Wie oft Blutzucker messen bei Metformin

HAMBURG (ugr). Die regelmäßige Blutzucker-Selbstkontrolle ist die Basis für ein selbst bestimmtes Leben mit Diabetes. Sie hilft, Stoffwechsel-Entgleisungen zu vermeiden oder so rechtzeitig zu erkennen, dass rasch die nötigen Schritte eingeleitet werden können. Doch das Selbstmanagement sieht bei jedem Patienten anders aus.

Veröffentlicht: 22.05.2007, 08:00 Uhr

Es muss daher in Schulungen und bei Arztkontakten erlernt werden, erinnerte Professor Michael A. Nauck vom Diabeteszentrum Bad Lauterberg beim Diabetes-Kongress in Hamburg. Die Selbstkontrolle ist eine wesentliche Grundlage, möglichst normale Blutzuckerwerte im Alltag zu erreichen. Sie dient dem rechtzeitigen Erkennen von Hypoglykämien, der Einschätzung und Vermeidung von Gefahren beim Autofahren, bei körperlichen Anstrengungen oder nach Alkoholgenuss sowie der raschen Korrektur bei zu niedrigen oder zu hohen Blutzuckerwerten, so Nauck bei einem Symposium des Unternehmens Braun.

Viele Patienten messen jedoch entweder zu oft oder zu selten ihren Blutzucker. Während einer intensivierten Insulintherapie sollte viermal täglich vor den großen Mahlzeiten und zusätzlich bei besonderen Situationen der Blutzuckerspiegel überprüft werden. Nauck: "Oft messen Patienten außerdem postprandial bei wieder sinkendem Spiegel und spritzen zusätzlich Insulin - dann rauscht der Blutzucker in den Keller und eine Hypoglykämie droht."

Art und Häufigkeit einer sinnvollen Stoffwechsel-Selbstkontrolle unterscheiden sich je nach Diabetestyp, Behandlungskonzept und individuell von Patient zu Patient, wie Nauck sagt. Bei Diabetikern mit medikamentöser oraler Behandlung mit regelmäßigem Tagesablauf und stabilem Nüchternblutzucker zwischen 95 und 107 mg/dl genügen repräsentative Messungen alle ein bis zwei Wochen; Typ-1-Diabetikerinnen während der Schwangerschaft müssten aber mehrmals täglich den Stoffwechsel kontrollieren, so Nauck.

Dies führt zu extremen Schwankungen beim Teststreifenbedarf: Gut eingestellte, nicht-insulinpflichtige Typ-2-Diabetiker kommen mit etwa 50 Teststreifen im Quartal aus, Diabetiker mit einer intensivierten Insulintherapie brauchen bis zu 1000.

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Biguanide

Dazu zählen Substanzen wie Metformin

Metformin zählt zu der Substanzklasse der Biguanide und wird in den Leitlinien bei Typ-2-Diabetes weiterhin als Medikament der 1. Wahl empfohlen, wenn kein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen) besteht. Der Wirkstoff mindert die Freisetzung von Zucker (Glukose) aus der Leber und steigert die Insulinempfindlichkeit (Insulinsensitivität) der Körperzellen. Es kann zu einer Senkung des LDL-Cholesterinspiegels beitragen und mindert den Appetit (Studienlage mit geringer Evidenz). Metformin beeinflusst nicht direkt die Ausschüttung von Insulin, sodass bei einer alleinigen Therapie mit Metformin ein geringes Risiko für das Auftreten von Unterzuckerungen (Hypoglykämien) besteht. Die Substanz kann mit anderen Antidiabetika und mit Insulin kombiniert werden.

Die vorliegenden Endpunktstudien deuten darauf hin, dass Metformin die Häufigkeit von diabetesbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Gesamtsterblichkeit verringern kann (Studienlage mit geringer Evidenz).

