat wiederholt.