Wie viel Liter Wasser braucht eine Zigarette?

Sie gehören fast selbstverständlich zum Anblick in unserer Umgebung: herumliegende Zigarettenstummel. Doch was für viele eine Kleinigkeit ist, summiert sich im Ganzen auf die unglaubliche Zahl von 4,5 Billionen jährlich weggeworfener Kippen. Bei der Belastung der Umwelt durch Abfall spielen Zigarettenstummel damit zahlenmäßig die größte Rolle weltweit.

Bis zu 4.000 schädliche Stoffe sind in einer Zigarettenkippe zu finden. Sie machen die kleinen Zigarettenreste zu Sondermüll, der keineswegs harmlos ist. So kann eine einzige Kippe mit ihrem Mix aus Toxinen zwischen 40 und 60 Liter sauberes Grundwasser verunreinigen oder das Pflanzenwachstum negativ beeinflussen. Beide Bestandteile eines Zigarettenstummels sind umweltschädlich: der Filter und der Tabakrest. Zigarettenfilter werden von vielen als harmlose Baumwollstückchen angesehen. Sie bestehen aber aus Celluloseacetat, das ein schwer abbaubarer Kunststoff ist. Es dauert viele Jahre, bis die Filter zerfallen.

Über die Tabakreste in Zigarettenkippen wird Nikotin freigesetzt, ein toxisches Alkaloid, das die Umwelt noch mehr schädigt, als die Filter. Außerdem enthalten herkömmlich hergestellte Zigaretten Dutzende chemische Zusatzstoffe, bis zu 10 Prozent des „Tabaks“ bestehen daraus. Sie sollen die Aufnahme des Nikotins und seine Wirkung im Körper verstärken - dass sie damit auch die „Nebenwirkungen“ in der Umwelt verstärken, ist klar.

Beinahe an jedem Ort des Planeten findet man Zigarettenstummel. Sie beeinflussen das Leben von Mensch, Tier und Pflanze. Man fand sie sogar im Magen-Darm-Trakt von Fischen, Vögeln, Walen, Meeresschildkröten und Landsäugetieren. Allein im Süßwasser dauert es 15 Jahre, bis sie vollständig zerfallen, Meeresschutzorganisationen gehen sogar von bis zu 400 Jahren aus. Bei jährlich 4,5 Billionen (4.500.000.000.000!) neuen Zigarettenstummeln summiert sich das zu unvorstellbaren Summen an Schadstoffen, die auf unsere Umwelt einwirken.

mare-mundi und Naturschutzbund appellieren deshalb an alle Raucher, ihre Zigarettenreste nur in dafür vorgesehene Behälter zu entsorgen. „Fehlende Aschenbecher sind keine Ausrede für weggeworfene Zigarettenstummel. Die sorgfältige Entsorgung der Kippen muss so selbstverständlich werden wie die Verwendung von Besteck beim Essen. Wenn keine Aschenbecher vorhanden sind, können aber die sogenannten ‚Taschenbecher’ wertvolle Dienste leisten“, sagt Robert Hofrichter, der Initiator des Projektes.

In Zigaretten sind über 7000 Schadstoffe enthalten, wovon nachweislich 50 Kanzerogene (also krebserregende Substanzen) sind. Diese Stoffe sind nicht nur gefährlich für den Rauchenden, sondern führen auch zu Schäden in der Umwelt.

Die Filter einer Zigarette haben, wie der Name verrät, die Funktion einen Großteil der Giftstoffe herauszufiltern, d.h. dieser Teil bleibt in den Fasern hängen und sammelt sich dort hochkonzentriert an. Sobald die benutzten Filter dann mit Wasser in Berührung kommen, lösen sich die Stoffe und treten in das Wasser und letztlich in die Umgebung über.

Besonders schnell löst sich das Nervengift Nikotin: Nach nur einer halben Stunde in einer Pfütze hat sich bereits etwa die Hälfte des Nikotins im Wasser gelöst. So kann eine einzelne Zigarettenkippe eine Menge von 1000 Litern Wasser mit Nikotin verseuchen und vergiftet damit den Lebensraum für kleine Wassertiere, wie z.B. Wasserflöhe. Gerade in urbanen Gebieten ist die Nikotin-Belastung besonders hoch: Studien haben eine bis zu 60-fach höhere Konzentration im Oberflächenabfluss festgestellt. Diese Auswirkungen von Nikotin auf die Umwelt wurden bereits in den 70er Jahren ersichtlich, als das Gift noch in der Landwirtschaft als Insektizid verwendet wurde, um Insekten und Schädlinge auf den Äckern zu töten. Die Folgen des Nikotineinsatzes wurden in der Umwelt und sogar in dem angebauten Gemüse nachgewiesen.

