Wer stirbt bei der Junge muss an die frische Luft?

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Verkleidungskünstler: Hans-Peter (Julius Weckauf) hat schon als Kind das Zeug zum Unterhaltungsstar.

© Quelle: Foto: Warner

Wie Hape Kerkeling wurde, was er ist: Regisseurin Caroline Link lässt in „Der Junge muss an die frische Luft“ (Kinostart am 27. Dezember) Komik und Tragik wunderbar verschmelzen.

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Hannover. „Woher nimmt der Kerl das bloß?“ Diese Frage stellen sich viele mit Blick auf die komödiantischen Kapriolen von Hape Kerkeling. In seinem Buch „Der Junge muss an die frische Luft“ versuchte Kerkeling zu erklären, wie er zu dem wurde, der er heute ist. Eingebettet in anekdotische Erinnerungen an seine Kindheit schrieb sich der TV-Komiker ein Trauma von der Seele.

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Acht Jahre war Kerkeling, als seine Mutter sich das Leben nahm

Acht Jahre war er alt, als sich seine depressive Mutter das Leben nahm. Dass „Der Junge muss an die frische Luft“ trotzdem ein in seiner Grundhaltung überzeugend optimistisches Buch geworden ist, macht die Kraft von Kerkelings Lebensbekenntnissen aus.

Drehbuchautorin Ruth Toma („Emmas Glück“) hat Kerkelings Buch von allem Ballast befreit. Allein die Sicht des achtjährigen Hans-Peter (Julius Weckauf) zählt, den Regisseurin Caroline Link („Nirgendwo in Afrika“) auch kommentierend ins Geschehen eingreifen lässt.

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Der Junge wächst im Schoße seiner Großfamilie in Recklinghausen auf. Der Vater (Sönke Möhring) ist oft auf Montage. So ist es an dem aufgeweckten Sohn, seine Mutter Margret (Luise Heyer) mit kleinen Späßen bei Laune zu halten.

Zarah-Leander-Imitationen verwischen zu Kriegserinnerungen

Im Lebensmittelladen der Großmutter studiert er die tratschende Nachbarschaft, aber auch die feierlustige Verwandtschaft sorgt für kreativen Input: Die Tante holt zu Zarah-Leander-Imitationen aus, nur um danach in Kriegserinnerungen und damit in einen Heulkrampf zu verfallen. Und Oma Änne (Hedi Kriegskotte) fragt: „Hans-Peter, willst du ein Pferd?“ Wenig später fährt sie mit dem Jungen in der eigenen Kutsche durch Recklinghausen.

Es sind die patenten Frauen, die den Jungen mit ihrem beherzten Zweckoptimismus prägen. Die Verwandtschaft wird für das Kind zum Rettungsanker. Hans-Peters Mutter zieht sich zunehmend aus der Welt zurück – bis hin zu jener Nacht, als der Junge wie gelähmt neben der Mutter liegt, die eine Überdosis Schlaftabletten genommen hat. Diese Szene reißt einem fast das Herz heraus, gerade weil Caroline Link sie ohne verstärkende Effekte in Szene setzt.

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Wie schafft es ein Kind, nach einem solchen Erlebnis nicht verrückt zu werden? Die Antwort ist von überzeugender Schlichtheit: durch die Liebe derer, die die Verantwortung für den Jungen übernehmen. Dieser Film ist eine Ode an die Kraft der Großfamilie – und natürlich auch ein sentimentales, ebenso aber ein aufrichtiges Werk, von dem man sich ohne faden Nachgeschmack zu Tränen rühren lassen kann.

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Link versteht, dass Komik und Tragik einander bedingen – und trifft damit die Essenz des Kerkeling’schen Lebensgeistes.

Von Martin Schwickert / RND

Der Junge muss an die frische Luft

Die prägenden Kindheitsjahre des Entertainers Hape Kerkeling, einfühlsam und humorvoll verfilmt von Caroline Link.

