Wer ist der täter von münchen

Am 22. Juli 2016 tötete der achtzehnjährige David Ali Sonboly in der Nähe des Münchner Olympia-Einkaufszentrums am späten Nachmittag mit gezielten Schüssen neun Menschen. Fast alle der Opfer waren Jugendliche mit Migrationshintergrund, manche erst vierzehn Jahre alt, ermordet mit Kopfschüssen.

Obwohl er am Tag zuvor über Facebook Bekannten freie Burger im McDonald’s am OEZ als Lockmittel versprochen hatte, erschoss er keinen von ihnen, sondern ausschließlich fremde Personen. Zufallsopfer, die seinem Feindschema entsprachen. Andere Fliehende ließ er unbehelligt passieren. Die Tatwaffe war eine Glock. Wie sich herausstellte, ein Modell, das Anders Breivik auf den Tag genau fünf Jahre zuvor, am 22. Juli 2011, benutzte, als er bei seinen Bombenanschlägen in Oslo und seinen Menschenjagden auf der Ferieninsel Utoya 77 Menschen, ebenfalls zumeist Jugendliche, ermordete.

David Ali Sonboly hinterließ „Manifeste“

Wie Breivik hinterließ auch David Ali Sonboly rechtsterroristische Manifeste. Litaneien, in denen er seinem Hass auf muslimische Mitschüler, die ihn in der Schule am Hasenbergl, einem sozial schwachen Viertel in München, wohl mobbten, und Mordphantasien freien Lauf lässt. Seine Tat, weiß man später, hatte der Achtzehnjährige lange geplant. In Chatgruppen auf der Spieleplattform Steam hatte er sich über lange Zeit mit Gleichgesinnten vernetzt und radikalisiert, nahm teil an dem Verehrungskult um die „Columbine“-Täter und andere Schulmassaker, teilte rechtsradikale Inhalte. Manche meinen, dass er in „Ego Shooter“-Spielen sein Massaker geübt habe. Es lässt sich schließen, dass er sich für erwählt hielt, da er am 20. April geboren worden war – dem Geburtstag Adolf Hitlers.

Am Abend des 22. Juli 2016 kommt in München das öffentliche Leben zum Stillstand. Die Sicherheitsbehörden haben die nicht lange zurückliegenden Attentate von Paris und Nizza, bei denen die Täter im Namen der Terrorgruppe IS handelten, im Sinn. Der Nahverkehr wird angehalten, da der Täter zunächst flüchtig ist und mehr als 70 weitere Tatorte von aufgeschreckten Bürgern gemeldet werden – alles Falschmeldungen. Panik wird erzeugt, vor allem über Twitter-Videos und -Meldungen, und – falsche – Einschätzungen der Lage durch einen Reporter des größten deutschen Boulevardblatts. Der IS-Terrorismus, so scheint es in den Abendstunden zunächst, ist in München angekommen.

Währenddessen filmt ein Mann aus einem Hochhaus David Ali Sonboly, der auf dem OEZ-Parkdeck herumläuft. Im Wortwechsel gibt der Täter an, Deutscher zu sein. Was stimmt. Seine Eltern sind iranischer Herkunft. Alle möglichen selbstgedrehten Videos, Fotos, Textnachrichten gehen im Netz viral. Am späteren Abend finden Einsatzkräfte dann den toten David Ali Sonboly in der Nähe des OEZ. Er hat sich selbst erschossen. In einer Pressekonferenz gegen zwei Uhr nachts erläutern der Pressesprecher der Polizei und der Polizeipräsident die bis dahin bekannte Faktenlage. Es war ein Einzeltäter. Wirklich? Das erste Abschlussgutachten, das 2017 veröffentlicht wird, stuft die Tat Sonbolys als Amoklauf eines langjährig Gemobbten ein. Einen politischen Hintergrund gebe es nicht. Eine krasse Fehleinschätzung, die besonders auf Betreiben der Angehörigenanwältin Claudia Neher, aber erst nach den Ereignissen von Hanau und Halle geändert wird. Ein neues Gutachten hebt den rechtsterroristischen Hintergrund der Tat ausdrücklich hervor.

