Wenn ich tot bin sollst du gar nicht trauern

"Wie Daddeldu so durch die Welten schifft,
Geschieht es wohl, dass er hie und da
Eins oder das andere von seinen Kindern trifft,
Die begrüßen dann ihren Europapa :
"Gud morning! - Sdrastwutje! - Bong jur, Daddeldü!
Bon tschorno! Ok phosphor! Tsching- tschung! Bablabü! "
Und Daddeldu dankt erstaunt und gerührt
Und senkt seine Hand in die Hosentasche
Und schenkt ihnen, was er so bei sich führt-"

Joachim Ringelnatz wurde am 7. August 1883 als Hans Bötticher in Wurzen an der Mulde geboren. Doch die entscheidenden Kindheitseindrücke bekam der Sohn eines sächsischen Heimatdichters an einem anderen Gewässer.

"An der Elster war ein Anlegeplatz für den einzigen Vergnügungsdampfer von Leipzig. Auf diesem Dampfer mitzureisen war höchste Wonne. Ich fühlte mich sehr seemännisch, wenn ich zur Abfahrt die Schiffsglocke schlagen durfte."

Seefahrt und Schriftstellerei sollten den Kurs des jungen Dichters bestimmen. Doch so gradlinig wie geplant verlief die Fahrt dann doch nicht. Das Leben als Hamburger Schiffsjunge war weniger romantisch als das eines Leipziger Dampferpassagiers.

So wechselte der junge Bötticher als Freiwilliger zur kaiserlichen Kriegsmarine. Mit 22 Jahren wird er Kaufmannslehrling in Hamburg, beginnt zu malen und schreibt nebenbei Gedichte und Kurzgeschichten.

1914 wird er zur Kriegsmarine eingezogen und 1917 zum Leutnant befördert. Das Kriegsende erlebt der junge Offizier bei Cuxhaven, wo er sich vor allem der Dichtkunst und den Hafenkneipen widmet.

"In der Kneipe " Zum Südwester "
Sitzt der Bruder mit der Schwester
Hand in Hand.

Zwar der Bruder ist kein Bruder
Doch die Schwester ist ein Luder
Und das braune Mädchen stammt aus Feuerland.

In der Kneipe " Zum Südwester"
Ballt sich manchmal eine Hand,
Knallt ein Möbel an die Wand."

Nach der gescheiterten Novemberrevolution verwandelt sich der Marineleutnant mit Maßuniform in einen reisenden Vortragskünstler. Ab 1919 tritt er unter dem Pseudonym "Ringelnatz" auf und wird mit seinem Matrosen Kuttel Daddeldu zu einem der beliebtesten Kabarettisten der Weimarer Republik. Er gibt Gastspiele auf den Bühnen aller großen deutschen Städte und ist mit Künstlern wie Asta Nielsen, Heinrich George, Claire Waldoff und Paul Wegener befreundet. Seine Gedichtbände erscheinen bei Rowohlt und werden von Kurt Tucholsky und Alfred Polgar begeistert besprochen.

"Verzeihe mir. - Ich weiß, dass fromme
Gedanken rau gebettet werden müssen.
Ich danke jetzt. - Wenn ich nach Hause komme,
Will ich dich so wie vor zehn Jahren küssen."
1920 heiratet Ringelnatz die Sprachlehrerin Lona Pieper, die als "Muschelkalk" in die Literaturgeschichte eingeht. Sie wird zu seiner wichtigsten Mitarbeiterin und rettet die Manuskripte und Bilder über Nationalsozialismus und Bombennächte. Hitlers Machtergreifung bedeutet für Ringelnatz Auftritts- und Publikationsverbot. Nur durch Sammlungen seiner Freunde kann existentielle Not abgewendet werden.

Während einer Tournee durch die Schweiz bricht 1934 eine Tuberkulose aus.

"Wir werden immer einsamer. Seit auch Asta Nielsen fort ist, entstand für uns eine große Lücke, die von lauter Löchern eingerahmt ist."

Im Oktober 1934 kehrt er in die Berliner Wohnung am Sachsenplatz zurück, wo die Nachtigall noch einmal für ihn singt, bis er am 17. November Stift und Pinsel für immer aus der Hand legt. Auf dem Waldfriedhof an der Heerstraße, auf dem er unter einer Platte aus Muschelkalk begraben liegt, erklingt von der Orgel sein Lieblingslied : "La Paloma ".

"Wenn ich tot bin, darfst du gar nicht trauern
Meine Liebe wird mich überdauern
Und in fremden Kleidern dir begegnen
Und dich segnen.

Lebe, lache gut!
Mache deine Sache gut!"

"Wenn ich tot bin, sollst Du gar nicht trauern, meine Liebe wird mich überdauern, und in fremden Kleidern dir begegnen und Dich segnen. Lebe, lache gut! Mache Deine Sache gut!"

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Trauersprüche W Trauerspruch 228
Wenn ich tot bin, darfst du gar nicht trauern. Meine Liebe wird mich überdauern. Und in fremden Kleidern dir begegnen. Und dich segnen. Lebe, lache gut! Mache deine Sache gut!