„Vielleicht hätte ich mich mehr anstrengen müssen“, das ist das traurige Fazit des neunjährigen Hans-Peter, nachdem er seine Mutter nicht davor bewahren konnte, sich das Leben zu nehmen. „Nein“ wollen wir ihm zurufen, „es hätte nichts genützt“. Aber das weiß der pummelige Kleine damals noch nicht. Er trägt schwer am Tod der Mutter, nicht nur, weil er noch sehr jung ist, sondern vor allem weil er der Einzige war, der sie mit seinen Scherzen und den Parodien bekannter Persönlichkeiten immer wieder für kurze Zeit aus ihrer tiefen Depression herausholen konnte. Für einen wehmütigen kleinen Moment huschte dann ein Lächeln über ihr Gesicht, bevor sie wieder in Lethargie versank.

Mit dieser eingebildeten Schuld aufzuwachsen, ist ein Trauma für ein Kind. Aber Hans-Peter entdeckt darüber sein Talent. Er ist damals schon der begnadete Entertainer, der uns später als Hape Kerkeling die Fernsehabende versüßen wird. Mit seiner Autobiografie „Der Junge muss an die frische Luft“ hat er seine Kindheitsgeschichte vorgelegt, die nun von Caroline Link genial verfilmt wurde. Der titelgebende Satz stammt von Opa Willi, der den Jungen in den Sommerferien aus der Küche seiner Mutter herausholt, in der sie immer nur stumm auf dem Stuhl sitzt, und zwei Wochen lang mit ihm in die Berge fährt. Kerkeling wächst im Ruhrgebiet auf, die Geschichte spielt Anfang der 1970er-Jahre in Recklinghausen. Nicht im klassischen Bergmann-Milieu, aber im typischen Arbeiterviertel, in dem Oma Änne einen Lebensmittelladen führt. Die Beziehungen der Kinder in der Straße untereinander sind rau, aber herzlich. Im Film geht es jedoch weniger um die Kinderclique, in der Hans-Peter den Hoss spielt, wenn Bonanza das Thema der Bande ist, sondern wir erleben den Jungen vor allem inmitten einer riesigen Familiensippe, wie wir sie heute kaum noch kennen und die im Pott ganz besonders eng und gemeinschaftlich zu sein pflegte. Dieses Klischee sei hier übrigens ganz nebenbei aus Sicht der Rezensentin mit ihrer eigenen Kindheitserfahrung im Kohlenpott bestätigt.

Caroline Link inszeniert Hans-Peters Geschichte sozusagen im Davor und Danach des Suizids der Mutter und versinkt dabei nicht in dramatischer Rührseligkeit, sondern zeigt, wie sehr die Familie den Jungen auffängt und stützt. Daran sind vor allem die beiden Großmütter maßgeblich beteiligt. Oma Bertha wird mit Opa Hermann schließlich zu Vater, Bruder und Hans-Peter ziehen und sich um die Familie zu kümmern. Auch bei ihr kann er so sein, wie er ist. Schon sehr früh verkündet Bertha, dass der Junge Junggeselle bleiben wird und lässt schon zu dieser Zeit durchblicken, dass sie weiß, dass Hans-Peter nicht auf Mädchen und später eben nicht auf Frauen fliegt. Er darf als Prinzessin im Tütü und mit schwarzen Locken zum Karneval gehen, anstatt wie alle „richtigen“ Jungs als Cowboy oder Indianer. Unterstützung und Zuspruch von der gesamten Verwandtschaft zu erhalten, ist für den Jungen überlebenswichtig. Schon vor dem großen Unglück fühlt er sich geborgen und anerkannt, das hilft ihm, nach dem Tod der Mutter seinen Optimismus nicht zu verlieren, tapfer stellt er sich den Herausforderungen des Alltags.

Links Film macht Mut, weil es Hans-Peter gelingt, sich auch in der größten Katastrophe auf seine Stärken zu besinnen. Er professionalisiert seine Begabung, die ihn schon früh in den Mittelpunkt der Familienfeste stellt, denn er gibt stets humoristische Einlagen zum Besten und spürt ganz intuitiv, dass er Menschen damit begeistern kann. Hans-Peters erster Ausritt auf seinem Pferd wird zur großen Show, in der die Verwandten applaudierend und lachend an der Koppel stehen, während Hans-Peter verkehrt herum auf dem Pferd sitzend den Spaßmacher gibt.

