Wo der geist des herrn ist da ist freiheit

Ich möchte Sie alle miteinander grüßen mit einem Bibelvers, der uns für den Monat Oktober gegeben ist:

Vielleicht geht es ihnen genauso wie mir - das eine Wort "Freiheit" bleibt sofort haften. Das ist wohl der größte Traum, die größte Sehnsucht der Menschen von Beginn an. Frei sein! Wahrscheinlich ist um nichts mehr und intensiver überall auf dieser Welt gekämpft worden als darum. Und dieser Kampf hört nicht auf. Nur die Kampfinstrumente haben sich im Laufe der Zeit geändert, nicht aber das Ziel: FREIHEIT. Da kämpfen Völker um ihre Unabhängigkeit. Da wird in den Völkern gekämpft, damit die alten Machtapparate aufhören. Nicht Einzelne sollen bestimmen, sondern das Volk. "Wir sind das Volk!" Auch Demonstrationen sind Machtmittel, Freiheiten zu erwirken. Und wir Deutschen haben da ja unsere "wunderbaren" (im wirklichsten Sinne des Wortes) Erfahrungen gemacht. Und glücklicherweise sind im Laufe der Zeit aus vielen Dynastien Demokratien geworden, vom Volk gewählte und eingesetzte Verantwortliche. Aber sind wir nun deshalb frei? Erleben die Menschen um uns eine erquickende Freiheit? Freiheit hat ja nicht nur etwas mit politischen Systemen zu tun. Wie viel wird z.B. um moralische Freiheiten gekämpft? Der Mensch an sich befindet sich im Kampf gegenüber allem, was ihn in seinem Freiheitsdrang einschränken will. Und da gehört auch alles mit hinein, was den Glauben an Gott betrifft. Der Mensch will frei sein - auch (oder gerade) von Gott.

Nur die Wahrheit ist je mehr der Mensch kämpft, seine eigene ganz persönliche Freiheit zu haben, sein eigener Herr zu sein, umso mehr gerät der Mensch in Abhängigkeiten.

Die ganz persönliche Freiheit, wonach der Mensch strebt, die gibt es gar nicht. So komisch es klingen mag, Freiheit gibt es nur in Gebundenheit. Es gibt nur zwei Alternativen der Freiheit, die wir selbst wählen können: Entweder ich binde mich an irgendwelche Mächte dieser Welt oder - und davon redet nun unser Monatsspruch - an Gott, an den Geist Gottes. So jedenfalls formuliert es Paulus in seinem zweiten Brief an die Korinther. Er formuliert es positiv: "Dort, wo der Geist des HERRN wirkt - da ist Freiheit!"

Nun wäre allerdings zu fragen, wo wirkt denn der Geist des HERRN, der Geist Gottes? Zuallererst ist zu sagen, dass Gott natürlich souverän ist, d.h. dass er unabhängig von uns wirkt in dieser Welt. Aber am liebsten, so können wir das an ganz vielen Stellen der Bibel nachlesen, handelt er dort, wo wir ihn dazu einladen. Er handelt dort, wo wir ihm die Möglichkeit geben, an uns und durch uns zu wirken. Eine der ersten Wirkungen des Heiligen Geistes ist es, dass er uns selbst befreit, von den Mächten dieser Welt und nicht zuletzt von unseren eigenen so oft verkorksten Vorstellungen und Lebensgewohnheiten.

Die Freiheit, die sich das menschliche Herz ersehnt, ist nur in der Verbindung mit Gott zu haben. Das ist die einzige Alternative. Alles andere verdient nicht den Namen FREIHEIT.

Der „Geist der Wahrheit“ erleuchtet uns, der „Geist der Liebe“ entzündet uns – die pfingstlichen Flammenzungen sind das uralte Symbol für diesen göttlichen Funken. Jesu Worte in Nazaret beschreiben den Geist, der auf ihm ruht, als den Geist der Freiheit. Die Freiheit ist somit das Erkennungszeichen für uns Christen, der Maßstab, an dem wir ablesen können, ob wir wirklich noch im Geiste Jesu leben. Paulus fasst es in einer klaren Formel zusammen: „Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit“.

In einem katholischen Waisenhaus herrschte große Aufregung: Das Kruzifix, das im Speisesaal hing, war in der Frühe auf dem Fußboden gefunden worden: offensichtlich mutwillig zerstört. Die Fahndung nach dem Täter war erfolgreich. Ein achtjähriger Junge war für den Frevel verantwortlich. Die Schwestern brachten ihn zum Hausgeistlichen, damit er ihm ins Gewissen rede. Der Pater zeigte dem Jungen das Kreuz mit dem zerbrochenen Korpus und fragte ihn, warum er das getan habe. Der Junge deutete mit dem Finger auf den Gekreuzigten und unter Schluchzen stammelte er: „Der ist schuld, dass ich immer so brav sein muss.“
Was ist da passiert? Welches Bild von Jesus, welches Bild vom Glauben wurde dem Jungen vermittelt? Du sollst nicht, du darfst nicht, du musst – ein einengender Glaube, der die Lebensfreude lähmt, der das Atmen schwer macht und moralischen Druck erzeugt. Auch mancher von uns mag in seiner Kindheit einem solchen Glauben begegnet sein: einem Katalog von Geboten und Verboten, einem „moralischen Überwachungssystem“, einem Zeigefinger-Gott, der nicht Vertrauen, sondern Angst bewirkte.

