Ein Erbgutvergleich soll enthüllen, warum nicht jede Mücke in Afrika als Malaria-Überträger taugt. Die Resultate geben eine vielschichtige Antwort. © CDC / James Gathany (Ausschnitt) Stechmücken der Gattung Anopheles sind als Überträger der Malaria derart gefürchtet, dass sie gelegentlich als die tödlichsten Tiere überhaupt eingestuft werden. Immerhin sterben an der gefährlichsten Tropenkrankheit deutlich mehr als eine halbe Millionen Menschen jährlich. Allerdings ist Mücke nicht gleich Mücke: Nur rund 60 der 400 Anopheles-Arten überträgt die Plasmodium-Parasiten. Dafür sind auch die unterschiedlichen Gene der Tiere verantwortlich, spekulieren Forscher – und machten sich auf die Suche nach genetischen Ursachen, die eine Mücke zum Parasitenüberträger machen kann. Dazu verglich ein internationales Team von Wissenschaftlern in zwei Studien nun das Erbgut von insgesamt 16 Anopheles-Stechmücken sowie einer Taufliege als Außenseiter. Dabei zeigte sich zunächst, dass Anopheles eine Art Schnellkochtopf der genetischen Evolutionsprozesse ist: In der Gattung verändern sich Gene rund fünfmal schneller als etwa in Taufliegen. Das gibt Selektionsprozessen mehr Material; aus einer rascher entstehenden großen Bandbreite von genetischen Varianten werden sich in kürzerer Zeit besser an die Bedingungen angepasste Formen durchsetzen. Zudem tauschen die Arten Gene untereinander aus: der als Introgression bezeichnete Prozess sorgt dafür, dass der Genpool einer Art rasch den einer zweiten beeinflusst wird. So verändert sich das Erbgut viel schneller als durch bloße Mutation. All dies sorgt dafür, dass sich zum Beispiel Resistenzen gegenüber Insektiziden rasch auch zwischen Arten verbreiten – oder auch Resistenz- oder Toleranzgene der Mücke gegen den Malariaparasiten. Was Anopheles-Arten zum gefährlichen Malaria-Vektor macht, ist auch nach der Vergleichsstudie allerdings weniger eindeutig: Offenbar müssen viele genetische Faktoren sich dabei ergänzen. So spielen offenbar Gene eine Rolle, die für bestimmte Inhaltsstoffe im Speichel kodieren; aber auch Immungene, die den Blutsauger gegenüber den Parasiten robust machen. Zudem sei aber wohl auch gene wichtig, die ökologische und verhaltenspezifische Eigenschaften beeinflussen und – zum Beispiel – den Top-Überträger Anopheles gambiae befähigen, in bestimmten Malariagebieten Afrikas besser zu überleben und schneller zu brüten als Konkurrenten. Malaria tötet in Afrika jährlich Hunderttausende - vor allem auf dem Land. Nun verbreitet sich auch in Städten eine asiatische Mücke, die Malaria übertragen kann. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte bereits 2019 vor der Ausbreitung der Moskitoart Anopheles stephensi gewarnt. Vor 2011 war die Mücke vor allem in Indien, einigen Ländern Südostasiens und großen Teilen der Arabischen Halbinsel zu finden. Dann aber tauchte sie auch in Dschibuti, Äthiopien, Sri Lanka und dem Sudan auf. Die Art sei sehr anpassungsfähig und könne extrem hohe Temperaturen in der Trockenzeit aushalten, in der die Übertragung von Malaria typischerweise stark sinkt. Laut einer neuen Studie breitet sich die neue Mücken-Art seit einigen Jahren in Städten am Horn von Afrika aus. Dies könnte zu einem rasanten Anstieg von Malaria in afrikanischen Städten führen. Wissenschaftler aus Äthiopien und den Niederlanden fanden heraus, dass diese Mücke sehr anfällig für die örtlichen Malaria-Arten ist. Effektiver Malaria-Verbreiter"Dieser Moskito scheint ein extrem effizienter Verbreiter der zwei Hauptspezies von Malaria zu sein", sagt Ko-Autor Teun Bousema von der