Wie viel Russen gibt es in Deutschland?

Welche Medien nutzt die russische Diaspora in Deutschland? Welche Rolle spielen sowohl deutsche als auch russischsprachige Medien für die Identitäts- und Gemeinschaftsbildung der russischen Diaspora…

Was bedeutet es für russlanddeutsche Jugendliche, wenn sie nicht selbstverständlich als Deutsche und damit fraglos als der Gemeinschaft Zugehörige wahrgenommen werden? Wie gehen sie mit solchen…

Im Zuge der Aussiedlermigration kamen in den 1990er und 2000er Jahren viele Kinder und Jugendliche aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland. Dieser Beitrag versucht zu erklären,…

In den 1990er und Anfang der 2000er Jahre migrierten sogenannte "jüdische Kontingentflüchtlinge" aus der Sowjetunion in die Bundesrepublik Deutschland. Wie kam es zu der jüdischen Migration? Was…

Die meisten Russlanddeutschen kamen vor über 25 Jahren aus Russland, Kasachstan und Kirgistan nach Deutschland. Welche Bedeutung haben die alten Heimatorte für sie heute? Wie intensiv werden dorthin…

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion siedelte die Mehrheit der Russlanddeutschen in die Bundesrepublik aus. Einige Hunderttausend leben nach wie vor in der Russischen Föderation. Warum bleiben sie…

Die August-Hermann-Francke-Schulen im Kreis Lippe (Nordrhein-Westfalen) sind durch ihren überdurchschnittlich hohen Anteil an Schülerinnen und Schülern mit russlanddeutschem Migrationshintergrund…

Die überwiegende Mehrheit der Russlanddeutschen hat ein lutherisches oder katholisches Bekenntnis, partizipiert allerdings kaum am Angebot der Kirchen. Ein Teil der religiösen Russlanddeutschen hat…

Welche gruppenspezifischen Interessen haben russlanddeutsche (Spät-)Aussiedler? Inwiefern werden diese Interessen durch zivilgesellschaftliche Organisationen vertreten? Dieser Beitrag gibt einen…

Inwiefern engagieren sich Russlanddeutsche in der Politik? Warum genießt die Alternative für Deutschland (AfD) so viel Zuspruch vonseiten der Russlanddeutschen? In diesem Beitrag wird die…

(Spät-)Aussiedler genossen als "deutsche Volkszugehörige" privilegierte Aufnahmebedingungen in der Bundesrepublik Deutschland. Um eine homogene Einwanderergruppe handelt es sich jedoch nicht.

Russlanddeutsche Spätaussiedler sind eine der größten Migrantengruppen in Deutschland. Dennoch ist in der Mehrheitsbevölkerung das Wissen über sie sehr begrenzt. Wer sind die Russlanddeutschen?…

Obwohl Russlanddeutsche mit 2,4 Millionen die größte Gruppe unter den 6,5 Millionen deutschen Wählern mit Migrationshintergrund darstellen, wurden sie von der soziologischen Forschung lange Zeit…

Das Dossier wirft einen Blick auf wichtige Etappen der russlanddeutschen Geschichte und geht auf zentrale Fragen der Diskussionen um russlanddeutsche (Spät-)Aussiedler sowie russischsprachige…

Die Fachtagung der bpb zielte darauf ab, die in den letzten Jahren öffentlich nur unzureichend diskutierten Fragen von Beheimatung und Identitäten der unterschiedlichen russisch-sprechenden Gruppen…

Wie viel Russen gibt es in Deutschland?

"Man weiß, wo die Grenzen sind, und es ist für alle akzeptabel geworden, unterschiedlicher Meinung zu sein." Russen in Deutschland haben gelernt, über viele Themen zu schweigen, sagen sie. (dpa / Britta Pedersen)

"Ich freue mich sehr, Sie hier begrüßen zu dürfen, und wir eröffnen heute eine Ausstellung, die dem 150. Jubiläum des großen Gorki gewidmet ist."
In einem kleinen Raum im Russischen Haus in Berlin Mitte hängen Schwarz-Weiß-Fotos von dem russischen Schriftsteller Maxim Gorki zusammen mit zum Beispiel Tschechow oder Tolstoi. Daneben gibt es aber auch Bilder, die Stationen seines Lebens zeigen, wie das ehemalige Gefängnis von Nishni Nowgorod, wo er wegen sogenannter revolutionärer Tätigkeit einsaß. Maxim Gorki war auch ein politischer Mensch. Die Politik von heute ist allerdings kein Thema bei den Besuchern der Ausstellung. Nadia kommt aus Moskau und studiert für ein Semester International Business in Berlin.

"Nein, kein Thema, wir besprechen nicht dieses Politische, vielleicht wenn ich viel mit Deutschen spreche, fühlen wir, es gibt kältere Beziehungen und das ist immer traurig."

Schwierige Themen werden ausgespart

Deshalb werden Themen wie der Spion Skripal in Großbritannien lieber ausgespart, genauso wie die Rolle Russlands im Syrien-Konflikt, ein möglicher Giftgasangriff, ein amerikanischer Militärschlag oder eben die Position der Deutschen in diesem Konflikt. Dieser Ausstellungsbesucher hat eine russischstämmige Frau und bewegt sich lieber auf sicherem Terrain.

"Mein Verhältnis zu Russland - ich sehe erstmal die Kultur Russlands, Musik, Literatur, das bleibt ja. Wir gehen einmal im Jahr zu Schwanensee, meine Frau und ich in die deutsche Oper, und da sind auch viele Russen und mit denen kannst du über sowas nicht diskutieren, mache ich auch gar nicht."
Zumal auch die russische Community in Berlin höchst unterschiedlich denkt. 200.000 bis 300.000 Menschen würde der russischstämmige Juradoktorand Dmitri Geidel in Berlin dazurechnen. Russlanddeutsche, jüdische Kontingentflüchtlinge, politische Migranten, die noch zu Sowjetzeiten hierhergekommen sind, Wirtschaftsmigranten der späten 90er oder Russen aus Tschetschenien.