Anfangs können bei der Einnahme von Metformin sehr häufig Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall auftreten. Zudem kann es zum Beispiel zu Geschmacksveränderungen kommen. Deshalb beginnt die Behandlung mit einer niedrigen Dosis und steigert diese langsam. Begrenzt wird die Anwendung von Metformin vor allem bei Nierenschwäche. Die Nierenfunktion muss unter Metformingabe alle 3 bis 6 Monate kontrolliert werden. Bei einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) unter 30 ml/min sollte die Metformingabe laut der Praxisempfehlung „Therapie des Typ-2-Diabetes“ (2020) der Deutschen Diabetes Gesellschaft abgesetzt werden.

Alpha-Glukosidasehemmer

Dazu zählen Substanzen wie Acarbose und Miglitol

Alpha-Glukosidasehemmer werden zum Essen eingenommen und verzögern den Abbau von Kohlenhydraten, indem sie Enzyme, die im Darm für die Aufspaltung von Kohlenhydraten in kleine Zuckerbausteine (Einfachzucker) zuständig sind, hemmen. Der Zucker (Glukose) wird daher langsamer ins Blut aufgenommen, wodurch vor allem die erhöhten Blutzuckerspiegel nach den Mahlzeiten (postprandiale Hyperglykämien) sinken. Sie haben jedoch nur einen begrenzten Einfluss auf den Blutzucker und werden heutzutage nur noch selten in der Diabetes-Therapie eingesetzt.

Alpha-Glukosidasehemmer verursachen in der alleinigen Therapie keine Unterzuckerung und keine Gewichtszunahme. Beispiele für typische Nebenwirkungen sind Blähungen und weitere Magen-Darm-Probleme bis hin zu Durchfall. Auch kann es zu einem Anstieg der Leberenzyme kommen. Eine langsame Steigerung der Dosierung zu Beginn der Therapie mit Alpha-Glukosidasehemmern kann die Magen-Darm-Beschwerden begrenzen.

Glitazone / Thiazolidindione

Dazu zählen Substanzen wie Pioglitazon

Glitazone beziehungsweise Thiazolidindione wie Pioglitazon verbessern die Insulinsensitivität von Fettgewebe, Leber und Muskulatur und damit die Glukoseaufnahme und senken in der Folge den Blutzucker nüchtern sowie nach dem Essen.

Typische Nebenwirkungen dieser Substanzgruppe sind eine Zunahme des Fettgewebes, Infektionen der oberen Atemwege, Wasseransammlungen und Sehstörungen (meist zu Beginn der Therapie aufgrund von Blutzuckerschwankungen) sowie ein erhöhtes Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche. Aufgrund der Nebenwirkungen werden Glitazone nur noch in Ausnahmesituationen zur Therapie des Typ-2-Diabetes verwendet.

Die vorliegenden Endpunktstudien, deuten auf eine mögliche Risikoreduktion für das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen) durch Pioglitazon hin (Studienlage mit geringer Evidenz).

Sulfonylharnstoffe

Dazu zählen Substanzen wie Glibenclamid, Glimepirid, Gliclazid und Gliquidon

Sulfonylharnstoffe wirken, indem sie die Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse anregen. Da dies unabhängig von der Höhe des aktuellen Blutzuckerspiegels geschieht, ist das Risiko für Unterzuckerungen erhöht. Die Blutzuckersenkung kann durch Wechselwirkungen mit zahlreichen anderen Medikamenten (zum Beispiel Aspirin und andere Schmerzmittel sowie Gerinnungshemmer) weiter verstärkt werden.

Die bisherigen Endpunktstudien weisen darauf hin, dass Sulfonylharnstoffe diabetesbedingte Folgeerkrankungen an den Augen (Retinopathie), Nieren (Nephropathie), Nerven (Neuropathie) und Füßen (Diabetisches Fußsyndrom) verhindern können (Studienlage mit geringer Evidenz).

Bei längerer Anwendung nimmt die Wirksamkeit der Sulfonylharnstoffe bei Typ-2-Diabetes mit der Zeit ab und es kommt meist zu einer Gewichtszunahme unter Therapie mit Sulfonylharnstoffen. Weitere typische Nebenwirkungen sind zum Beispiel Magen-Darm-Beschwerden.