Universitätsklinik im niederländischen Nijmegen. Deshalb könnte sich die Tropenkrankheit zunehmend in Städten in Äthiopien und andernorts in Afrika ausbreiten, warnen die Forscher im Fachblatt "Emerging Infectious Diseases". Der Krankheitserreger wird durch den Stich von Mücken übertragen, die in Wasser brüten, etwa in Pfützen. Allerdings war die Gefahr einer Ansteckung in Städten bislang meistens geringer als auf dem Land, da in Städten die Wohnverhältnisse oftmals besser sind und die Moskitos weniger Brutstätten finden. Das könnte sich mit Anopheles stephensi ändern, denn diese Art kann sich besonders gut in Behältern mit sauberem Wasser vermehren, heißt es in der Studie. Die Mücken wurden demnach in gut 75 Prozent der untersuchten Wasserquellen in der äthiopischen Stadt Awash Sebat Kilo gefunden. Corona-Pandemie behindert auch Kampf gegen MalariaDie Ausbreitung einer weiteren Stechmücke, die Malaria übertragen könne, in Ostafrika, noch dazu in Städten, sei "besorgniserregend", sagte der Vorstandsvorsitzende des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, Egbert Tannich. Allerdings gebe es andere Mücken, die Malaria besser übertragen würden. Zudem verwende Anopheles stephensi nicht immer Menschen als Wirt, sondern auch Tiere. Man müsse nun systematisch untersuchen, wie weit die Mücke in Städten Ostafrikas verbreitet ist, betonte Tannich.
Moskitonetze sind vielerorts der einzige Schutz gegen die gefährlichen Steckmücken Sollten diese Moskitos tatsächlich zu einem Anstieg an Malaria in Städten führen, wären das "sehr schlechte Nachrichten", sagte Benjamin Djoudalbaye, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten bei der Kommission der Afrikanischen Union (AU). "Es wäre ein großer Rückschlag für unsere Bemühungen, Malaria in den Griff zu bekommen." Die AU, der alle Staaten Afrikas angehören, hat sich zum Ziel gesetzt, Malaria auf dem Kontinent bis 2030 auszurotten. Der Erstautor der Studie, Fitsum Tadesse vom Armauer Hansen Research Institute in Äthiopien, mahnte, nur schnelles Handeln könne die Ausbreitung der Mücke in andere Städte des Kontinents verhindern. Man müsse gegen die Larven vorgehen und die Verbreitung der Moskitos über große Distanzen, etwa via Flughäfen und Seehäfen, unterbinden. "Sollte das scheitern, wird das Risiko von Malaria in städtischen Gebieten in großen Teilen Afrikas steigen." af/fs (dpa)
Welche Mücke löst Malaria aus?Anopheles coluzzi. Nur diese Mückenart besitzt eine Variante des TEP1-Gens, die sie vor der Infektion mit dem Malaria-Parasiten schützt. Der Malaria-Erreger Plasmodium wird von Mücken auf den Menschen übertragen.
Welche Mücke überträgt Gelbfieber?Malaria, Gelbfieber, Japanische Enzephalitis, Dengue-Fieber, Zika-Infektion, West-Nil- Fieber - all diese Krankheiten überträgt die Stechmücke. Sie ist daher tödlicher als jedes andere Tier auf der Welt: Jedes Jahr fordern Stechmücken mehr als 550.000 Todesopfer.
Wo gibt es die AnophelesDie weiblichen Mücken ernähren sich durch Blutsaugen und können dabei den Malariaerreger von einem Menschen auf einen anderen übertragen. Sie werden daher auch als Vektor bezeichnet. Anopheles-Mücken leben hauptsächlich in tropischen und subtropischen Gegenden.
Wer ist der Überträger der Malaria?Ein kleiner Stich, der tödlich sein kann: Malaria wird durch die weibliche Anopheles-Mücke übertragen. Die Mücke ist der Wirt für die kleinen einzelligen Parasiten, die Malaria auslösen. Durch den Stich der Mücke gelangen die Parasiten in die Blutbahn des Menschen und vermehren sich dort.
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