2 Kinder ich kann nicht mehr

2 Kinder ich kann nicht mehr

Ich möchte schreien. Könnte weinen. Sehne mich nach Ruhe. Ich wünsche mir Veränderung und gleichzeitig ein „wie früher“. Dass es endlich besser wird. Dass ich all das Hier und Jetzt wieder mehr genießen und schätzen kann. Dass ich richtig da bin und nicht nur bin. Ich möchte mehr sein als eine Funktionsmaschine, welche die Tage abrattert. Welche zwischendrin zwar mal kurz in einen „hach, wie schön“-Programm wechselt, dann aber kurz darauf wieder ordentlich ins Stottern und Wanken gerät.

Mama kann nicht mehr! Mama Burnout?

Heute möchte ich mich gerne dem Thema „Mama Burnout“ widmen, weil ich es wichtig finde. Kein Modedings, sondern leider ganz oft real. Es gibt so viele Frauen, welche einfach nicht mehr können. Welche nicht mehr so können wie sie wollen oder auch müssen. Denn eines steht fest, wir Mamas, wir haben es nicht immer leicht.

Nur Hausfrau? Loser!

Oftmals reicht es nicht mehr aus „nur Mama“ zu sein. Nur daheim bei und mit den Kindern.

„Du bist nur Hausfrau? Reicht dir das aus?“

„Du machst dich doch total abhängig von deinem Partner“

„…“

Karriere? Dafür hast du Kinder bekommen?

Und auf der anderen Seite kann einen der Spagat zwischen Job und Familie ganz schön ins Schleudern bringen. Prioritäten setzen, aber wie? Es gibt Frauen, welche einfach in ihrem Beruf bleiben möchten. Welche Freude daran haben, unabhängig bleiben möchten. Oder auch Frauen, welche arbeiten gehen müssen. Weil es sonst einfach finanziell nicht funktioniert.

„Hast du Kinder bekommen, um sie dann fremdbetreuen zu lassen?“

„Wieso holt die ihr Kinder immer erst um kurz vor knapp aus der Kita ab?“

„Aha, das Meeting ist wichtiger, als das Kindergarten-Sommerfest?!“

„…“

Egal also, ob „nur“ daheim, Unternehmerin, Arbeitnehmerin, selbstständig oder was auch immer:  Druck und Erwartungen von außen, aber auch von uns Frauen an uns selbst, können fatale Folgen haben. 

War es früher leichter Mama zu sein?

Vor kurzem habe ich einer Unterhaltung von zwei Damen, etwas um die 70 Jahre alt, gelauscht. Sie haben sich ein wenig über die heutigen Mamas echauffiert. „Alle immer nur am nörgeln… da wollen sie Familie und kümmern sich nicht ordentlich darum… die Kinder müssen mit einem Jahr in den Kindergarten… und dennoch sind sie alle geschafft… wollen wieder in ihren Beruf zurück… und dann… dann passt es ihnen wieder nicht….“
So in etwas war der Inhalt des Gespräches.

Mir kamen der Gedanke, ob es früher vielleicht einfach einfacher war Mama zu sein? Weil damals die Rollen klarer verteilt und definiert waren. Feminismus, Emanzipation – in weiter Ferne.

Früher war es mit Sicherheit anders, aber früher, da war mit Sicherheit nicht alles leichter. Nein, auf keinen Fall! Wenn ich an meine Omas denke, was sie geleistet haben. Wahnsinn! Viele Kinder, Landwirtschaft, Umzüge quer durchs Land für eine (hoffentlich) bessere Zukunft. Was wurde da geackert. Die Kinder kamen frühstens mit drei Jahren in Betreuung. Urlaube am Meer? Mama-Auszeiten? Nichts da…

Machen uns die vielen Möglichkeiten krank?

Vielleicht sind auch die vielen Optionen schuld; die einen manchmal schier verrückt werden lassen? Die einen ständig ins Grübel bringen. Mache ich das richtig? Doch lieber so? Oder anders?
Beruf, Familie, Haushalt – immer mehr Mamas sind überfordert und/oder am Ende ihrer Kräfte. Und sich das eingestehen? Das gelingt nur den Wenigsten. Meist dann, wenn gar nichts mehr geht.

2 Kinder ich kann nicht mehr

Ich möchte mich gerne intensiver mit der Thematik befassen und habe deswegen auf Instagram einen kleinen Aufruf gestartet. Gesucht habe ich Frauen, Mamas, welche vielleicht selbst „Mama Burnout“ haben bzw. hatten, oder sich mit dem Thema auskennen.

Gemeldet hat sich u.a. Martina, welcher ich freundlicherweise einige Fragen stellen durfte.

Interview mit einer Betroffenen Mama – Mama Burnout

Liebe Martina, vielen Dank, dass ich Dir einige Fragen bzgl. Mama Burnout stellen darf. Magst Du dich und deine familiäre/berufliche Situation vielleicht kurz vorstellen, damit wir einen kleinen Einblick bekommen? 

Ich bin verheiratet und habe zwei Söhne. Sie haben einen Altersabstand von 23 Monaten. Der Kleine ist 3 und der Große 5. Zwischen den Kindern habe ich mich bewusst für eine Elternzeit entschieden. Ca 1,5 Jahre nach der Geburt unseres zweiten Sohnes habe ich wieder angefangen zu arbeiten. Allerdings nur auf Minijobbasis. Einen ganzen Tag in der Woche. Die Arbeit hat mir gut getan. Ich wollte „raus“ kommen. Allerdings hat es den Druck natürlich auch erhöht. Als mein Kleiner jetzt 3 wurde endete meine Elternzeit und ich hab begonnen 20h pro Woche zu arbeiten.