Glinide

Dazu zählen Substanzen wie Repaglinid und Nateglinid

Ähnlich wie Sulfonylharnstoffe, steigern Glinide ebenfalls die körpereigene Produktion und Freisetzung von Insulin in der Bauchspeicheldrüse unabhängig vom aktuellen Blutzuckerspiegel. Im Gegensatz zu den Sulfonylharnstoffen setzt ihre Wirkung rasch ein und hält nur kurz an. Die Gefahr von Unterzuckerungen ist dadurch immer noch gegeben allerdings wesentlich geringer. Die Glinide werden vor einer Mahlzeit eingenommen und können den Anstieg des Blutzuckers durch das Essen reduzieren. Vor allem bei Menschen, die unregelmäßig essen, ist durch die kurze Wirkungsdauer ein flexibler Einsatz im Vergleich zu Sulfonylharnstoffen möglich.

Zusätzlich können Glinide – wie auch Sulfonylharnstoffe – beispielsweise zu einer Gewichtszunahme und Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall führen.

Aufgrund des fehlenden Nachweises ihres therapeutischen Nutzens, werden Glinide heutzutage nur noch in begründeten Ausnahmesituationen zur Behandlung des Typ-2-Diabetes eingesetzt.

DPP-4-Hemmer (Gliptine)

Dazu zählen Substanzen wie Saxagliptin, Sitagliptin, Vildagliptin und Linagliptin

Durch die Gabe von DPP-4 (Dipeptidylpeptidase-4)-Hemmern (Gliptinen) wird das Enzym DPP-4 im Blut gehemmt. Dadurch werden bestimmte Darmhormone im Blut verlangsamt abgebaut, die die Insulinfreisetzung anregen. In der Folge wird der Blutzuckerspiegel nach Mahlzeiten gesenkt, nicht jedoch im Nüchternzustand. Zusätzlich vermindern sie die Produktion von Zucker in der Leber. In der Monotherapie besteht eine geringe Unterzuckerungsgefahr. Zudem sind weder eine Gewichtszunahme noch eine nachlassende Wirkung bei dauerhafter Anwendung bekannt. Die vorliegenden Endpunktstudien konnten bisher nicht belegen, ob sie diabetesbedingte Begleit- und Folgeerkrankungen verhindern können.

DPP-4-Hemmer können mit anderen Antidiabetika kombiniert werden, wobei auch Fixkombinationen (zum Beispiel Metformin und Sitagliptin in einer Tablette) zur Verfügung stehen.

Beispiele für typische Nebenwirkungen sind Infektionen der oberen Atemwege und Harnwege, Magen-Darm-Beschwerden und Erschöpfungssymptome, Hautausschlag, Kopfschmerzen und Schwindel sowie eine Nasennebenhöhlen-, Magen-Darm- und/oder Bauchspeicheldrüsenentzündung.

SGLT-2-Hemmer (Gliflozine)

Dazu zählen Substanzen wie Dapagliflozin, Empagliflozin, Ertugliflozin und Canagliflozin

SGLT-2 (Sodium dependent glucose co-transporter 2)-Hemmer (Gliflozine) senken den Blutzuckerspiegel, indem sie das Enzym SGLT-2 in den Nieren blockieren. Ohne das Enzym wird weniger Zucker (Glukose) aus den Nieren zurück ins Blut geleitet und mehr Glukose über die Nieren im Urin ausgeschieden. Der Blutzuckerspiegel sinkt.

Durch die „Kalorienausscheidung“ sinkt auch das Körpergewicht. Zusätzlich kann der Blutdruck sinken. Auch zeigte sich in mehreren Endpunktstudien, dass einige Medikamente der Wirkstoffklasse der SGLT-2-Hemmer den Verlauf von Nierenerkrankungen (Nephropathie) und Herzschwäche (Herzinsuffizienz) positiv beeinflussen und eine frühzeitige Sterblichkeit verhindern können sowie bei Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes und Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems das Herzinfarkt- und Sterbe-Risiko deutlich senken (hohe bis mäßige Evidenzstärke).

SGLT-2-Hemmer erhöhen in der Monotherapie das Risiko für Unterzuckerungen nicht. Mögliche Nebenwirkungen sind zum Beispiel Harnwegs- und Genitalinfektionen, Flüssigkeitsverlust, Hautausschlag und Juckreiz, Schwindel, Verstopfung und/oder Übelkeit, gesteigertem Durst und/oder Harndrang sowie eine diabetische Ketoazidose.