Offenbar Hausdurchsuchung in München

16 Verletzte und zehn Tote - unter ihnen auch der mutmaßliche Täter, ein 18-jähriger Deutsch-Iraner. Das ist die Bilanz der Bluttat im Münchner Olympia-Einkaufszentrum von Freitagabend. Die Polizei geht inzwischen von einem Täter aus und gab leichte Entwarnung. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Medienberichten zufolge soll Samstagfrüh eine Wohnung durchsucht worden sein - möglicherweise die der Eltern des Täters. Völlig offen ist für die Polizei aber noch das Motiv der Tat. Derzeit gebe es keinen Hinweis auf einen islamistischen Hintergrund.

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Obgleich die Tat nicht an einer Bildungseinrichtung, sondern im öffentlichen Raum stattfand, zeigte sich, dass der Täter aus München identische Risikofaktoren zeigte, wie sie bereits von Schulamokläufern bekannt sind.

Beispielsweise identifizierte sich der Täter mit anderen Amokläufern vor ihm und reiste sogar nach Winnenden, einem Ort, in dem 2009 ein verheerender schulischer Amoklauf stattgefunden hatte. Der 18-jährige machte bedrohliche Äußerungen eine Gewalttat zu begehen und versuchte zudem durch einen gefakten Facebook Account weitere potenzielle Opfer anzulocken. Auch fühlte er sich gemobbt oder war tatsächlich an seiner Schule zum Ziel von Mobbing geworden.

Wir analysierten den Münchner Fall mit dem wissenschaftlich fundierten Risikoeinschätzungsinstrument DyRiAS-Schule (http://dyrias.com/de/systeme/dyrias-schule.html). Das Instrument war ursprünglich ausschließlich für schwere zielgerichtete Gewalttaten an Schulen durch gegenwärtige oder ehemalige Schüler konzipiert und validiert.

Der Täter aus München erreichte hier die höchste Risikostufe, welches aussagt, dass eine schwere Gewalttat möglicherweise unmittelbar bevorsteht. Es scheint also, dass dieses Risikomuster nicht nur für Jugendliche und junge Erwachsene gültig ist, die planen, eine Amoktat direkt in ihrer Schule durchzuführen. Entscheidender ist möglicherweise die Identifizierung mit anderen schulischen Amokläufern in Verbindung mit dem subjektiven Gefühl der Schule als biographischer Unrechtsort, der prinzipiell einen Rachefeldzug an verschiedenen Orten möglich macht. Unser Institut strebt zu dieser Fragestellung weitere Forschungsarbeiten an.

Es zeigt sich somit, dass die von den Jugendlichen aufgegriffenen Amokläufer-Skripts, wie wir sie bislang kannten, sich in einem Wandel befinden. Neben den klassischen Schulamokskripten werden mittlerweile zunehmend radikale Ideologien mit aufgegriffen. So kommunizierte der Münchner Täter bei unterschiedlichen Gelegenheiten fremdenfeindliche Einstellungen gegenüber Dritten und schimpfte auf Ausländer. Seinen Geburtsnamen Ali änderte er in einen deutschen Vornamen David. Zudem heißt es, dass er stolz darauf gewesen sei, dass sein Geburtstag auf Hitlers Geburtstag fiel.

Fachpersonen im Bedrohungsmanagement sollten also fortlaufend den Wandel von Verhaltensmustern und Risikokonstellationen in ihrem Tätigkeitsbereich im Blick behalten und sich etwa durch wissenschaftliche Veröffentlichungen, Fallstudien und Fachveranstaltungen über den neuesten Stand informieren.

Was ist am 22.07 2016 in München passiert?

Neun Menschen starben bei dem rassistischen Anschlag am 22. Juli 2016 in der Nähe des Olympia-Einkaufszentrums in München. Jahrelang galt die Tat als Amoklauf. Politische Konsequenzen gab es kaum.

Wo war der Amoklauf in München?

MoosachAnschlag in München 2016 / Ortnull