Zu welchem Zeitpunkt gab es die ersten Symptome? Wie bist du mit diesen umgegangen?

Schon als mein Kleiner ca 6 Monate alt war. Ich war dann beim Hausarzt. Er hat ein Blutbild gemacht und mir eine Vitaminkur empfohlen, die ich aber abgelehnt hab. Er hat auch das Thema Mutter-Kind Kur in den Raum geworfen. Ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht vorstellen das zu machen. Ich wollt damals einfach nur den Tag überstehen.

War dir schnell klar, dass du etwas ändern/tun musst?

Ja. Ich wusste, dass ich mir Zeit für mich nehmen muss. Allerdings war dies zu diesem Zeitpunkt sehr schwer. Ich habe meinen Sohn voll gestillt. Meine Eltern sind voll berufstätig und mein Mann Selbstständig. Meine Schwiegereltern wohnen 600 km entfernt. Deshalb hab ich so weiter gemacht wie bisher und versucht alles unter einen Hut zu bekommen.

Hast du deinem Umfeld von deinen Problemen, deiner Erschöpfung, berichtet? Wie wurde reagiert?Oder hast du versucht, so gut es geht einfach weiter zu machen?

Ich habe es für mich behalten. Zu diesem Zeitpunkt dacht ich, dass ich alles schaffen muss. Ich habe mich dafür entschieden zwei Kinder zu bekommen und dann muss ich auch dazu stehen und den Alltag schaffen. Klar hab ich meiner Mutter von meiner Erschöpfung erzählt, sie meinte allerdings zu mir „man wächst mit seinen Aufgaben“. Mein Mann hat selbst viel Stress und hatte wenig Verständnis für mich.

Gab es einen Moment, in welchem Dir Mama Burnout offiziell diagnostiziert wurde?

Im März diesen Jahres war ich wieder beim Hausarzt weil ich einfach nicht mehr konnte. Ich hatte das Gefühl egal was ich mache, ich kann meinen Akku nicht mehr aufladen.

Mein Hausarzt nannte es dann Erschöpfungssyndrom. Ich habe dieses Mal diese Vitaminkur gemacht. Allerdings hat sie mir nichts gebracht. Zudem hat er mir wieder die Mutter-Kind Kur empfohlen. Aber ich hatte nicht einmal Kraft die Koffer zu packen und alles zu organisieren.

Welche Maßnahmen hast du unternommen, um wieder gesund zu werden?

Letztlich hab ich einen Termin in der Ambulanz der Psychiatrie ausgemacht (Psychiatrie hört sich so schlimm an) und bin dort bei einer sehr netten Ärztin gelandet. Sie hat mir ein leichtes Antidepressivum empfohlen und eine Gesprächstherapie. Ich habe mich lange gegen diese Tabletten gewehrt aber dann doch eingesehen, dass sie mir helfen.

Die Gesprächstherapie beginnt Ende des Monats. Es gibt leider hierfür sehr lange Wartezeiten.

Was hat sich seit dem in deinem Leben geändert? Was machst du heute anders als damals?

Mittlerweile versuche ich 5 grade sein zu lassen. Der Haushalt muss mal warten und ich fordere Hilfe von meinem Mann ein. Sicher sind die Kinder auch größer und selbstständiger geworden. Zudem haben wir ein Elterntraining mitgemacht, welches uns im Umgang mit meinem großen Sohn hilft (bei ihm wird eine hyperkinetische Störung vermutet)

Ich versuche mir auch mehr Zeit für mich zu nehmen. Sport zu machen, wenn es der Alltag zu lässt. Und vor allem versuche ich zufriedener zu sein und mir schöne Dinge bewusster zu machen. Ich denke, die Therapie wird mir aber auch noch helfen.

Hast du Tipps für andere Mamas?

Sich von Anfang an regelmäßige Auszeiten zu nehmen. Hilfe einzufordern. Eine Mutter muss nicht perfekt sein, auch wenn das heutzutage fast verlangt wird.

Vielen lieben Dank für deine Bereitschaft und Offenheit, mir einige Fragen zu beantworten. Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute. 

Mich würde nun sehr interessieren, welche Erfahrungen ihr mit dem Thema gemacht habt und vor allem auch, ob euch weitere Artikel über Mama Burnout bzw. die Bereiche rundherum interessieren würden?

Was tun wenn man als Mutter nicht mehr kann?

Dazu gehören neben genug Schlaf und gesunder Ernährung vor allem immer wieder Pausen im Alltag zum Krafttanken. Dabei bringen tägliche kleine, konsequent eingehaltene Pausen mehr als ein einziges verlängertes Wellnesswochenende im Jahr, nach dem du eh wieder in den Alltagstrott verfällst.

Was ist das anstrengendste Alter?

«Das erste Jahr ist am anstrengendsten. Zwar schlafen die Babys viel, aber bis sich die Verdauung reguliert und man das Baby besser kennt, vergehen ein paar Monate.

Sind zwei Kinder wirklich so anstrengend?

Läuft das zweite Kind tatsächlich einfach so mit, wie der Volksmund behauptet? Nein, sagt Familienexpertin Romina Brunner. Die zeitliche und emotionale Präsenz ist mit zwei Kindern viel grösser, als mit einem. Besonders bei geringem Abstand zwischen den Schwangerschaften.

Wie schafft man es mit zwei Kindern?

Der neue Alltag mit zweitem Kind – praktische Tipps und Tricks für eine bessere Organisation.
Stillen. Wie werde ich in Ruhe stillen können, wenn das Große grad spielen will oder unbedingt aufs Klo muss? ... .
Tragen. ... .
Bade- und Wickelzeit. ... .
Einschlafrituale. ... .
Beikost. ... .
Wichtig: Geben Sie sich Zeit!.