Wer ist der Besitzer von Mix Markt?

Die Lebensmittel-Einzelhandelskette Mix Markt hat auf Russlands Einmarsch in die Ukraine reagiert. Das auf den Verkauf osteuropäischer Produkte spezialisierte Unternehmen kündigte gegenüber inFranken.de eine Angebotsanpassung hinsichtlich russischer Produkte an. "Das Sortiment wird nunmehr bereinigt", heißt es in einer offiziellen Stellungnahme. Die Kette ist laut eigenen Angaben mittlerweile mit 341 Supermärkten in Deutschland und Europa vertreten. Auch in Franken existieren mehrere Mix-Markt-Filialen - unter anderem in Nürnberg, Fürth, Schwabach, Bamberg und Würzburg. Allein in Nürnberg gibt es vier Geschäfte. 

Mix Markt: Supermarktkette ändert Sortiment - Produkte werden teils in Nürnberg produziert

Mix Markt verfolge "mit großer Sorge und Bestürzung" den Krieg zwischen Russland und der Ukraine, teilt die Supermarktkette mit Sitz im baden-württembergischen Herrenberg mit. "Viele unserer Geschäftspartner und unseren Mitarbeiter*innen und Kunden stammen aus der Ukraine oder haben Verwandte, Freunde oder Bekannte im Kriegsgebiet", heißt es in der Stellungnahme. "Unser besonderes Mitgefühl gilt daher allen Personen, die dem völkerrechtswidrigem Angriffskrieg, den wir rückhaltlos verurteilen, hilflos und schutzlos ausgesetzt sind. Das Unternehmen hoffe, dass es den Verhandlungsführern Russlands und der Ukraine gelingt, den Krieg zu beenden "oder zumindest ein Waffenstillstand" herbeizuführen. 

Laut Mix Markt-Angaben sei der Anteil der Waren aus Russland gering. Noch vor dem aktuellen Krieg hatte Mix Markt allerdings stets damit geworben, insbesondere russische Lebensmittel zu führen. Nun werde das Sortiment entsprechend "bereinigt", heißt es vonseiten des Lebensmittelhändlers  "Unsere Teigtaschen 'Pelmeni' werden in Nürnberg produziert", erklärt das Unternehmen. Der Frischkäse "Tworog", eine slawische Spezialität, komme aus Polen, die gezuckerte Kondensmilch "Sgushenka" aus den Niederlanden. Das Milcherzeugnis "Rjazhenka" stamme aus Litauen. "Die 'russischen' Würste werden in Bayern produziert." Bier stamme zudem von der dänischen Carlsberg-Brauerei oder von Anheuser-Busch. "Und unser Gebäck und die Süßigkeiten werden in der Ukraine produziert", berichtet Mix-Markt. 

"Wir sind tief bewegt durch die uneingeschränkte Hilfsbereitschaft und Anteilsname unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger." Auf Initiative von Geschäftsleitung und Beschäftigten sammelten Partner der Supermarktkette und Mix Markt selbst Lebensmittel, Medikamente und andere erforderliche Dinge, die in die Ukraine gebracht würden. Die Monolith-Gruppe, zu der auch die über 330 Mix-Märkte in Europa gehören, existiert seit 1997 und unterhält nach eigenen Angaben auf der Website verschiedene Verbindungen zu russisch-deutschen Organisationen. "Unsere Kunden kommen aus unterschiedlichen Ländern", heißt es in der aktuellen Mitteilung hingegen eher vage. "Die Mix-Märkte in Deutschland und Europa seien damit auch "Begegnungsstätten für Menschen verschiedener Kulturen und mit vielfältigen Wurzeln".

Auch ein Edeka-Markt im Nürnberger Land hat infolge des Ukraine-Kriegs russische Artikel aus seinem Sortiment genommen. Im Netz erhält die Aktion Applaus, aber auch Kritik. Edeka Massak verkauft in seinen Bamberger Filialen ebenfalls keine Waren aus Russland mehr. Auch die großen Discounterketten wie Aldi, Lidl und Netto reagierten auf Putins Militärschlag. 

Der Mix Markt in Lurup vertreibt russische Lebensmittel und Produkte. Marktinhaber Georgiy Konstantinidis (l.) und Mitgründer der Monolith-Gruppe Arthur Steinhauer.

Foto: Michael Rauhe / FUNKE Foto Services

Monolith gehört zu den größten Lebensmittelhändlern. In der Filiale an der Stresemannstraße gibt es 4000 Artikel.

