Wann geht eine Freundschaft zu Ende?

Es verging kaum eine Nacht, in der ich nicht von uns träumte. Dabei gehöre ich zu diesen Menschen, die sich nur selten an ihre Träume erinnern. In diesen Träumen ziehen wir durch die Straßen, nippen an unseren Kaffeebechern, halb scherzend, halb streitend über Belanglosigkeiten und ihr Verhältnis zum Ernst des Lebens. Da sitzen wir auf Holzpaletten, teilen uns eine Decke und wärmen uns an der Feuerstelle im Garten. In einem anderen dann trinken wir Pfefferminzschnaps auf einer Hochzeit im August. Aus diesem Traum erwache ich, in kalten Schweiß gebadet. Es ist schon elf, und ich habe Sehnsucht.

Wann geht eine Freundschaft zu Ende?

Wenn eine romantische Beziehung endet, dann ist das ein schmerzhafter Einschnitt im Leben der Liebenden. Man trennt sich, teilt Hab und Gut, vielleicht sogar Kinder auf, zieht aus. Kollegen und Freunde haben Verständnis, spenden ein offenes Ohr und Trost. Manch einem zieht der Liebeskummer den Boden unter den Füßen weg. Manche kommen nie wieder auf die Beine. Unsere Gesellschaft gibt Liebeskummer nach einer Trennung viel Raum und Verständnis, denn wir alle können das Gefühl nachvollziehen. Aber was, wenn es nicht unser Partner ist, von dem wir uns trennen, sondern ein Mensch, zu dem wir zwar eine platonische, aber nicht weniger intensive Beziehung gepflegt haben? Wenn sich gute, gar beste Freunde trennen, dann reißt das eine mitunter noch größere Lücke in unser Leben – doch sie ist unsichtbar.

Im Deutschen gibt es kein Wort, das den Akt des Entfreundens beschreibt. Sprechen wir von einer Trennung, dann denken wir immer an das Ende einer romantischen Liebe. Auf sie folgt in logischer Konsequenz der Liebeskummer, der uns dazu bringt, unseren Schmerz in Wein und Tränen zu ertränken. Um die Häuser zu ziehen, Bilder zu verbrennen und unsere Wut in der Badewanne hinauszuschreien. So eine Trennung verläuft in Phasen. Auf die anfängliche Trauer folgt Wut, dann (hoffentlich) Akzeptanz und Einsicht, irgendwann Heilung. Und am Ende schafft man es vielleicht, mit dem Ex-Partner so etwas wie eine Freundschaft aufzubauen, falls man einander vorher nicht in einem Rosenkrieg zerstört hat.

Freundschaften enden leise

Freundschaften hingegen enden leise. Denn Menschen entwickeln sich weiter, ändern ihre Gewohnheiten und Interessen. Sie wechseln den Job oder ziehen in eine andere Stadt. Die einen kriegen Kinder, die anderen nicht. Die allermeisten Freundschaften enden nicht mit einem großen Knall, sondern verkümmern jämmerlich. Und am Ende gilt es eine Lücke zu füllen, für die man nicht mal ein Wort hat.

Die Pandemie tut ihr Bestes, um solche Dynamiken zu befeuern. Der Spaß an virtuellen Spiele- und Weinabenden ist uns längst vergangen. Stattdessen sitzen wir allein daheim und kämpfen mit den ganz persönlichen Folgen, die diese Pandemie für uns hat. Was fehlt, sind die Umarmungen, das Klirren der Gläser, die Schnappatmung nach einem Lachanfall. Meinungsverschiedenheiten, Enttäuschung und unterdrückte Wut – sie alle wiegen so viel schwerer, wenn sie bloß über den Messenger kommuniziert werden, mit vielen Kilometern dazwischen. Und was soll man sich auch erzählen, wenn so rein gar nichts passiert?

Den Schlussstrich unter einer gescheiterten Liebesbeziehung zu ziehen, fällt oft leichter, als eine langjährige Freundschaft aufzugeben. Das ist unangenehm, das tut sogar weh. Egal wie alt man ist. Leider sind nicht alle Freundschaften für die Ewigkeit gemacht. Es muss nicht einmal einen großen Krach gegeben haben. Man entwickelt sich in verschiedene Richtungen, man hat keine Gemeinsamkeiten mehr. Wenn keine Basis mehr besteht, dann ist es vielleicht an der Zeit die Freundschaft aufzulösen.

Durchschnittlich haben die Deutschen nach eigenen Angaben 3,7 enge Freunde und Freundinnen. Elf weitere Menschen zählen sie zum größeren Freundeskreis. Grundsätzlich sind Freundschaften etwas Wertvolles und sollten auch so behandelt werden. Doch manchmal hat die Freundschaft auch ein Ende.

Wenn man mit dem Gedanken spielt eine Freundschaft zu beendet, dann ist es wichtig sich vor Augen zu führen, was einem in einer Freundschaft wichtig ist. Dann zeigt sich sehr schnell, ob die Verbindung diese Kriterien erfüllt. Was macht eine Freundschaft denn grundsätzlich aus? Respekt und Toleranz ist wichtig. Sonst droht das Gleichgewicht zu kippen und einer von beiden wird zum Fußabtreter des anderen. Das Verständnis, dass eine Freundschaft Geben und Nehmen ist und so beide Seiten profitieren. Freundschaften wollen gepflegt werden. Ja, das erfordert Einsatz und Energie. Freunde erkennt man oft in der Not. Daher ist Verlässlichkeit wichtig. Bleiben Geheimnisse eben auch geheim? Ist der andere da, wenn es mir mies geht? Holt er mich nachts um zwei Uhr von der Raststätte ab? Auch wenn die Raststätte in Portugal ist? 

Wie so oft, ist das Gespräch der beste Weg. "Schluß machen" in dem man den anderen ghostet oder Orbiting betreibt ist ein No-Go. Die Fairness sollte hier eine Hauptrolle spielen, immerhin waren Sie einmal sehr gut befreundet und haben wichtige Meilensteine, gute und schlechte Zeiten geteilt. Die Freundschaft, die Ihnen einmal wichtig war, sollte mehr Wert sein als eine Nachricht via Whats App oder über Facebook.

Wie lange hält in der Regel eine Freundschaft?

Von den Personen, die ein Mensch zu seinem Freundeskreis zählt, sind nach sieben Jahren die Hälfte verschwunden. Tröstlich: Es kommen ebenso viele neue hinzu. Zu diesem Schluss kommt der Soziologe Gerald Mollenhorst von der holländischen Universität Utrecht.

Wann verliert man Freunde?

Eine finnisch-britische Studie zeigt, ab welchem Alter wir genau beginnen, Freunde zu verlieren: Mit 25 Jahren. Die Forscher der Aalto Universität und der Oxford Universität nennen dieses Alter einen „Wendepunkt“ in unserem Leben.

Warum gehen Freundschaften zu Ende?

Viele Freundschaften gehen auseinander, weil wir einfach nicht mehr genug Zeit haben. Beide oder einer ist gestresst und schafft es nicht mehr, das Nötige aufzubringen, um die Beziehung konstant am Leben zu erhalten. Hier stellt sich die große Frage, wie sehr die Zeit überhaupt eine Rolle spielt.

Wie gehen Freundschaften kaputt?

In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid wurden mehr als 1.000 Menschen dazu befragt, in welchen Fällen sie selbst eine Freundschaft beenden würden: den Partner ausspannen oder es versuchen: 66 Prozent. in einer Notsituation hängen lassen: 56 Prozent. hinter dem Rücken schlecht reden: 53 Prozent.