Kann man Kinder taufen lassen wenn man nicht kirchlich verheiratet ist?

Jedes Jahr werden in Deutschland rund 300.000 Kinder getauft, einige davon katholisch, die anderen evangelisch. Was ist aber mit der Taufe, wenn die Eltern weder der einen noch der anderen Kirche angehören, wenn sie konfessionslos sind?

Noch vor einigen Jahren war es zumindest für die katholische Kirche unmöglich, ein Kind zu taufen, wenn die Eltern nicht der katholischen Kirche angehören. In der evangelischen Kirche gab es diese Probleme nicht, hier ist man etwas liberaler. Aber warum lassen Eltern ihr Kind taufen, wenn sie selbst keiner Kirche angehören?

Taufe ja, Kirche nein

Gründe, der Kirche den Rücken zu kehren, gibt es viele. Die Kirchenpolitik ist einer dieser Gründe, einige wollen die Kirchensteuer nicht und verstehen vielleicht unter der Trennung von Kirche und Staat etwas Anderes. Es gibt Eltern, die zwar gläubig sind, aber die Kirche als Institution ablehnen. Sie möchten ihren Kindern das Sakrament der Taufe nicht vorenthalten und ihnen ersparen, später zu Außenseitern zu werden.

Zudem ist es vielen Eltern wichtig, dass der Nachwuchs in eine Konfessionsschule oder eine entsprechende Kita gehen kann. Ein weiterer Grund ist, dass die Eltern die Großeltern nicht enttäuschen wollen und das Kind deshalb taufen lassen.

Was sagen die Kirchen dazu?

Die katholische Kirche ist heute nicht mehr strikt dagegen, Kinder zu taufen, wenn die Eltern nicht der katholischen Kirche angehören. An die Taufe sind allerdings Bedingungen geknüpft, die der Pfarrer den Eltern im sogenannten Taufgespräch nennt. So müssen sich die Eltern verpflichten, das Kind im christlichen Glauben zu erziehen. Entsprechend müssen auch die Paten ausgesucht werden.

Die Regelungen der evangelischen Kirche sind unterschiedlich, je nachdem, um welche Landeskirche es sich handelt. Ist der Pfarrer der Meinung, dass das Kind nur der Oma zuliebe getauft wird oder damit es später in eine konfessionelle Schule gehen kann, dann müssen die Eltern mit einem Nein rechnen. Die evangelische Kirche sieht die Taufe ebenfalls als Sakrament an, aber sie legt den Eltern, die keiner Konfession angehören, relativ wenige Steine in den Weg.

Wie sieht es mit den Paten aus?

Darf ein Katholik Pate für ein Kind sein, was evangelisch getauft wird? Viele Paten denken eher über individuelle Geschenke zur Taufe nach, als sich darüber Gedanken zu machen, ob sie als Paten überhaupt infrage kommen. Trotzdem sollten die Paten darüber nachdenken, wie sie zum Glauben stehen. Einfacher ist es, wenn die Paten in der Kirche sind, denn nach den Richtlinien der Kirchen müssen die Paten und die Eltern dem Täufling den Glauben auch vermitteln.

Bei einer Taufe in der katholischen Kirche dürfen die Paten nicht jünger als 16 Jahre alt sein, in der evangelischen Kirche liegt die Grenze bei 14 Jahren. Die evangelische Kirche erlaubt auch katholische Paten, umgekehrt ist dies schon etwas schwieriger und vom jeweiligen Pfarrer abhängig.

Selbst wenn die Eltern keiner Kirche angehören und keine Kirchensteuer zahlen, was den kirchlichen Teil angeht, ist eine Taufe in der Regel nicht mit Kosten verbunden. Wer die Kirche allerdings für diesen besonderen Tag mit Blumen oder einer anderen Dekoration schmücken möchte, muss das selbst bezahlen. Über eine kleine Spende freut sich übrigens der katholische Pfarrer ebenso wie sein evangelischer Kollege.

Heiraten in Weiß, in einer schönen Kirchen und dem Segen Gottes: Davon träumen einige Brautpaare - obwohl sie aus der Kirche ausgetreten sind.

Bildrechte: Designerstück/Julia Müller

Schlagwörter
  • Kirchenaustritte 86
  • Taufe 34
  • Hochzeit 174
  • Trauung 24
  • Kirche 3607
  • Beerdigung 128

Kann man Kinder taufen lassen wenn man nicht kirchlich verheiratet ist?

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Heiraten in Weiß, in einer schönen Kirchen und dem Segen Gottes: Davon träumen einige Brautpaare - obwohl sie aus der Kirche ausgetreten sind.

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  • Kirchenaustritte 86
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  • Hochzeit 174
  • Trauung 24
  • Kirche 3607
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Heiraten in Weiß, in einer schönen Kirchen und dem Segen Gottes: Davon träumen einige Brautpaare - obwohl sie aus der Kirche ausgetreten sind.

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> Kultur >Sind trotz Kirchenaustritt Taufe und Trauung möglich?

Sind trotz Kirchenaustritt Taufe und Trauung möglich?

In einer romantischen Kirche heiraten, die Kinder taufen lassen oder sich mit einer kirchlichen Bestattung auf die letzte Reise machen: Das wünschen sich auch Menschen, die längst aus der Kirche ausgetreten sind. Aber geht das überhaupt?

Von

Kann man Kinder taufen lassen wenn man nicht kirchlich verheiratet ist?
Barbara Weiß

Es kommt nicht täglich vor. Aber es passiert hin und wieder, dass Eltern ihr Kind taufen lassen wollen, obwohl sie beide – Vater und Mutter – aus der katholischen Kirche ausgetreten sind, berichtet Dekan David Theil, katholischer Pfarrer in München Schwabing.

