Der sommer wird gut karl lauterbach

WDR: Das RKI sieht die dritte Corona-Welle zwar als "abgebremst", weist aber darauf hin, dass die Infektionszahlen bei Menschen unter 60 und vor allem bei Kindern zunehmen. Wird dieser Trend zurzeit unterschätzt?

Lauterbach: Das ist tatsächlich ein großes Problem. Wenn die Zahlen bei Kindern und Jugendlichen in den nächsten Wochen steigen sollten, könnte die dritte Welle wieder losgehen. Deshalb müssen wir da sehr vorsichtig sein.

Aber ich glaube, wir haben jetzt eine gute Kombination von Maßnahmen ergriffen: Durch die Notbremse haben wir verhindert, dass zu früh geöffnet wird; durch das doppelte Testen in den Schulen in Kombination mit Wechselunterricht haben wir eine Möglichkeit, zu verhindern, dass dort schlimmste Infektionsketten ausbrechen. Zusammen mit dem Testen in den Betrieben und den abendlichen Ausgangsbeschränkungen haben wir ein gutes Gesamtpaket am Start, das normalerweise reichen müsste, um die dritte Welle in den Griff zu bekommen.

WDR: Die NRW-Landesregierung lockert bereits ab Montag für vollständig Geimpfte und auch Genesene und greift damit einer bundesweiten Verordnung vor. Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen für diese Personen werden aber nicht aufgehoben. Wäre das nicht angebracht?

Lauterbach: Ich finde es falsch, dass sich hier erneut eine Landesregierung versucht, im Alleingang zu profilieren. Das ist zermürbend – die Menschen wollen einheitliche Regeln. Wir werden in dieser Woche im Bund die Rückgabe von Rechten an Geimpfte diskutieren und kommen dann mit einer guten Lösung, die durch Wissenschaftler und den gesamten politischen Sachverstand der Länder vorgetragen wird. Ich verstehe nicht, warum so knapp, bevor wir das tun, erneut eine Einzellösung probiert wird.

Lauterbachs Tweet „Der Sommer wird gut werden“: Ein Mahner gibt sich optimistisch

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Hat als Absender positiver Nachrichten endlich einmal Grund zur Freude: der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.

© Quelle: Oliver Berg/dpa

In diesen Corona-Zeiten prasseln Bewertungen und Nachrichten über den Stand der Pandemie auf uns alle hernieder – auch auf die Journalisten. Diese Meldungen zu validieren, auf Tiefgang hin zu überprüfen oder gleich als nicht zielführend zu verwerfen ist schwierig genug. Aber manchmal gibt es in all dem Grundrauschen auch Botschaften, die aufhorchen und innehalten lassen. So eine hat Karl Lauterbach per Twitter in die Welt entlassen. Und das schafft Vertrauen, meint Daniel Killy.

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Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte und Mediziner, gilt vielen bisher als die Kassandra dieser Pandemie.

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Es waren von ihm immer wieder auch hoffnungsvolle Botschaften mit Blick auf den Sommer 2021 zu hören. Anfang Januar etwa sagte er in der „Süddeutschen Zeitung“, wir würden einen „Supersommer“ bekommen. Und in der RBB-Talkshow „Chez Krömer“ sagte er Ende März, er „hoffe nach wie vor, dass es ein Supersommer wird“.

Doch meist blieb ein anderer Eindruck haften: Wo immer ein Fünkchen Hoffnung zwischen den Wellen eins bis drei und dem Lockdown aufglimmte, wusste es Lauterbach mit einem Blick nach vorn, meist in knappen 280 Twitter-Anschlägen, zum Verlöschen zu bringen.

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Dabei will Karl Lauterbach stets nur seinem Gewissen gefolgt sein. Jede neue Hiobsbotschaft, die er über die Gefahren der Pandemie verbreitete, war als Appell gedacht, weiter durchzuhalten, um das Virus dann schließlich irgendwann final zu bezwingen.

Aus all diesen düsternen Prognosen, von denen etliche sich im Verlauf der Pandemie bewahrheiteten, stach plötzlich – und wirklich unerwartet – eine Twitter-Nachricht heraus: „Diese Zahlen zeigen, wie stark der Impfeffekt wird, wenn 50 Prozent der Bevölkerung eine erste Dosis bekommen haben. Ende Mai wird dies für uns bedeuten, dass die Fallzahlen deutlich unter 50 fallen. Wir sind jetzt in der letzten Runde auf der Schlussgeraden. Der Sommer wird gut werden“, schrieb Lauterbach.

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Da schwang Zuversicht mit, Erleichterung – das sportliche Bild der Marathonläufer, die die letzten 400 Meter ihrer Langstrecke auf der Stadionrunde meistern, das Ziel unmittelbar vor Augen, setzte sich fest. Und vor allem eine Gewissheit: Wer dermaßen konsequent warnt und mahnt, der neigt nicht plötzlich zu leichtfertiger Euphorie. Lauterbach ist zwar gewiss kein Misanthrop, der Freude am Überbringen schlechter Nachrichten hat – viel zu häufig wurde nach seinen Äußerungen schon das Prinzip „Don‘t shoot the messenger“ (Den Boten trifft keine Schuld) missachtet –, doch wenn es die Lage erforderte, sagte er einfach, was zu sagen war.

Jetzt ergab beziehungsweise ermöglichte die Lage es offensichtlich wieder einmal, gut gestimmt in die nähere Zukunft zu blicken. Das macht beim Absender Lauterbach ganz besonderen Mut und hat eine hohe Glaubwürdigkeit – gerade, weil er für Botschaften dieser Art nicht gerade bekannt ist. Auch wenn wieder pessimistischere Äußerungen folgen sollten – dieser Tweet sorgte und sorgt für ein ordentliches Maß an Zuversicht – und hat hoffentlich den Nebeneffekt, dass sich noch mehr Menschen als ohnehin schon für eine Impfung entscheiden werden.