"Diejenigen, die hier aufgewachsen sind, hier integriert sind, haben da eine ganz andere Einstellung, denken aber auch nicht allzu viel darüber nach, weil das halt weit weg ist, unübersichtlich ist. Bei der der älteren Generation, die halt noch einen starken persönlichen Bezug zu Russland haben, ist das schon anders. Gerade der Vorfall in England mit dem Nervengift erzeugt viele Fragen, weil die Informationslage naturgemäß wie bei allen Spionagegeschichten, sehr unklar ist. Am Ende läuft es darauf hinaus, ob man eher westlichen oder eher russischen Medien vertraut."

Syrien-Konflikt spielt kaum eine Rolle

Dmitri Geidel vertraut mehr den deutschen Medien. Er hat eine russische Mutter und einen deutschen Vater wurde in St. Petersburg noch zu Sowjetzeiten geboren und ist jetzt politisch für die SPD im Bezirksamt von Marzahn-Hellersdorf aktiv. Immerhin könne man in vielen Familien jetzt über Politik diskutieren.
"Man hat gelernt, über viele Themen zu schweigen, das ist dann der klassischere Weg oder einfach zu akzeptieren, dass Kinder oder Ehepartner verschiedene Meinungen zu einem Thema haben. Wenn man im Internet schaut, da sind auch riesige Kolumnen, wo diskutiert wird, wie man mit Eltern umgeht, die irgendwie total auf der Putin-Linie fahren. Das hat sich mittlerweile ein bisschen gelegt, man weiß, wo die Grenzen sind, und es ist für alle akzeptabel geworden, da unterschiedlicher Meinung zu sein."

Insgesamt wirke sich der Konflikt in Syrien allerdings kaum auf den Alltag in Berlin aus, so Geidel:
"Ich spüre hier kaum eine Aggressivität gegen Russen oder dass man sich an die Wand gestellt fühlt, das ist so gar nicht da, auch in den Medien nicht. Syrien ist weniger emotional, weil das ist ein fernes Land, die starken Emotionen, wie es in der Ukraine war, das ist etwas ganz anderes und wesentlich näher an den Menschen dran, als Aleppo oder Damaskus. Der Militärschlag der USA wird glaube ich nicht als der Auftakt zum Weltkrieg oder Ähnliches angesehen, sondern als ein eingeschränkter Schlag, der auch nicht direkt Russen galt, das wird eher so als begrenzter Konflikt gesehen."

"Mir als Historiker scheint die Situation sehr gefährlich"

Doch genau davor warnt Andrej Tschenodarov. Der Wissenschaftler lebt mit seiner Familie seit 1994 in Deutschland.
"Mir als Historiker scheint die Situation sehr gefährlich und ähnlich wie vor dem Ersten Weltkrieg. Die Zeitungen waren übrigens 1913 in Deutschland genauso wie in Russland sich einig, dass Krieg undenkbar ist, der technische Fortschritt wäre so, dass das jetzt Selbstmord wäre, ein Krieg anzufangen und so weiter. Vernünftige Überlegungen übrigens. Heute auch. Aber es ist ja passiert."
Auf dieses Thema angesprochen werde er aber mehr von Deutschen als von den hier lebenden Russen, meint Andrej Tschernodarov. Weil gerade die älteren Russen noch gelernt hätten, zwischen den Zeilen zu lesen, seien sie nun verunsichert. In London sei ein Interview mit dem russischen Außenminister von der BBC zensiert worden. Bei Fotos oder Filmen im Internet könne man nie sicher sein, was inszeniert und was echt sei. Ob die Quelle glaubwürdig sei oder nicht, habe wenig damit zu tun, aus welchem Land sie angeblich stamme.
"Wir erleben eine Medienrevolution, und Konsum der Information ist immer danach zu richten, was man sucht im Internet, nicht mehr gefüttert wird wie früher. Ich verfolge natürlich die Information von mehreren Seiten, aber da ist sehr viel Unstimmigkeit in der offiziellen Information vorhanden."
Dass in Großbritannien inzwischen russische Studenten wegen des Konflikts um Skripal das Land verlassen, habe er in der Zeitung gelesen, hier sei das zum Glück anders - und das werde hoffentlich auch so bleiben:
"Zwischenmenschliche Beziehungen: Gott sei Dank, ich spüre zum Glück keine Veränderung hier. Und wir sind dafür, dass wir, unsere Völker, auf gute Beziehungen bauen."

Wie viele Russen leben in Deutschland

Russen in anderen Staaten der Welt.

Wie viele Russen leben in der Deutschland?

In der Bundesrepublik Deutschland leben ca. 2,5 Millionen Russlanddeutsche, dennoch ist das Wissen über sie in der Mehrheitsbevölkerung relativ begrenzt.

Woher kommen die deutsch Russen?

Die ersten deutschen Siedler kamen seit 1787 in erster Linie aus dem Raum Westpreußen (heute Polen) hierher, später dann auch aus dem Westen und Südwesten Deutschlands sowie dem Raum Warschau.

Warum gibt es so viele Russlanddeutsche?

Die weitaus größte Gruppe der Deutschen in Russland waren die Nachkommen der Kolonisten, die in der Folge der Siedlungspolitik Katharinas II. nach Russland kamen. Laut einer Volkszählung aus dem 1897 gab es eine Million deutsche Kolonisten in Russland, das waren 56% aller in Russland lebenden deutschstämmigen Menschen.