Taufe grundsätzlich möglich, wenn Eltern nicht mehr in der Kirche sind

Kirchenrechtlich brauche es für die Taufe einen Elternteil, der zur Kirche dazu gehört, und wenn beide nicht mehr dazu gehören, dann brauche es einen Paten, der in der Kirche ist, erklärt Pfarrer Theil. Den finde man seiner Erfahrung nach auch immer. "Also ist es grundsätzlich möglich", fasst er zusammen. Er taufe das Kind auch gerne, gibt aber zu bedenken, "was das heißt, dass das Kind zu einer Kirche gehört, zu der man dann nicht mehr gehört".

Hochzeit in der Kirche: Geht es um den Ort oder den Segen?

Auch heiraten in Weiß, vor dem Altar, das wünschen sich manche nach dem Kirchenaustritt. Karsten Schaller ist evangelischer Pfarrer bei der Service-Stelle Segen. Vor rund zwei Jahren hat die bayerische Landeskirche dieses Angebot geschaffen, um Menschen zu beraten, die eine Hochzeit, Taufe oder Bestattung planen. "Also manchmal wenn die Leute mit Ansprüchen kommen, wir sind nicht mehr in der Kirche, aber wir wollen die super Hochzeitskirche, dann können wir nicht alle Wünsche erfüllen", sagt Pfarrer Schaller. Das wäre auch schwierig anderen Menschen zu vermitteln. "Manchmal ist es auch wichtig zu fragen, um was geht es ihnen - um den Segen oder nur um den Ort."

Den Segen Gottes verweigern will Karsten Schaller niemandem. Viele Angebote der Servicestelle richten sich deshalb nicht mehr nur gezielt an Kirchenmitglieder. Segen für Ruheständler, Schulanfänger und Singles zum Beispiel. Und auch auf katholischer Seite ist man heute viel offener als noch vor Jahren. Was aber nicht mit der gestiegenen Zahl der Ausgetretenen zu tun hat.

"Seit Papst Franziskus hat sich etwas Entscheidendes verändert. Wir haben keine Angst mehr. Und das war in den Vorgängerpontifikaten anders. Da wurde ja zur Denunziation geradezu aufgerufen. Und jeder hat sich bemüßigt gefühlt, nach Rom zu melden, wenn irgendetwas nicht rechtsgläubig ist." Pfarrer David Theil

Beim Begräbnis zwischen Wünschen der Trauernden und des Toten abwägen

Papst Franziskus habe ihn ermutigt, mit den Menschen gemeinsam zu schauen, was Sinn mache und was möglich sei, sagt Theil. Nicht nach Vorgaben und Richtlinien, sondern mit pastoraler Klugheit solle er als Seelsorger im Einzelfall entscheiden. Gerade bei Beerdigungen sei das wichtig, wenn Angehörige ein Begräbnis wünschen für einen Ausgetretenen. Da müsse man abwägen zwischen den Bedürfnissen der Trauernden und des Toten. "Wenn der irgendwo geäußert hat, ich trete aus der Kirche aus und möchte an meinem Grab keinen Vertreter der Amtskirche sehen, dann würde ich es nicht tun oder nicht in priesterlicher Kleidung tun", sagt Pfarrer Theil. Er setze sich nicht über den Willen des Verstorbenen hinweg.

Auch auf eines weist Pfarrer Theil hin: Die Dienste der Kirchen können nur gewährleistet werden durch die Solidargemeinschaft der Gläubigen - sprich in Deutschland durch die Kirchensteuerzahler. Messner, Organist, Pfarrer, Kirchenraum schmücken, all das kostet Geld. Auf diese Solidargemeinschaft greife man sehr selbstverständlich zurück, obwohl man sie aufgekündigt hat: "Das sage ich schon, nicht böse, aber um der anderen Willen, die treu ihre Kirchensteuer zahlen."

Keine Patenschaft für Ausgetretene

Was nach einem Kirchenaustritt allerdings nicht geht: Die Patenschaft für eine Taufe oder Konfirmation dürfen aus der Kirche Ausgetretene nicht übernehmen. Und wer vor dem Austritt ein Patenamt übernommen hat, kann das im kirchlichen Sinne nicht mehr erfüllen. Aber die besondere Beziehung zum Patenkind als Freund und Lebensbegleiter kann natürlich jeder weiter persönlich ausgestalten und pflegen.

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Kann ein uneheliches Kind getauft werden?

Würde nichtehelich geborenen Kindern die Taufe künftig verwehrt, hätte das für die ohnehin von Auszehrung befallene evangelische Kirche (1980: 119 800 Austritte) spürbare Folgen: Allein 1980 sind 7458 unehelich geborene Säuglinge evangelisch getauft worden.

Was kostet es sich taufen zu lassen?

Was kostet eine Taufe? Für Kirchenmitglieder ist eine Taufe in ihrer Gemeinde kostenlos. Wer im Anschluss eine Familienfeier ausrichtet, muss deren Kosten tragen.

Was muss ich tun wenn ich mein Kind taufen lassen will?

Wo melde ich mein Kind zur Taufe an? Zur Taufe anmelden müsst ihr euer Kind im Pfarr- oder Gemeindebüro der gewünschten Gemeinde, die ihr übrigens frei wählen könnt. Die Anmeldung muss persönlich geschehen und kann nicht von einem Stellvertreter übernommen werden.

Kann ich meine Kinder taufen lassen?

Viele Eltern entschließen sich dazu, ihr Kind während des ersten Lebensjahres taufen zu lassen. Im Grunde ist aber eine Taufe jeder Zeit möglich. Es können also auch Erwachsene getauft werden.