GLP-1-Rezeptoragonisten (Glutide)

Dazu zählen Substanzen wie Dulaglutid, Exenatid, Liraglutid, Semaglutid, Lixisenatid und Albiglutid

Die Abkürzung GLP-1 steht für „Glucagon-like Peptide-1“ und beschreibt ein Eiweiß, das zu den Darmhormonen zählt. GLP-1 wird als Reaktion auf die Nahrungsaufnahme ausgeschüttet und ist an der Steuerung des Zuckerstoffwechsels beteiligt: Es fördert die Abgabe von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse und hemmt gleichzeitig das Hormon Glukagon, einen „Gegenspieler“ des Insulins. Die GLP-1-Rezeptoragonisten (Glutide) ahmen die Wirkung des Darmhormons GLP-1 nach. Auch setzt das Sättigungsgefühl früher ein und es kommt zu einer Körpergewichtsabnahme.

Im Gegensatz zu den anderen aufgeführten Substanzklassen müssen die meisten GLP-1-Rezeptoragonisten derzeit noch subkutan, das heißt in das Unterhautfettgewebe, gespritzt werden. Das können Patientinnen und Patienten 1-mal oder 2-mal täglich oder 1-mal wöchentlich selbst vornehmen. Seit April 2020 ist der Wirkstoff Semaglutid auch in Tablettenform in Europa zugelassen.

Die Substanzen zeigen insbesondere eine reduzierende Wirkung auf das Körpergewicht. Aktuelle Endpunktstudien zeigen, dass einige GLP-1-Rezeptoragonisten zudem das Risiko für Herz-Kreislauf- (kardiovaskuläre) und Nierenerkrankungen (Nephropathie) sowie eine vorzeitige Sterblichkeit verringern können – besonders bei Personen mit einer vorbestehenden Herzerkrankung (hohe bis mäßige Evidenzstärke).

Magen-Darm-Beschwerden, wie Übelkeit und Völlegefühl kommen häufig vor, bessern sich aber oft im Laufe der Behandlung. Weitere typische Nebenwirkungen sind zum Beispiel Hautausschlag, Kopfschmerzen und Schwindel, Müdigkeit, eine Entzündung der Nase und des Rachens und/oder der Gallenblase sowie erhöhte Enzymwerte, eine erhöhte Herzfrequenz und/oder Herzrhythmusstörungen.

Wann Blutzucker messen bei Metformin?

Patienten mit Typ 2 Diabetes, die diätetisch eingestellt sind oder Medikamente wie Metformin, Gliptine oder SGLT 2 Hemmer, brauchen keine Messungen durchzuführen, da hier keine Unterzuckerungen auftreten können.

Wie hoch darf der Blutzucker mit Metformin sein?

Zu Beginn der Diabetesbehandlung: Metformin Der HbA1c gibt Auskunft über den durchschnittlichen Blutzuckerwert in den letzten 6-8 Wochen. Ein HbA1c von 6,5 % wird als eine sehr gute Einstellung angesehen. Es ist zu beachten, dass das HbA1c Ziel von 6,5 % nicht für jeden Patienten gilt.

Wie oft Blutzucker messen bei Diabetes Typ 2?

Typ-2-Diabetes, mit Insulinspritzen Das bedeutet, vor den Mahlzeiten, zwei Stunden nach den Mahlzeiten sowie vor dem Zubettgehen seinen Blutzucker zu messen und die Werte zu notieren. Auf diese Weise kann der Arzt erkennen, ob möglicherweise eine Therapieänderung nötig ist.

Wie lange senkt Metformin den Blutzucker?

Für die Beurteilung waren die letzten Laborwerte während der Doppelblindphase massgebend. Metformin zeigte in Tagesdosen von 500 mg bis 2000 mg eine lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung. Gegenüber Placebo senkte Metformin den Nüchternblutzucker um 1,1 bis 4,6 mmol/l, das HbA1c um 0,9% bis 2,0%.