Darüber hinaus bestehen die Filter nicht wie vielfach angenommen aus Papier, das schnell verrottet. Konventionelle Zigarettenfilter werden aus Zellulose-Acetat hergestellt – einem Kunstsoff. Die Zerfaserung dieses Materials in kleinste Plastikpartikel kann viele Jahre dauern und trägt in letzter Konsequenz zur Belastung der Meere durch Mikroplastik bei. Rückstände des Kunststoffes, der überwiegend für die Herstellung von Zigarettenfilter verwendet wird, wurde sogar schon von Forschern im arktischen Meereis nachgewiesen.

Eine Studie versucht, die Umwelt- und Klimabelastung durch die jährlich 6 Billionen produzierten Zigaretten abzuschätzen

Raucher gefährden nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch die derjenigen, die den Rauch einatmen müssen. Nach der WHO ist Tabakkonsum für jährlich 7 Millionen Tote verantwortlich, Rauchen ist die größte Ursache für einen vermeidbaren Tod. Aber die Lust am Nikotin mit seinen Emissionen belastet auch den Planeten, rechnet eine Studie von Wissenschaftlern des Imperial College London vor, die anlässlich eines Treffens zum Abkommen über Tabakkontrolle der WHO in der Zeitschrift Environmental Science&Technology veröffentlicht wurde. Es liegt auf der Hand, dass der Bericht, der angeblich erstmals den erheblichen Einfluss der Tabakindustrie auf die Umwelt systematisch darstellt, dafür sorgen soll, dass weniger geraucht und Zigaretten hergestellt werden.

Die präsentierten Zahlen sind in der Tat drastisch. 2014 wurden 6 Billionen Zigaretten in 500 Fabriken hergestellt. Sie produzierten 6,48 Megatonnen getrockneten Tabak und 32,4 Megatonnen grüne Tabakblätter. Für den Anbau und die Herstellung wurden 2200 Megatonnen Wasser, 5,3 Millionen Hektar an Anbaufläche, 62,2 Gigajoules Energie und 27,2 Megatonnen Material verwendet. Neben den Zigaretten entstanden 25 Megatonnen feste Abfälle, 55 Megatonnen Abwasser und 84 Megatonnen CO2-Emissionen.

Für eine Zigarette werden 3,7 Liter Wasser und an fossilen Treibstoffen 3,5 Gramm Öläquivalent verbraucht, zur Klimaerwärmung tragen 14 Gramm CO2-Äquivalent bei. Das Trocknen der Tabakblätter ist energieintensiv, meist wird dazu Kohle oder Holz verbrannt. Und ein Raucher, der 50 Jahre lang täglich 20 Zigaretten raucht, soll für den Verbrauch von 1,4 Millionen Liter Wasser verantwortlich sein.

Folgen sind: "Verstärkung des Klimaerwärmung durch Energie- und Treibstoffverbrauch, Verbrauch von Wasser und Boden und Versauerung der Umwelt. Der globale Anbau erfordert erhebliche Landnutzung, Wasserverbrauch, Pestizide und Arbeitskraft - alles begrenzte Ressourcen, die man besser nutzen könnte." Der Anbau von Tabak erfordert große Mengen an Pestiziden und Insektiziden, aber auch an Dünger, heißt es in einem WHO-Bericht von 2017. Für den Anbau werden Wälder gerodet und wird Holz benötigt. Dazu wird Tabak in Monokulturen angebaut. Beobachtet wurde in der Folge auch die Entstehung von Wüstegebieten. Allerdings könnte man auch sagen, dass der Beitrag zu den CO2-Emissionen relativ geringfügig ist. Die veranschlagten 84 Megatonnen stellen gerade einmal 0,2 Prozent der globalen Emissionen dar.