Hamburg. Das Regal ist locker acht Meter lang und randvoll mit süßen Sachen. Konfekt und Pralinen gibt es im Mix Markt auch lose. Einzelne Bonbons in Glitzerpapier, Karamell oder Krokant. Erinnerungen an den Süßigkeitentresen der Kindheit werden wach – allerdings in XXL mit 100 unterschiedlichen Varianten. Besonders beliebt sind in Schokolade umhüllte Waffelpralinen mit Rotkäppchen auf der Verpackung, drolligem Bären-Quartett oder einem pausbäckigen Mädchengesicht.

Arthur Steinhauer greift in eine der Schütten. „Das sind Klassiker“, sagt der Mitgründer der Monolith-Gruppe, die osteuropäische Lebensmittel in Deutschland vertreibt. Er mag die Sorte mit dem Bären-Motiv am liebsten: „Die sind mit Mandeln.“ Das Konfekt der Traditionsmarke Roter Oktober kommt direkt aus Moskau – samt kyrillischer Beschriftung und Re­trodesign aus sowjetischen Zeiten.

Mix Markt: Ein Stück Russland in Hamburg

An diesem Vormittag steht ein älterer Mann vor der Süßigkeitenwand und packt bedächtig ein Teil nach dem anderen in eine Tüte. „So etwas gibt es in anderen Supermärkten nicht“, sagt Georgiy Konstantinidis, Chef des Mix Markt 9 in Lurup. Das gilt für einen Großteil des Sortiments. Buchweizen in allen Varianten, Tee im Kilopaket, frisch geschöpfter Quark, Gemüse in Salzlake, getrocknete Buckellachsstreifen, Piroggen mit unterschiedlichen Füllungen und die wohl größte Auswahl russischer Wodkas der Stadt.

Mix Markt ist ein Stück Russland in Hamburg. „Wir haben 4000 unterschiedliche Artikel“, sagt Konstantinidis, der den Laden in der Nähe der S-Bahn-Station Elbgaustraße seit 2010 als Franchisenehmer betreibt. Schon kurz nach Ladenöffnung stehen die Kunden an der Frischetheke für Fleisch und Fisch Schlange. Wer Deutsch spricht, fällt auf.

Die Monolith-Gruppe setzt pro Jahr 320 Millionen Euro um

In Hamburg hat der erste Mix Markt im Jahr 2000 in Nettelnburg eröffnet, insgesamt gibt es drei Standorte. Hinter der Kette mit deutschlandweit 180 Filialen und weiteren 130 in Europa steht die Monolith-Gruppe. Arthur Steinhauer hat das Großhandelsunternehmen vor 22 Jahren mitgegründet und führt die Region Nord aus der Zentrale in Rosengarten im Landkreis Harburg. Die Geschäfte laufen gut. 56 Millionen Euro hat er 2018 umgesetzt. 320 Millionen Euro waren es in der gesamten Gruppe.

„Wir wachsen jedes Jahr um vier bis fünf Prozent“, sagt der 60-Jährige. Trotzdem ist er keiner, der gern in der Öffentlichkeit steht. Interviews gibt er selten. Steinhauer ist in der Sowjetunion aufgewachsen, in einer deutschen Enklave im heutigen Kasachstan. Er machte eine Ausbildung als Bautechniker, arbeitete lange in Sibirien. 1990 kam er mit seiner Familie als Aussiedler nach Deutschland und baute sich eine neue Existenz auf.

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Monolith ist größer als Budni und Alnatura

„Ich habe gemerkt, dass viele Russlanddeutsche Heimweh nach russischem Essen hatten“, sagt er. Er fing neben seinem Job als Vermessungstechniker an, mit den Lebensmittel aus seiner Heimat zu handeln. Weil es schwierig war, die Waren über die große Entfernung nach Deutschland zu bekommen, startete er 1995 einen Großhandel und belieferte bundesweit russische Läden. 1997 schloss er sich mit zwei Partnern in anderen Regionen des Landes zu der Firma Monolith zusammen. Parallel zogen die pfiffigen Geschäftsleute die ersten Mix Märkte hoch, über die sie ihr Angebot vertreiben konnten. Inzwischen betreibt Monolith sechs Zentrallager.

Der Mix Markt in Lurup bietet ein Stück Russland in Hamburg.
Foto: Michael Rauhe / FUNKE Foto Services

Ein Großteil der Produkte wird nach eigenen Rezepten in Deutschland produziert, unter anderem auch für die Eigenmarke Steinhauer. In der Liste der 30 größten Lebensmittelhändler rangiert Monolith auf Platz 27 vor der Biomarktkette Alnatura und dem Hamburger Drogeriewarenhändler Budnikowsky.