Eine Religion der Freiheit
Der christliche Glaube ist so bis zur Unkenntlichkeit verzerrt worden; denn seinem Wesen nach ist das Christentum eine Religion der Freiheit. Dass Gott sein Volk aus der Sklaverei Ägyptens befreit hat, war die Schlüsselerfahrung Israels. Seitdem besingen ihn die Psalmen als den Gott, der uns „ins Weite führt“ (Ps 18, 20) und bringen die jahrhundertelange Geschichte mit ihm auf den Punkt: „Wir gingen durch Feuer und Wasser. Doch du hast uns in die Freiheit hinausgeführt“ (Ps 66,12).
Auch Jesu Botschaft von der Nähe Gottes, vom Anbruch des Gottesreiches, war eine Botschaft der Befreiung. Wo Gottes Gegenwart aufleuchtet, bricht eine neue Freiheit an. Die Dämonen der Angst und der Krankheit müssen weichen, Sünder können umkehren und Trauernde dürfen sich freuen. Die Herrschaft von Menschen über Menschen hat ein Ende, weil allein die Liebe regiert, und selbst der Zwang des heiligen Gesetzes tritt zurück, wo Gott den Menschen in die Mitte stellt: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat“ (Mk 2,27).
Diese Freiheit ist keine Beliebigkeit. Es ist die Freiheit, sich allein an Gott zu binden und gerade dadurch von allen falschen Bindungen frei zu werden. „Wenn euch also der Sohn befreit, dann seid ihr wirklich frei“, heißt es im Johannesevangelium (Joh 8,36).
Als Jesus bei seiner berühmten „Antrittspredigt“ in Nazaret  klarmachen will, wozu er gekommen ist, beschreibt er seine Sendung mit einem Jesaja-Zitat: „Der Herr hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe“ (Lk 4, 18f).

Der göttliche Funke
Paulus wird es später in seinem Brief an die Galater einmal so zusammenfassen: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ (Gal 5,1). Jesus hat seine Nazaret-Rede mit dem Satz eingeleitet: „Der Geist des Herrn ruht auf mir.“ Viele Wirkungen hat die Bibel diesem Geist zugeschrieben: Der „Geist der Wahrheit“ erleuchtet uns, der „Geist der Liebe“ entzündet uns – die pfingstlichen Flammenzungen sind das uralte Symbol für diesen göttlichen Funken. Jesu Worte in Nazaret beschreiben den Geist, der auf ihm ruht, als den Geist der Freiheit. Die Freiheit ist somit das Erkennungszeichen für uns Christen, der Maßstab, an dem wir ablesen können, ob wir wirklich noch im Geiste Jesu leben. Paulus fasst es in einer klaren Formel zusammen: „Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit“ (2 Kor 3,17).
Diese Erfahrung blieb dem Jungen im Waisenhaus leider vorenthalten. Freiheit wurde durch Zwangsgehorsam ersetzt. Glaube – das war für ihn Duckmäusertum, Kontrolle und Versagensangst. Das Pfingstfest sagt ihm und uns: Gottes Atem, der Heilige Geist, erfüllt dich. Er atmet in dir. Er ist deine Mitte, dein Grund. Er schafft in dir einen Raum der Freiheit, in dem du ganz du selbst sein kannst. Die Ängste, die dich sonst bedrängen, haben dort keinen Zutritt. Dort ist der Raum, wo du dir nichts vorzumachen brauchst, wo du deine Maske, deinen Schutzpanzer ablegen darfst, wo du nicht mehr getrieben, nicht mehr verletzt, nicht mehr unter Druck gesetzt bist. Dort bist du angenommen vor aller Leistung und trotz aller Schuld.

Gottes Atem durchströmt uns
Von der „Einwohnung“ Gottes in uns sprachen die Kirchenväter. Denn es ist Gottes Atem, der uns durchströmt, sein Heiliger Geist. Der Gott, den Israel als JAHWE  (Ich-bin-da) erfahren hat, der als Immanuel (Gott-ist-mit-uns) Mensch geworden ist, ist zugleich der Gott-in-uns. Jeder Mensch ist seitdem „heiliger Boden“, Ort der Gottesgegenwart wie einst der brennende Dornbusch. Wir sind berufen, dieses göttliche Licht durch uns hindurchscheinen zu lassen und etwas auszustrahlen von der Freiheit der Kinder Gottes.

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Wo steht in der Bibel Wo der Geist des Herrn ist da ist Freiheit?

2 Kor 3,17 Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.

Wo der Geist des Herrn ist da ist Freiheit 2 Korinther 3 17?

Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. “ Wo wir uns an Gott hängen, wo wir den Impulsen und Anreizen des Heiligen Geistes folgen, da ist Freiheit. Das will uns Paulus ans Herz legen.

Wo der Geist des Herrn ist da ist Freiheit Auslegung?

ist Freiheit. Das heißt doch auch: Wo Freiheit fehlt, kann der Geist auch nicht sein. Umgekehrt: Wo der Geist Gottes ist, wirkt er Freiheit. Zwischen ihm und jeder Art von Unfrei- heit besteht absolute Unverträglichkeit. Und: Der Heilige Geist ist ganz eng gebunden an Christus.

Was soll der Heilige Geist sein?

“ Das Konzil brachte 381 die Pneumatologie zu einem gewissen Abschluss: Der Heilige Geist ist im Christentum „eins“ mit Gott-Vater und Gott-Sohn und wird zugleich als eine der drei Personen oder Hypostasen Gottes resp. als dritte Person des dreieinen Gottes verstanden (siehe Trinität).