Wer ist das Gesicht auf Brandt Zwieback?

Zwieback Lenny aus Wesseling lächelt auf der neuen Brandt-Packung

20.05.2017, 03:00 Uhr

Lennys Lächeln ist bald auf 800000 Zwieback-Packungen zu sehen.

Copyright: Elke Petrasch-Brucher

Wesseling – Wenn Lenny von seiner Lokomotive erzählt, dann strahlt er über das ganze Gesicht. Ein kleiner Sonnenschein ist er, mit einem gewinnbringenden Lächeln.

Das dachte sich auch Lennys Mutter Steffi Ferber-Platz, als sie Lenny vergangenes Jahr beim Casting „Wir suchen dein Lächeln!“ von Brandt-Zwieback angemeldet hat. Die Konkurrenz war groß, mehr als 6000 Kinder hatten sich beworben, sieben haben gewonnen und strahlen künftig Zwieback-Fans im Supermarkt entgegen. Eines davon ist Lenny.

Der Fünfjährige findet es „cool“, dass Nachbarn und Freunde ihn auf der Packung erkennen. Sein Opa hat die ersten Zwieback-Bestände bereits aufgekauft und in der Familie verteilt. In den nächsten vier Monaten wird sich Lennys Bekanntheitsgrad sicher noch steigern, wenn alle 800 000 Zwieback-Packungen mit seinem Foto an den Handel ausgeliefert werden. „Autogramme sind aber bisher nicht vorgesehen“, meint Lennys Mutter und lacht.

Eine Umstellung ist das, nicht nur für Lenny, sondern auch für die Käufer des Zwiebacks. Denn der bisherige – ebenfalls blonde – Junge schmückte 34 Jahre lang die bekannte Zwieback-Verpackung. Übrigens kam er damals nicht durch ein Casting, sondern durch Beziehungen an den Job. Seine Oma war eine Cousine der Gründer-Ehefrau Betty Brandt.

Lenny fand das Casting im vergangenen Jahr ebenfalls „cool“. Firmeninhaber Carl-Jürgen Brandt sei richtig nett gewesen. Und Sängerin Nena, die in der Jury gesessen habe, habe er auch kennengelernt. Lenny war Michaela Grahl von der Redaktion „Wir suchen dein Lächeln!“ sofort aufgefallen: „Er ist bereits ein kleiner Profi. Sobald eine Kamera auf ihn gerichtet ist, zeigt er sein schönstes Lächeln“, erinnert sie sich. Letztendlich gab ein Online-Voting mit einer riesigen Resonanz den Ausschlag. Nun freut sich Lenny auf „seine“ Zwieback-Packungen im Supermarkt.

Die kauft Mutter Steffi für Lenny und seine Geschwister aber nicht nur wegen des Gesichts ihres Sohnes auf der Packung. Die ganze Familie liebt nämlich Zwieback. „Früher gab es Zwieback immer nur, wenn eines der Kinder krank war, jetzt sind wir alle auf den Geschmack gekommen“, sagt sie. Auch deshalb freut sich Lenny schon auf sein nächstes Abenteuer: Ein Besuch der Brandt-Produktionsstätten in Ohrdruf bei Erfurt im Februar gemeinsam mit den anderen sechs Gewinnerkindern. „Da können wir dann gucken, wie der Zwieback gemacht wird und unsere Fotos draufgedruckt werden“, sagt er.

Erst einmal werden insgesamt fünf Millionen Zwieback-Packungen mit den sieben Gewinnerkindern in den Handel kommen. Das Traditionsunternehmen will seine Marke durch die Änderungen verjüngen. „Die sieben neuen Brandt- Kinder stehen für Fröhlichkeit und Vielfalt“, sagt Firmeninhaber Carl-Jürgen Brandt.

Fröhlich ist Lenny sowieso. Eine Zukunft als Model oder Schauspieler schließt der Kleine derzeit aus. „Eher schon Polizist“, meint er. Aber bis dahin hat er ja noch viel Zeit. Vorher widmet Lenny sich lieber wieder seiner heiß geliebten Lokomotive – und lächelt.

Marken verändern sich. Der Zwiebackhersteller Brandt will nach mehr als 30 Jahren sein Packungssgesicht austauschen.

Seit 1912 steht die Märkische Zwieback- und Keksfabrik C. & F. Brandt für Zwieback. 1929 wurde die Herstellung mechanisiert. Der – subventionierte – Umzug der Produktion aus Hagen ins thüringische Ohrdruf sorgte 2002 für Aufsehen. Die Gruppe macht mit 800 Mitarbeitern 175 Mio. Euro Umsatz.

Der Mann, der die Zukunft nach Hagen bringen soll, steckt sich gerade ein Stück Zwieback in den Mund, als er von der Vergangenheit eingeholt wird. Es ist ein sonniger Herbsttag. Christoph Brandt, blauer Anzug, gegelte Haare, sitzt am Tisch eines alten Fachwerkhauses und redet von der „Zukunft des Zwiebacks“. Seinem großen Plan. Dann fliegt plötzlich die Tür auf.

Die Vergangenheit ist 1,80 Meter groß, braungebrannt und gut gelaunt: Carl-Jürgen Brandt, 69, Firmenpatriarch. Christoph Brandt rutscht auf seinem Platz hin und her. So ein Generationswechsel müsse immer ein bisschen weh tun, verkündet Brandt Senior und lässt sich auf einen Stuhl fallen, als könne er damit die Zeit anhalten: „Die Jungs haben sich da ganz schön was eingebrockt.“

Knapp 40 Jahre hat Carl Jürgen Brandt die Firma geführt. Ein echtes Original, sagen sie in Hagen. Wie sein Zwieback. Im kommenden Jahr sollen Christoph und sein Bruder Carl-Heinz die Leitung übernehmen. Trotzdem dreht sich Hagen derzeit alles um einen anderen Namen: Michael. Pausbäckig, milchzähnig, strohblond, wie aus einem Astrid-Lindgren-Buch gefallen.