Verdacht auf Einseitigkeit

Andere menschliche Gepflogenheiten sind individuell nicht schädlich wie der Tourismus, haben aber auf Klima und Umwelt einen verheerenden Einfluss, was Wasser- und Landverbrauch, Bodenversiegelung und Bauten, Verkehr und Verkehrsinfrastruktur etc. anbelangt. Die mittlerweile weltweit größte Industrie, die die Erde umpflügt, findet gegenüber Lastern wie Rauchen wenig Beachtung und noch weniger Appelle, doch endlich damit aufzuhören, höchstens gibt es Empfehlungen für einen "nachhaltigen Tourismus".

Das könnte auch daher rühren, dass Wissenschaftler selbst der Klasse der unentwegt Reisenden angehören, während die Klasse der Natur- und Klimaschützer zwar gesund leben mag, aber gerne mehrmals im Jahr in den Urlaub fährt. Dabei werden die Gastländer des Massentourismus umgebaut und für manche ihrer Bewohner, die nicht direkt davon profitieren, unwirtlich, was durch den wachsenden Widerstand der einheimischen Bevölkerung demonstriert wird.

Kippen sind auch toxisch für die Umwelt

Aber zurück zum Tabak und den Rauchern. Die verbrennen, wie die Autoren des Berichts sagen, buchstäblich und metaphorisch die Ressourcen ärmerer Länder. Fast 90 Prozent der Tabakproduktion ist in den Entwicklungsländern angesiedelt. Unter den 10 größten Tabak produzierenden Ländern Pakistan, Simbabwe und Malawi sind 9 Entwicklungsländer. Die größten Anbauländer sind China, Brasilien und Indien, die man aber kaum mehr als Entwicklungsländer bezeichnen kann.

Nicht nur der Anbau, auch der Konsum hat sich von den reicheren zu den ärmeren Ländern verschoben. China ist das Land, in dem am meisten geraucht wird. Hier werden 3 Millionen Tonnen Tabakblätter auf 1,5 Millionen Hektar Anbaufläche geerntet. Für den Anbau sind große Mengen an Wasser erforderlich, während in einigen Regionen gleichzeitig Wasserknappheit herrscht und 134 Millionen Menschen unterernährt sind.

Nach dem Bericht ist der Anbau von Tabak im Vergleich zu anderen Agrarprodukten wenig effizient. So könnten etwa in Simbabwe auf einem Hektar nur 1-1,2 Tonnen Tabak geerntet werden, aber 20 Tonnen Kartoffeln. Zudem würde es beim Tabakanbau häufiger Kinderarbeit geben.

Aber auch die Kippen, die von Rauchern überall auf den Straßen, in der Natur, an den Stränden hinterlassen werden, sind nach der WHO-Studie nicht zu vernachlässigen. Jedes Jahr landen 340 bis 680 Millionen Kilogramm an Tabakprodukten in der Umwelt. Sie enthalten über 7000 toxische Substanzen, darunter krebserzeugende Stoffe, die sich in der Umwelt und in den Gewässern und im Grundwasser anhäufen. Weggeworfene Kippen setzen neben Nikotin u.a. auch Arsen und Schwermetalle frei. . (Florian Rötzer)

Wie viel Wasser verbraucht eine Zigarette?

Für eine Zigarette werden 3,7 Liter Wasser und an fossilen Treibstoffen 3,5 Gramm Öläquivalent verbraucht, zur Klimaerwärmung tragen 14 Gramm CO2-Äquivalent bei. Das Trocknen der Tabakblätter ist energieintensiv, meist wird dazu Kohle oder Holz verbrannt.

Wie viel Wasser braucht eine Tabakpflanze?

Beim Gießen der Tabakpflanze ist Disziplin gefragt – ihr Wurzelballen sollte niemals austrocknen, ihr Wasserbedarf ist sehr hoch. Das Substrat im Topf beziehungsweise die Erde an der Pflanzstelle ist im Idealfall dauerhaft feucht. Im Sommer können durchaus zwei Wassergaben pro Tag nötig sein.

Wie umweltschädlich sind Zigaretten?

Tabak verursacht laut Weltgesundheitsorganisation weltweit große Umweltschäden. Bei der Herstellung fallen jährlich 84 Millionen Tonnen CO2 an, Billionen Zigarettenstummel landen in der Natur. Zudem besetzt die Pflanze wichtige Ackerflächen.

Wie viel CO2 stößt eine Zigarette aus?

Forschende des Imperial College London haben in einer Studie kalkuliert, dass auf eine Zigarette rund 14 Gramm CO₂-Äquivalent kommen. Der ausgestoßene Rauch besteht aus diversen chemischen Bestandteilen.