Türkisch, italienisch, spanisch, britisch, polnisch oder asiatisch – in Hamburg bieten zahlreiche Händler Lebensmittel und Spezialitäten aus anderen Ländern an. Dabei geht es längst nicht mehr um den kleinen Höker an der Ecke. Vincenzo Andronaco etwa betreibt drei große Supermärkte samt Bistro in Hamburg und einen weiteren in Lübeck. Bei Calpesa in Bahrenfeld und La Torre auf der Schanze gibt es spanische und portugiesische Leckereien auch en gros. Vinh Thanh handelt auf zwei Stockwerken am Berliner Tor mit allem, was für die asiatische Küche benötigt wird.

Mix Märkte führen auch Artikel aus Polen, Rumänien und der Ukraine

Die Mix Märkte haben in den vergangenen Jahren ihr Angebot erweitert und führen viele Artikel aus Polen, Rumänien und der Ukraine, aber auch aus südeuropäischen Ländern und aus Deutschland. Allein in diesem Jahr sind zehn neue Standorte dazugekommen, unter anderem in Rostock. „Unsere Kunden kommen in der Mehrzahl aus deutsch-russischen Familien, die teilweise aus den umliegenden Orten extra anreisen“, sagt der Betreiber des Luruper Markts, Georgiy Konstantinidis.

Aber auch die Menschen aus der Nachbarschaft kaufen zunehmend in dem Supermarkt ein. Denn neben dem besonderen Angebot gibt es lukrative Preise besonders bei frischem Fleisch und Fisch. Die Verkaufsfläche sei mit knapp 400 Qua­dratmetern längst zu klein, so der 40-Jährige. Schon seit Längerem will der griechischstämmige Kaufmann, der ebenfalls aus Kasachstan nach Hamburg gekommen ist, erweitern und sucht neue Räume. Weitere Mix Märkte sind unter anderem in Neugraben geplant.

Ein Großteil der Produkte im Mix Markt wird nach eigenen Rezepten in Deutschland produziert
Foto: Michael Rauhe / FUNKE Foto Services

Auch die Monolith-Gruppe will in dem Nischenmarkt expandieren. „Es werden weiter Menschen aus dem Osten einwandern“, sagt Arthur Steinhauer, der mit einem Drittel an der Gruppe beteiligt ist. Dazu kommt: „Es gibt immer mehr russische und osteuropäische Speisen, die sich auf dem europäischen Speiseplan etabliert haben.“ Pelmeni etwa, mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen, oder der Rote-Bete-Eintopf Borschtsch. Monolith beliefert neben weiteren Ethno-Supermärkten auch große Handelsketten wie Edeka, Real und Rewe mit Produkten aus dem Osten. Seine beiden Söhne sind inzwischen in das Geschäft eingestiegen. Die Firmenzentrale mit Lager in Rosengarten wird langsam zu klein. Steinhauer plant einen Neubau und will die Fläche auf 12.000 Quadratmeter nahezu verdoppeln.

„Wir sehen noch viel Wachstumspotenzial“, sagt der Geschäftsmann, der in Russland wohl nie Unternehmer geworden wäre. Auch in den folgenden Generationen würden die Rezepte und die Liebe zu den Gerichten aus der Heimat weitergegeben, ist er sicher. Das sieht Steinhauer auch in der eigenen Familie. Seine Enkel sprechen nur noch zum Teil Russisch – aber das Essen aus der Heimat ihrer Vorfahren lieben sie – und natürlich die Süßigkeiten.

Was passiert mit Mix Markt?

"Angriffskrieg": Bei Russlanddeutschen beliebte Kette Mix Markt verurteilt Putin-Politik - und zieht Konsequenz. Mix Markt, mit Filialen unter anderem in Nürnberg und Bamberg, hat Russlands Angriff auf die Ukraine scharf verurteilt.

Wer steckt hinter den Monolithen?

Am 30. Juli 1997 von den Gesellschaftern Arthur Steinhauer, Waldemar Völker und Peter Schuju gegründet, zählt die internationale Unternehmensgruppe Monolith mit Rekordumsätzen von bis zu 430 Mio. Euro zur Spitze des europäischen Handels mit osteuropäischen und internationalen Lebensmitteln.

Ist Mix Markt Russisch oder Ukrainisch?

Es handele sich um kein russisches Unternehmen, stellt die Firmenleitung klar: Die übergreifende Monolith Gruppe sei 1997 in Deutschland von deutschen Gesellschaftern gegründet worden. „Der Anteil unserer Waren aus Russland ist gering. Das Sortiment wird nunmehr bereinigt“, so das Unternehmen.

Wer leitet die Mix Markt Kette?

Beliefert werden die Märkte von der Unternehmensgruppe Monolith, die den Großteil der Waren in Deutschland herstellen lässt. In den Mix-Märkten stehen bis zu sechzig Prozent Waren der Monolith-Gruppe.

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