Weg vom Magen-Darm-Image

Die aktuelle Capital

Seit 1983 lächelt das berühmte „Brandt-Kind“ von den Supermarktregalen – die längste Karriere, die je ein Gesicht auf einer Verpackung hingelegt hat. Vor kurzem hat Brandt ankündigt, das Zwiebackgesicht, das 95 Prozent aller Deutschen kennen, zu ersetzen. Zumindest vorübergehend. Warum? Michael passt nicht mehr so recht zum neuen Image.

Früher stand Zwieback für Diätkost und Fürsorge im Krankheitsfall. Aber damit lassen sich in Zeiten von Low-Carb immer weniger Packungen verkaufen. Pro Jahr schrumpft der Absatz um zwei Prozent. In Hagen will man deshalb weg vom Magen-Darm-Image und rein ins boomende Gebäckregal. Christoph Brandt sagt: „Die Marke muss jünger und genussiger werden.“

So gibt es seit kurzem Mini- Zwieback mit Heidelbeerglasur und Zwieback in Herzform, es gibt einen Werbespot, in dem ein schwules Pärchen gegen den Morgenstress anfuttert. Michael, ein blonder Wonneproppen, der heute fast 40 Jahre alt ist und als Informatiker im Ruhrgebiet lebt, wirkt da deplatziert.

Brandt plant ein Casting

Ein paar Minuten später steht Christoph Brandt vor einem gigantischen Plastikzwieback im ersten Stock des Fachwerkhauses. Hier oben hat man bei Brandt ein Museum eingerichtet. Es gibt Einspielfilmchen, Rührmaschinen und den alten Gründerschreibtisch aus Eiche, auf dem noch ein Aschenbecher samt angebrannter Zigarre liegt.

„Wir müssen beim neuen Gesicht sehr behutsam vorgehen“ , sagt Christoph Brandt und blickt ein wenig ratlos auf ein Zwei-Meter großes Plastikmesser, das sich ruckelnd durch die Attrappe kämpft.

In der Geschäftsführung ist man gewarnt. Als Ferrero das Gesicht auf der Kinderschokolade änderte, war im Internet die Hölle los. Es gab Drohanrufe und eine Petition. Brandt will deshalb zunächst ein Casting durchführen. Sieben verschiedene Kinder sollen auf der Packung landen. Am Ende entscheiden die Kunden.

Imagekampagne mit Nena

Dass man bei Brandt mit Veränderung so vorsichtig umgeht, hat gute Gründe. Als die Firma im Jahr 2001 die Fabrik nach Thüringen verlegte, liefen sie in Hagen Sturm. Wütende Einwohner organisierten einen Trauerzug quer durch die Stadt und legten einen Blumenkranz auf dem Grab der Firmengründer nieder. Die Botschaft: Brandt ist tot. „Mein Vater hat da immer noch dran zu knabbern“, sagt Christoph Brand und blickt aus dem Fenster auf die grauen Fassaden der Nachbarhäuser. Hagen ist ein Ort, der ihm manchmal vorkommt wie eine große Warnung. Die Stadt war einmal das Stahlwerk des Ruhrgebiets, aber das ist lange her. Heute ist die Agentur für Arbeit das höchste Gebäude in der Stadt.

Christoph Brandt sagt: „Hagen hat den Trend verpennt.“ Seinem Zwieback soll das nicht passieren. Als Werbefigur für die Imagekampagne wollte Brandt deshalb Lena Gercke, weil die jung und frisch ist und vor ein paar Jahren bei „Germanys Next Topmodel“ gewonnen hat. Doch der Werbeetat von rund 5 Mio. Euro reichte dafür nicht aus. Also wurde es Nena. Die ist zwar mittlerweile 55. Aber immerhin kommt sie aus Hagen.

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Wer ist der Junge auf der Zwiebackpackung?

Das bisherige Brandt-Kind (auf der Packung) ist wie Lenny ein Blondschopf. Wesseling – Mehr als 6000 Kinder hatten sich beworben – ER war erfolgreich! Lenny aus Wesseling grinst ab sofort von den Zwieback-Packungen des Traditionsunternehmens Brandt.

Wer ist das Kind auf Brandt Zwieback?

Das heutige Gesicht (Foto oben) lächelt seit 1983 von den Packungen. Es gehört dem Enkel einer Cousine der Gründer-Ehefrau. „Betty Brandt hat das Kind gesehen und sofort gesagt: 'Er ist es'”, sagt Firmensprecherin Rina Bisping.

Wie heißt der Junge von Zwieback?

Für Carl-Jürgen Brandt, der am Sonntag seinen 63. Geburtstag feierte, stand schon früh fest, dass er sich im elterlichen Unternehmen engagieren wird. Das Zwieback-Handwerk lernte er von der Pieke auf.

Wie alt ist der Zwieback Junge?

Seit 1983 lacht der flachsblonde, blauäugige Junge von der orangenen Zwieback-Packung – inzwischen ist er Mitte 30 und soll nun markentechnisch in Rente gehen. Das neue Kindergesicht wäre seit 1929 erst das fünfte in Folge.

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