Informationen über Joachim Ringelnatz

Schiffsjunge, Matrose, Bibliothekar, entdeckte als 25jähriger das "Simplicissimus" in München und wurde dessen "Hausdichter", verfasste satirisch-skurrile Werke, "Taschenkrümel", "Reisebriefe eines Artisten" (Deutschland, 1883 - 1934).


Joachim Ringelnatz · Geburtsdatum · Sterbedatum

Joachim Ringelnatz wäre heute 139 Jahre, 4 Monate, 23 Tage oder 50.914 Tage alt.

Geboren am 07.08.1883 in Wurzen/Leipzig
Gestorben am 17.11.1934 in Berlin
Sternzeichen: ♌ Löwe

Unbekannt


Weitere 55 Zitate von Joachim Ringelnatz

  • Behalte Dinge, die du innig liebst, bis du sie gern an Fremde weitergibts.


  • Das Feigenblatt ist das Blatt der Feigen.


  • Das Geld ist wie ein krankes Kind - man muß alles tun, um es durchzubringen.

    • Kind(er)
    • Gut und Geld
    • Dienstag


  • Der Fußballwahn ist eine Krankheit, aber selten, Gott sei Dank! Ich kenne wen, der litt akut an Fußballwahn und Fußballwut. Sowie er einen Gegenstand in Kugelform und ähnlich fand, so trat er zu und stieß mit Kraft ihn in die bunte Nachbarschaft.

    • Gott
    • Fußball - KOPFBALL - KULTUR - SPORT
    • Fußball - Zeit für Kultur


  • Der Schnee ist weiß, wo nicht Menschen sind. / Der Schnee ist weiß für jedes Kind. / Und im Frühling, wenn die Schneeglöckchen blüh'n, / wird der Schnee wieder grün.

    • Weihnachten
    • Advent
    • Frühjahr


  • Wenn ich tot bin sollst du gar nicht trauern

  • Der Stein der Weisen sieht dem Stein der Narren zum Verwechseln ähnlich.


  • Der Strom trug das ins Wasser gestreute Laub der Bäume fort. Ich dachte an alte Leute, die auswandern ohne ein Klagewort.

    • Wasser


  • Die besinnlichen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr haben schon manchen um die Besinnung gebracht.

    • Weihnachten
    • Neujahr
    • Advent


  • Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind die, aus denen man trinkt.

    • Genuss! Freude ist der Sinn des Lebens
    • Genuss! In vino veritas - Prost
    • Genuss! Dichtung - Wahrheit - Weisheit


  • Die besten Vergrößerungsgläser sind die, aus denen man trinkt, sie haben die schlichte und ergreifende Wirkung, die Freuden dieses Lebens zu vergrößern.

    • Genuss! In vino veritas - Prost


  • Die gerechte Entrüstung ist leider viel seltener als die ungerechte Rüstung.


  • Die Kirchturmglocke / Schlägt zwölfmal bumm. / Das alte Jahr ist wieder mal um. / Die Menschen können sich in den Gassen / Vor lauter Übermut gar nicht mehr fassen. / Sie singen und sprigen umher wie die Flöhe / Und werfen die Mützen in die Höhe. / Der Schornsteinfegergeselle Schwerzlich / Küsst Konditor Krause recht herzlich. / Der alte Gendarm brummt heute sogar / Ein freundliches "Prosit zum neuen Jahr!".

    • Neujahr


  • Die Stunden, nicht die Tage, sind die Stützpunkte unserer Erinnerung.


  • Die Zeit verrinnt, die Spinne spinnt in heimlichen Geweben. Wenn heute Nacht das Jahr beginnt, beginnt ein neues Leben.

    • Neujahr


  • Dramatiker sind Leute, die sich aufführen, als ob sie aufgeführt würden.


  • Dramatiker und Rausschmeißer träumen immer von einem großen Wurf.


  • Ein Bernhardiner ist das letzte, was ich sein möchte. Dauernd die Flasche am Hals und niemals trinken dürfen.


  • Ein Blick ins Glas gibt mehr Sehschärfe als das beste Scherenfernrohr.

    • Genuss! Zum und auf Ihr Wohl
    • Genuss! In vino veritas - Prost


  • Ein Mann kommt in die Jahre, wenn seine Schulden immer älter und seine Freundinnen immer jünger werden.

    Wird in fremden Kleidern dir begegnen?

    Wenn ich tot bin, darfst du gar nicht trauern. Meine Liebe wird mich überdauern. Und in fremden Kleidern dir begegnen.

    Was wollte Ringelnatz gern sein?

    Ringelnatz sympathisierte kurzzeitig mit der Novemberrevolution und wollte vor dem Arbeiter- und Soldatenrat sprechen, doch weigerte er sich, seine Offiziersmütze abzunehmen, und verlangte für seine Mitarbeit eine sofortige Beförderung in eine Führungsposition. Die Revolutionäre verzichteten auf seine Mithilfe.