Wie die meisten Filme der Regisseurin handelt auch Kerkelings Autobiografie von zwischenmenschlichen Bindungen und tragischen Verlusten, die innerhalb der Familie bewältigt werden müssen. Der Verlust der Heimat war das Thema ihres oscarprämierenden Films „Nirgendwo in Afrika“ (2001). Immer stehen Kinder und deren Verhältnis zu ihren Eltern im Zentrum und kaum jemand kann die Nuancen emotionaler Darstellungen so gut bei den Schauspieler*innen abrufen wie sie. Julius Weckauf als Hans-Peter ist die ideale Besetzung, ganz so, wie man sich den kleinen Hape Kerkeling vorstellt. Er ist schlagfertig, komisch, dabei aber sehr sensibel – und Link hält dies in humorvollen und zugleich anrührenden Bildern fest, wie sie auch den unverwechselbaren Charakter des Kohlereviers in authentische Bilder fasst. In Kerkelings Sippschaft haben vor allem die Frauen das Sagen, allen voran Oma Änne, die sehr herrschaftlich auftreten kann und beispielsweise winkend mit der Familie in ihrer offenen Kutsche durchs Stadtviertel fährt. Von Hape Kerkeling wird es später eine Parodie auf die winkende Königin Beatrix der Niederlande geben, ein Schelm, wer da an eine Koinzidenz denkt. „Das Leben muss ja irgendwie weitergehen.“ Ja, das stimmt, Hans-Peter. Aus dir ist etwas Besonderes geworden, wie Oma Änne schon vorausgesehen hat. Und wir dürfen Dank eines großartigen Films ein kleines Stück deines Weges miterleben.

Katrin Hoffmann

Der Junge muss an die frische Luft - Deutschland 2018, Regie: Caroline Link, Kinostart: 25.12.2018, FSK: ab 6, Empfehlung: ab 12 Jahren, Laufzeit: 100 Min., Buch: Ruth Toma, nach dem gleichnamigen Roman von Hape Kerkeling, Kamera: Judith Kaufmann, Schnitt: Simon Gstöttmayr, Musik: Niki Reiser, Produktion: Sebastian Werninger, Nico Hofmann, Hermann Florin, Verleih: Warner, Besetzung: Luise Heyer (Mutter Margret), Hedi Kriegeskotte (Oma Änne), Joachim Król (Opa Willi), Julius Weckauf (Hans-Peter), Ursula Werner (Oma Bertha) u. a.

Wer stirbt bei der Junge muss an die frische Luft?
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Wer stirbt bei der Junge muss an die frische Luft?

Wer stirbt in der Junge muss an die frische Luft?

Die Komödie hilft ihm, um über den Tod seiner Oma Änne (Hedi Kriegeskotte) wegzukommen. Und er setzt seinen Witz ein, um seiner Mutter Margret (Luise Heyer) ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, denn sie versinkt in einer Depression. Die Krankheit ist zu stark: Die Mutter stirbt durch eine Überdosis Schlaftabletten.

Wie endet der Film Der Junge muss an die frische Luft?

Als er bei einer Karnevalsfeier als Prinzessin verkleidet erscheint, verdrehen einige amüsiert die Augen, aber Oma Bertha erklärt resolut: „Hans-Peter bleibt eben Junggeselle! Und nun ist Schluss!

Was hat die Mutter bei der Junge muss an die frische Luft?

In seiner Mitschülerin Sabine (Finja Junietz) findet er eine gute Freundin. Nur Mutter Margret bereitet der gesamten Familie immer mehr Sorgen. Nach einer Operation wegen einer chronischen Kieferhöhlenentzündung verliert sie nicht nur ihren Geruchs- und Geschmackssinn, sondern nach und nach auch ihren Lebenswillen...

Ist der Junge muss mal an die frische Luft eine wahre Geschichte?

Der junge Kerkeling Julius Weckauf (Foto) spielt den jungen Hans-Peter Kerkeling in dem Film "Der Junge muss an die frische Luft". Er basiert auf Kerkelings gleichnamiger Autobiografie und führt den Zuschauer zurück in die Kindheit des berühmten deutschen Komikers und Verkleidungskünstlers.